Succubus on Top
Bildschirm weichen.»
Bastien nickte Seth freundlich zu. «Nett, Sie kennen gelernt zu haben.»
Nachdem der Inkubus verschwunden war, fragte Seth: «Wenn du von einem ‹alten Freund› sprichst, meinst du damit… seit der Eiszeit?»
«Nein, natürlich nicht.»
«Oh.»
«Es sind nur etwa vierhundert Jahre.»
«Ah. Ja. Nur vierhundert.» Ein sarkastischer Ausdruck glitt ihm übers Gesicht. «Das Zusammensein mit dir ist eine ständige Herausforderung der Perspektive. Unter anderem.» Er überlegte. «Was ist er also? Werwolf? Halbgott?»
«Nichts so Aufregendes. Er ist ein Inkubus. Von denen musst du schon gehört haben.»
Seth nickte stirnrunzelnd. «Natürlich. Wie ein Sukkubus, nur… er muss zum Überleben hinter Frauen herjagen?»
Ich nickte.
«Boah. Für alle Ewigkeit. Boah.» Seine Brauen schossen in die Höhe, Ausdruck echter Verwunderung. «Das muss… boah. Das ist echt heftig.»
Ich kniff die Augen zusammen. «Fang du ja nicht auch noch damit an!»
Bastien hatte gesagt, er wolle unsere Pläne nicht stören, aber außer dass wir den Abend gemeinsam verbringen wollten, hatten wir wirklich keine. Vermutlich hätten die meisten Paare, denen die anderen Möglichkeiten ausgegangen waren, Zuflucht zum Sex oder zumindest zum Schmusen genommen, aber die Natur unserer Beziehung erforderte eine ganz genaue Reiseplanung. Wir spielten einige Ideen durch.
«Möchtest du einen Film ausleihen?», schlug ich vor. «Ich habe ein paar Gutscheine.»
Am Ende liehen wir uns Gladiator aus, wobei ich entdeckte, dass Horatios Gutscheine schon längst abgelaufen waren.
«Dieser Hurensohn!»
«Wer?», fragte Seth.
Aber das konnte ich ihm natürlich nicht erklären. Verdammte Dämonen!
Wieder daheim kuschelten wir uns beim Zuschauen aneinander, warm und eng, dennoch sicher vor jeglichem schädlichen Sukkubus-Effekt. Seth hörte mir amüsiert zu, wenn ich auf historische Ungenauigkeiten hinwies. Meistens ging es darum, dass das Römische Reich weitaus schmutziger und stinkender gewesen war.
Am Ende schalteten wir den Fernseher ab und saßen zusammen im Dunkeln da. Seth streichelte mein Gesicht, fuhr mir mit den Fingern durchs Haar und streifte gelegentlich meine Wange. Eine kleine Geste, aber wenn das alles war, was man mit einer anderen Person anstellen konnte, dann wurde sie überraschend erotisch.
Ich sah zu ihm auf. Ich wusste, was ich sah, als ich ihn musterte. Er war alles, was ich mir nur wünschen konnte, und alles, was mir verwehrt blieb. Der ständige, liebevolle Gefährte, den ich all diese Jahre entbehrt hatte. Ich überlegte, was er in mir sah. Der Ausdruck, den er jetzt zeigte, schien Stolz zu sein. Bewunderung. Und ein wenig Traurigkeit.
«Dein ew’ger Sommer aber soll nicht fliehn,
noch diese Schönheit, dein Besitz, ihm fehlen,
noch soll der Tod dich in sein Dunkel ziehn,
wenn ew’ge Verse dich der Zeit vermählen.
So lang, wie Menschen atmen, Augen sehen,
so lang lebt dies, so lang wirst du bestehn.»
«Sonett achtzehn», murmelte ich und dachte, dass er wunderbar rezitierte. Teufel, vergiss seine Rezitationskunst! Wie viele Knaben in diesem Zeitalter der unmittelbaren Kommunikation kennen Shakespeare überhaupt noch? Ein angedeutetes Lächeln spielte ihm um die Lippen.
«Klug und schön. Wie könnte ein Mann sich überhaupt auf eine sterbliche Frau einlassen?»
«Leicht», gab ich zurück. Ich musste plötzlich wieder an die bösen Ahnungen meiner Freunde denken. «Du könntest es, weißt du.»
Er blinzelte, sein verzückter Ausdruck schwand und wich der Erschöpfung. «Oh. Nicht schon wieder diese Debatte.»
«Ich meine es ernst…»
«Ich auch. Ich möchte im Augenblick mit niemand anders zusammen sein. Das habe ich dir schon hundertmal gesagt. Warum müssen wir immer wieder damit anfangen?»
«Weil du weißt, dass wir nicht…»
«Kein Aber. Vertraue doch darauf, dass ich mich beherrschen kann. Abgesehen davon bin ich nicht wegen Sex mit dir zusammen. Das weißt du. Ich bin mit dir zusammen, weil ich mit dir zusammen sein will.»
«Kann das wirklich ausreichen?» Für keinen anderen Mann, den ich jemals gekannt hatte, war das wirklich ausreichend gewesen.
«Ja. Weil… weil…» Er fasste mich am Kinn und angesichts des Gefühls in diesen Augen schmolz ich innerlich dahin. «Weil das Zusammensein mit dir sich so richtig anfühlt… als hätte es immer schon so sein sollen. Du lässt mich wenigstens einmal in meinem Leben an eine höhere Macht glauben.»
Ich schloss die Augen
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