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Sturz der Marionetten: SF-Thriller

Titel: Sturz der Marionetten: SF-Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam-Troy Castro
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Jeder Versuch, die Entfernung zu Fuß zu überwinden, war eine Garantie dafür, im Dunkeln zurückzukommen. Die Antwort auf die Frage, ob ich allein in der winterlichen Kälte herumspazieren oder in den Gleiter steigen sollte, der mich binnen Minuten zum Ziel bringen würde, schien auf der Hand zu liegen.
    Andererseits tat es mir vielleicht ganz gut, mich schon im Vorfeld für das zu bestrafen, was ich zu tun gedachte.
    Also schob ich die Hände in die Manteltaschen, zog das Kinn an die Brust und machte mich auf den langen Weg über die Ebene vor den Hügeln, um mich dieser letzten und schlimmsten Konfrontation unter all den unerfreulichen zu stellen, die diese Welt für mich bereitgehalten hatte.
 
    Counselor Tara Fox saß auf einem flachen Felsen, gleich jenseits der Hügel, das ausdruckslose Gesicht dem grauen Wasser des Polarmeeres von Vlhan zugewandt. Als ich sie gefunden hatte, war die Temperatur um weitere sechs Grad gefallen, und mein Atem war so abgehackt wie das Motorengeräusch einer altmodischen Maschine, die im Winter nur widerstrebend anspringen wollte.
    Man hatte mir gesagt, dass dies weniger ein Meer als vielmehr ein großer See war, entstanden aus Gletscherwasser, das mit dem Salz, welches über die Jahrhunderte aus den umliegenden Bergen gespült wurde, so gesättigt war, dass es niemals gefrieren, niemals Leben hervorbringen und sich nie mit den wärmeren Gewässern angenehmerer Klimazonen vermischen würde. Außerdem hatte man mir erklärt, es sei ausreichend sauer, um die Haut zu verätzen, und kalt genug, dass man binnen nicht einmal drei Minuten an Unterkühlung sterben würde. Schon das aufspritzende Wasser war unangenehm genug. Aber dies war ein angemessener Ort für einen Menschen, der so in sich verschlossen war wie Tara Fox, ganz zu schweigen von einem Menschen, der so viele Sünden begangen hatte wie ich. Wie ich schon sagte, hasse ich planetare Umgebungen, aber angesichts meiner derzeitigen Stimmung fühlte ich mich bei diesem Anblick, als käme ich nach Hause. Wäre ich noch etwas schlechter gelaunt gewesen, dann wäre ich vielleicht reingesprungen.
    Statt ein Feuer zu entzünden, hatte Fox einen Ionenfeldgenerator mitgenommen, um das Klima in einem Fünf-Meter-Radius um ihre Position herum zu beeinflussen, aber ich sah, dass sie ihn so eingestellt hatte, dass er nur die schlimmste Kälte abwehrte; sie saß immer noch zusammengekauert in einem geborgten Kapuzenparka da und brachte mit jedem Atemzeug eine weiße Dampfwolke hervor. Vielleicht hatte sie auch eine Selbstbestrafung nötig. Nicht, dass ein paar beschwerliche Stunden dafür gereicht hätten.
    Sie hörte mich kommen, als ich gerade einen Felsen herabkletterte, drehte sich aber nicht um, um nachzusehen, wer sich da näherte. »Counselor Cort.«
    Nach der Kletterei war ich etwas außer Atem. »Counselor Fox.«
    Sie wartete, bis ich in das ionische Feld getreten war und mir in der geringfügig wärmeren Luft die Hände rieb. Ihre Miene war ruhig und ungetrübt von jeglicher Sorge. »Ich empfinde inzwischen eine große Zuneigung Ihnen gegenüber, Andrea.«
    »Ich dachte, Sie sollten gar nicht in der Lage sein, so etwas zu äußern.«
    »Doch, das kann ich«, sagte sie. »Wenn es wahr ist. Ich habe festgestellt, dass ich Ihnen vertraue.«
    »Als Freundin?«
    »In einer anderen Welt, vielleicht.«
    »Schön zu hören«, sagte ich und war überrascht, dass ich es auch so meinte. »Sie haben mir da unten geholfen, am Leben zu bleiben. Ich glaube, in einer anderen Welt hätte ich auch Ihre Freundin werden können. Aber, da wir gerade davon sprechen, vielleicht kann ich auch in dieser Welt noch Ihre Freundin sein.«
    Sie beobachtete das graue, eisige Wasser, das zwanzig Meter unter uns wogte. »Warum?«
    »Sie mögen es nicht glauben, aber ich bin Ihnen ehrlich dankbar für alles, was Sie getan haben, um mir zu helfen, als ich verletzt war. Da haben Sie sich im besten Licht gezeigt.«
    Diese Worte erzielten keinerlei Wirkung. »Sind Sie gekommen, um mir bei der Suche nach Merin zu helfen?«
    »Nein«, sagte ich und blies in meine Hände. »Ich bin gekommen, um Sie festzunehmen.«
    Sie nickte, als hätte sie genau damit gerechnet. »Sie haben versprochen, mir bei der Suche nach Merin zu helfen.«
    »Ich weiß, und ich habe mein Versprechen gehalten.«
    Hatte ihre Braue gerade gezuckt? »So schnell?«
    »Ja.«
    »Wie?«
    »Es war ganz einfach.«
    Und ich konnte mir diesen Erfolg nicht einmal selbst zuschreiben. Die KIquellen, die am Ende

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