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Sturz in die Vergangenheit

Sturz in die Vergangenheit

Titel: Sturz in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Runa Winacht , Maria G. Noel
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war so ...
    Sie spürte ihn seufzen.
    Seltsamerweise erst in diesem Moment traf es sie wie ein Schlag. Sie musste ihn loslassen. Auf Abstand gehen.
    „Was ...?“ Er blinzelte verwirrt.
    Ich bin nicht Lida. Das konnte sie nicht sagen, er hatte Lida ja gar nicht erwähnt. Doch das hätte sie auch nicht ausgehalten. Nicht jetzt.
    „Ich muss los“, suchte sie hastig nach irgendeiner Ausrede. Und es stimmt ja auch. „Ehe es zu spät wird.“ Wenn das Thema Abschied auch nicht wirklich unkomplizierter war.
    Dementsprechend räusperte Mattis sich erneut. Sein „Drück Ilya von mir“ war kaum zu verstehen.
    Er war so traurig. Es war traurig. Mila spürte schon wieder Tränen in sich aufsteigen. Warum musste alles so sein, wie es war? „Wie fühlst du dich denn?“, fragte sie vorsichtig.
    „Ich weiß nicht ... leer. Krank. Nein, ich fühle mich nicht gut.“
    Sie fasste ihn am Ärmel, zog ihn hinunter, sodass er sich hinsetzen, an einen Baum lehnen konnte. Und während sie noch zögerte, wie nah sie neben ihn rutschen könnte – schwand er ins Nichts. Mila war, als fiele sie mit. In die Tiefe – um im nächsten Moment hart auf dem Boden aufzuschlagen. Mit leeren Händen.
    „Verdammt, ich kann doch jetzt nicht wieder Stunden warten“, musste sie laut ausrufen. Und es hilft ja auch nichts. Es geschieht einfach, und ich kann nichts tun, gar nichts. Nicht einmal warten. Nein, Warten war Unsinn. Und war das, was eben zwischen ihnen passiert war, etwa kein vollwertiger Abschied gewesen?
    Wir haben so viel Zeit vergeudet mit Zaudern und Sprachlosigkeit, dachte sie verzweifelt. Wenn er jetzt noch einmal zurückkommt ...
    Sie erschrak bis ins Mark, als in diesem Augenblick sein Körper an ihre noch immer ausgestreckten Hände prallte.
    „Mila, willst du, dass ich versuche, hierher zurückzukommen?“, platzte Mattis heraus, kaum dass er vollends sichtbar geworden war.
    Da kamen ihr die Worte ganz von selbst: „Möchtest du das, weil du so tun willst, als wäre ich Lida?“
    „Du bist nicht Lida.“
    Oh? Mila starrte ihn an. Dann seine Hand, die ihre umspannte. Wieder zurück, in seine Augen.
    „Willstdudenn?“ Angstvoll. Gehetzt. Ehe es zu spät ist. Seine Hand drückte ihre. Oder umgekehrt.
    Mila nickte heftig. „Frank hat sich so oft und so lange wie möglich in der Höhle aufgehalten, und er hat sich wieder beißen lassen, das scheint die Voraussetzung für eine Wiederkunft zu sein“, ratterte sie herunter, so schnell sie konnte. „Aber ich weiß es eben nicht wirklich, ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht einfach Zufall ...“
    „Wo treffe ich dich?“, zwängte er seine Worte dazwischen. „Wo ist diese Hütte?“
    „Du wirst in der Höhle ankommen, und die ist zu weit weg.“
    „Mir wird schwindelig, ich ...“
    „Am Achseljoch, zum Thaneller, zwei Meilen Richtung Gipfel“, beschwor sie ihn.
    „Irgendwie werde ich dich schon finden“, mach dir keine Sorgen, „und ...“
    „Da gibt es eine Steilwand, hat Johann gesagt.“
    „... nun geh, Mila, du musst endlich den anderen hinterher, Ilya ...“
    Ihre Hand – leer.
    Und sie noch immer nicht im Mindesten daran gewöhnt. Fassungslos starrte sie in die leere Luft vor sich, auf die zerdrückten Blätter, den Baumstamm. Musste die Rinde berühren, um sich zu beweisen, dass wenigstens sie selbst noch existierte.
    Sie sollte nicht mehr auf ihn warten, hatte er gesagt. Dabei schienen die Intervalle jetzt kürzer zu werden ...
    „Mila, geh endlich ...“
    Diesmal war er so rasch verschwunden, dass ihre Hände die flüchtige Berührung nicht einmal registriert hatten.
    Mit einem gequälten Aufstöhnen sprang sie rückwärts auf die Füße, wankte zurück. Hielt ihre Augen unverwandt auf die Stelle gerichtet, an der er vielleicht gleich noch einmal aufflackern würde – doch dann pieksten sie Zweige im Nacken, sie brauchte ihre Aufmerksamkeit auf dem Weg. Wandte sich voller Widerstreben um – und zwang sich eisern, trotz allem einen Schritt nach dem anderen zu tun. Noch ein Blick über die Schulter – doch dann riss sie sich endgültig los, rannte, sprang immer schneller durchs Unterholz – und plötzlich verwandelte sich das Schluchzen in ihrer Kehle in einen anderen Laut.
    Er will es. Er will es, wie Frank es gewollt hat. Er will zu mir zurückkommen! Es war bestimmt unsinnig, doch mit einem Mal war sie von einem tiefsitzenden Trost erfüllt. Unsinnig, weil seine Rückkehr mehr als unwahrscheinlich blieb, weil selbst die nichts an seinem Fieber

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