Sturz in die Zeit: Roman (German Edition)
Pläne anscheinend doch nicht so gut aufgenommen, wie ich dachte.
»Jetzt komm schon, Holly, mach die Tür auf.«
Zwei Mädchen flitzten kichernd in Bademänteln an mir vorbei.
Ich wandte mich wieder Lydia zu. »Sie will dich nicht sehen«, sagte sie mit einem höhnischen Grinsen. »Das ist genau der Grund, warum ich mich gegen Männer entschieden habe. Schon seit über einem Monat predige ich Holly, dass sie dasselbe tun sollte.«
Es kostete mich einige Selbstbeherrschung, Hollys notorisch schlecht gelaunte Mitbewohnerin nicht anzuschreien. Sie hatte die Arme vor der Tür ausgebreitet und blockierte mir den Weg. Als könnte ich ja auf die Idee kommen, die Tür einzuschlagen. »Lydia, musst du nicht dringend zu einem Meeting deines Sylvia-Plath-Fanclubs oder so was?«
Auf der anderen Seite der Tür erklang Musik.
»Wirklich reizend, Jackson. Jetzt gebe ich dir den Schlüssel erst recht nicht.«
Ich schlug meinen Kopf sanft gegen die Wand neben der Tür. »Lass mich rein, bitte, Holly!«
»Verzeih ihm nicht! Er wird dich nur wieder verarschen. Wieder und wieder«, rief Lydia.
Okay, ich bringe diese Zicke wirklich noch um.
Hinter uns ging eine Tür auf, und als ich mich umdrehte, stand da ein Mädchen mit einem dicken Lehrbuch im Arm. »Tut mir echt leid, Jackson, aber ich muss lernen. Und Lydia, halt bitte den Mund. Deine wütenden Hasstiraden gegen Männer interessieren keinen.«
Die Musik in Hollys Zimmer wurde noch lauter gedreht. Ich wandte mich wieder an Lydia und rief ihr über den Lärm hinweg zu: »Ich zahle dir hundert Dollar, wenn du mir deinen Schlüssel gibst und für den Rest des Abends verschwindest.«
Ich wartete darauf, dass sie mir einen Vortrag hielt, von wegen ich würde gegen die Hausordnung verstoßen, oder irgendeinen Mist über Frauen erzählte, die im Leben die metaphorischen Schlüssel aus der Hand gaben, oder so was.
Doch zu meiner Verblüffung hoben sich ihre dunklen Augenbrauen, und sie sagte: »Zweihundert.«
Ich öffnete mein Portemonnaie, zog eine Kreditkarte heraus und drückte sie ihr in die Hand. »Nimm einfach die.«
Sie ließ den Schlüssel vor mir auf den Boden fallen und lief durch den Gang davon. Erleichtert atmete ich auf.
»Danke!«, sagte das Mädchen hinter mir.
Ich hob den Schlüssel auf und steckte ihn ins Schloss. »Bitte rede mit mir, Hol.«
Der Refrain eines Liedes von Pink war die einzige Antwort, die ich bekam. Ich schloss auf und drückte die Tür vorsichtig auf, da ich damit rechnete, dass Holly auf der anderen Seite auf mich wartete, um mir den Schlüssel abzunehmen und mich wieder nach draußen zu schieben.
Ein roter Schuh segelte durchs Zimmer und knallte über dem Fenster gegen die Wand. Ich trat ein und schloss die Tür, dann ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Hollys Füße und der untere Rand ihres blauen Bademantels lugten aus dem Schrank hervor.
Ich war mir nicht sicher, ob sie mich hatte reinkommen hören, aber andererseits war das mit dem Schuh vielleicht auch kein Zufall gewesen. Wäre nicht das erste Mal, dass ein Mädchen einen Schuh nach mir warf, aber zu Holly passte es eigentlich nicht so ganz.
Während ich das Zimmer durchquerte, um die Stereoanlage auszuschalten, musste ich einer braunen Sandale ausweichen. Sobald die Musik verstummte, hörte sie auf, in ihrem Gerümpel herumzuwühlen, krabbelte aus dem Schrank und stellte sich vor mich hin.
»Ich hab gute Nachrichten«, sagte ich und versuchte zu lächeln, aber es passte nicht ganz zur Stimmung. »Wenn man ihr genug zahlt, ist Lydia sogar bereit, ihren Meckerliesen-Rand zu halten. Sie kommt erst morgen wieder.«
»Im Ernst? Du hast meine Mitbewohnerin dafür bezahlt, dass sie geht?«
Ihr Gesicht zeigte nicht den kleinsten Schimmer von Belustigung. Mir zog sich der Magen zusammen.
»Sag mir, was los ist. Was hab ich falsch gemacht?« Schon allein die Frage verriet, dass mir klar war, dass es hier um mehr ging als um meine Absage des Kinobesuchs. Ganz schön dumm von mir. Ich streckte die Hand nach ihr aus, doch ihre Arme blieben vor der Brust verschränkt.
»Immer verheimlichst du mir was und hängst mit Adam rum, als wärt ihr kleine Kinder.«
»Bist du eifersüchtig? Ich weiß ja, dass er zuerst mit dir befreundet war, aber vielleicht können wir einen Terminplan ausarbeiten.« Schlecht, sehr schlecht. Das hätte ich nicht sagen sollen. Ich wand mich innerlich und wartete darauf, dass sie mich anschrie oder den nächsten Schuh in meine Richtung
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