Succubus Blues - Komm ihr nicht zu nah
soll! Duane kann nicht tot sein.«
»Du hast zugegeben, dass ihr beide euch letzte Nacht gestritten habt.«
»Ja …«
»Und du hast ihm gedroht.«
»Ja, aber das war ein Witz …«
»Ich glaube, er hat was davon erwähnt, er solle dir niemals mehr zu nahe kommen?«
»Ich war wütend und durcheinander! Er hat mir Angst eingejagt. Das ist verrückt. Abgesehen davon, Duane kann nicht tot sein!«
Das war die einzige vernünftige Überlegung, an die ich mich bei dieser ganzen Angelegenheit klammern konnte, also wiederholte ich es für sie und für mich. Unsterbliche waren per definitionem unsterblich. Schluss. Aus. Basta.
»Verstehst du nichts von Vampiren?«, fragte der Erzdämon neugierig.
»Wie zum Beispiel, dass sie nicht sterben können?«
Belustigung flackerte in Carters grauen Augen auf; Jerome fand mich wesentlich weniger komisch.
»Ich frage dich ein letztes Mal, Georgina. Hast du Duane ermordet oder nicht? Beantworte einfach nur diese Frage. Ja oder nein.«
»Nein«, sagte ich fest.
Jerome warf Carter einen Blick zu. Der Engel musterte mich, wobei ihm das glatte blonde Haar nach vorn fiel und das Gesicht zum Teil bedeckte. Da begriff ich, weshalb Carter heute Abend mit von der Partie war. Engel können Wahrheit stets von Lüge unterscheiden. Schließlich nickte er Jerome heftig zu.
»Freut mich, den Test bestanden zu haben«, murmelte ich.
Aber da war ich bereits Luft für sie.
»Na ja«, bemerkte Jerome grimmig. »Vermutlich wissen wir, was das zu bedeuten hat.«
»Tja, so ganz genau nun auch wieder nicht …«
»Ich schon.«
Carter warf ihm einen bedeutungsvollen Blick zu, und mehrere Sekunden verstrichen in Schweigen. Ich hatte in solchen Augenblicken immer den Verdacht, dass die beiden mental miteinander kommunizierten, eine Sache, die wir geringeren Unsterblichen ohne Hilfe nicht hinbekamen.
»Also ist Duane wirklich tot?«, fragte ich.
»Ja«, erwiderte Jerome, dem meine Anwesenheit wieder einfiel. »Sehr tot sogar.«
»Wer hat ihn denn getötet? Da wir jetzt zum Schluss gekommen sind, dass ich es nicht war.«
Die beiden wechselten einen Blick und zuckten die Achseln. Keiner gab Antwort. Nachlässige Eltern, alle beide. Carter holte eine Schachtel Zigaretten hervor und zündete eine an. Mein Gott, wie ich es verabscheute, wenn sie sich so verhielten!
Schließlich erwiderte Jerome: »Ein Vampirjäger.«
Ich war verblüfft. »Wirklich? Wie diese Tussi da im Fernsehen?«
»Nicht so ganz.«
»Wohin gehst du also heute Abend?«, fragte Carter liebenswürdig.
»Zur Signierstunde von Seth Mortensen. Und wechseln wir doch nicht das Thema! Ich möchte alles über diesen Vampirjäger wissen.«
»Wirst du mit ihm schlafen?«
»Ich … Was?« Einen halben Augenblick lang glaubte ich, der Engel fragte mich nach dem Vampirjäger. »Du meinst, mit Seth Mortensen?«
Carter stieß den Rauch aus. »Natürlich. Ich meine, wenn ich ein von einem sterblichen Schriftsteller besessener Sukkubus wäre, würde ich genau das tun. Übrigens, möchte eure Seite nicht noch ein paar Berühmtheiten für sich in Beschlag nehmen?«
»Wir haben bereits jede Menge Berühmtheiten«, erwiderte Jerome mit einem gewissen Unterton.
Mit Seth Mortensen schlafen? Du meine Güte! Das war das Absurdeste, was ich jemals gehört hatte. Es war entsetzlich. Wenn ich seine Lebenskraft absorbierte, ließ sich unmöglich sagen, wie viel Zeit bis zum Erscheinen seines nächsten Buches vergehen würde.
»Nein! Natürlich nicht.«
»Was wirst du dann tun, damit er dich bemerkt?«
»Bemerkt?«
»Natürlich. Ich meine, dieser Knabe sieht regelmäßig tonnenweise Fans. Möchtest du da nicht irgendwie hervorstechen?«
Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht! Hätte ich daran denken sollen? Weil ich inzwischen so abgestumpft war, fiel es mir schwer, heutzutage an etwas Vergnügen zu finden. Seth Mortensens Bücher gehörten zu meinen wenigen Fluchtpunkten. Sollte ich mir das eingestehen und den Versuch unternehmen, mit dem Schöpfer der Romane anzubändeln? Heute früh hatte ich mich über die Wald-und-Wiesen-Fans lustig gemacht. War ich etwa auf dem besten Weg, auch so einer zu werden?
»Na ja … Ich meine, Paige wird ihm das Personal wahrscheinlich abseits des Publikums vorstellen. Dann steche ich schon hervor, in gewissem Sinne.«
»Ja, natürlich.« Carter drückte die Zigarette in meinem Ausguss aus. »Er bekommt bestimmt nie Gelegenheit, das Personal von Buchhandlungen kennen zu lernen.«
Ich öffnete den Mund
Weitere Kostenlose Bücher