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Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)

Titel: Sturz in die Zeit: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Cross
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Gegenwart.
    Übersetzt in Nicht-Streber-Sprache: Ich springe dreißig Minuten in der Zeit zurück, flirte mit dem Mädel in diesem Laden, springe zurück in die Gegenwart, gehe wieder da rein und teste, ob sie mich kennt.
    Wird sie nicht.
    Aber Adam Silverman, Sieger im Bundeswettbewerb Jugend forscht 2009 und künftiger MIT-Student, wird diesen Schluss erst als erhärtet betrachten, wenn wir die Sache aus allen erdenklichen Blickwinkeln überprüft haben. Ehrlich gesagt, stört mich das auch nicht. Manchmal macht es Spaß, und bis vor wenigen Monaten wusste außer mir ja nicht mal jemand, was ich kann. Jetzt, wo sich die Zahl derer, die Bescheid wissen, verdoppelt hat, habe ich gleich nicht mehr so sehr das Gefühl, ein Freak zu sein.
    Und fühle mich auch gleich ein bisschen weniger einsam.
    Aber ich war noch nie vorher mit einem Physik-Nerd befreundet. Obwohl Adam eher zu der Sorte Nerds gehört, die sich in Regierungswebsites einhacken. Was ich unglaublich cool finde.
    »Bist du dir sicher, dass du genau dreißig Minuten zurückspringen kannst?«, fragte Adam.
    »Ja, glaub schon«, erwiderte ich achselzuckend.
    »Denk einfach dran, dir die Zeit zu notieren. Ich stoppe derweil die Sekunden, in denen du hier wie scheintot rumsitzt«, sagte Adam und drückte mir eine Stoppuhr in die Hand.
    »Sehe ich echt aus wie scheintot, wenn ich springe? Was glaubst du denn, wie lange das dauern wird?«, fragte ich.
    »Bei einer zwanzigminütigen Exkursion, die dich dreißig Minuten in die Vergangenheit zurückführt, wirst du in der Gegenwart schätzungsweise zwei Sekunden lang wie gelähmt dasitzen.«
    »Wo war ich denn vor einer halben Stunde? Nur damit ich mir nicht selbst über den Weg laufe.«
    Adam drückte ungefähr zehn Mal auf seiner Stoppuhr rum, bevor er mir antwortete. Totaler Zwangsneurotiker, dieser Typ. »Da warst du drinnen und hast dir die Pinguine angeguckt.«
    »Gut, dann versuche ich, da nicht zu landen.«
    »Wir wissen beide, dass du dir deinen Zielort aussuchen kannst, wenn du dich richtig konzentrierst. Also nerv nicht mit diesem ›Ich weiß gar nicht, wo ich landen werde‹-Stuss«, flachste Adam.
    Vielleicht hatte er ja recht, aber es ist schwer, an nichts anderes als an einen bestimmten Ort zu denken. Nur ein winziger halbsekündiger Gedanke an einen anderen Ort als den, wo ich hinwill, und ich lande stattdessen dort.
    »Ja, ja. Mach du’s doch, wenn du glaubst, dass es so einfach ist.«
    »Würde ich ja gern, wenn ich könnte.«
    Ich verstehe ja, warum einer wie Adam so von dem fasziniert ist, was ich kann, aber ich selbst betrachte es nicht gerade als eine Superkraft. Eher als einen schlechten Witz der Natur. Und einen unheimlichen noch dazu.
    Ich schaute auf die Uhr, 12:25 Uhr, dann schloss ich die Augen und konzentrierte mich auf dreißig Minuten vorher und auf exakt diesen Ort, obwohl ich eigentlich, ehrlich gesagt, keine Ahnung habe, wie ich das mache.
    Mein erster Sprung liegt ungefähr acht Monate zurück. Es passierte in meinem ersten Semester am College, mitten in einem Kurs über französische Lyrik. Ich bin kurz weggenickt und wachte auf, als mir plötzlich ein kalter Wind ins Gesicht wehte und eine Tür vor meiner Nase zuschlug. Ich stand vor dem Studentenwohnheim. Doch bevor ich Panik kriegen konnte, saß ich schon wieder in dem Kurs.
    Und kriegte dann Panik.
    Jetzt macht es meistens Spaß. Auch wenn ich keine Ahnung habe, in welchen Tag und in welches Jahr ich bei diesem ersten Sprung gereist bin. Nach heutigem Stand liegt mein Rekord bei achtundvierzig Stunden. In die Zukunft zu springen hat bislang nicht funktioniert, aber ich werde es weiter versuchen.
    Das vertraute Gefühl, in zwei Teile gerissen zu werden, setzte ein. Also hielt ich den Atem an und wartete, bis es vorbei war. Es ist nie angenehm, aber man gewöhnt sich daran.

2
    Dienstag, 4. August 2009, 11:57 Uhr
    Als ich die Augen wieder aufschlug, war Adam weg, ebenso die Kinder und meine Kollegen. Das fiese Gefühl, in zwei Teile gerissen zu werden, hörte auf, und ich fühlte mich stattdessen federleicht, wie immer während eines Zeitsprungs. So als könnte ich kilometerweit rennen, ohne dass die Beine schwer werden.
    Ich schaute mich um. Glück gehabt. Alle anderen waren viel zu sehr ins Angaffen der Zootiere vertieft, um mitzubekommen, dass ich aus dem Nichts aufgetaucht war. Bislang hatte ich es glücklicherweise noch nie jemandem erklären müssen.
    Also drückte ich auf den Startknopf der Stoppuhr und blickte auf

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