Succubus on Top
und ließ den Kopf an seiner Brust ruhen. Ich hörte das Pochen seines Herzens. Er zog mich an sich und seine Umarmung war warm und fest, und ich hatte das Gefühl, als könnte ich ihm nicht nahe genug kommen. Wahrscheinlich hätte ich auf die Debatte verzichten sollen, aber in dieser Nacht machte mir noch etwas zu schaffen. Schließlich lag eine vergoldete Urkunde auf meiner Theke.
«Selbst wenn du dich beherrschen kannst… selbst wenn du abstinent bleiben kannst, weißt du, dass ich es nicht kann.»
Die Worte schmerzten, als ich sie aussprach, aber der Abschaltknopf für meinen Mund funktionierte nicht immer so gut. Abgesehen davon wollte ich nicht, dass etwas zwischen uns stand.
«Mir egal.» Aber ich spürte, dass er sich etwas versteifte.
«Seth, du wirst…»
«Thetis, es ist mir egal. Es spielt keine Rolle. Nichts spielt eine Rolle außer dem, was zwischen dir und mir geschieht.»
Der Zorn in seiner Stimme – ein völliger Gegensatz zu seiner üblichen Sanftmut – verursachte mir einen Nervenkitzel, aber nicht das veranlasste mich, die Debatte einzustellen. Es war das Wort ‹Thetis›. Thetis. Thetis, die gestaltverändernde Göttin. Die Gestaltwechslerin, umworben und errungen von einem unerschütterlichen Sterblichen. Seth hatte mir diesen Namen gegeben, als er erfuhr, dass ich ein Sukkubus war, als er das erste Mal angedeutet hatte, dass meine höllische Stellung ihn nicht abschreckte.
Ich zog ihn näher zu mir. Nicht nach unten schauen.
Kurz darauf gingen wir zu Bett. Aubrey schmiegte sich an unsere Füße. Seth zu spüren, der unter der Decke zusammengerollt neben mir lag, war eine Qual, wie ein grausames Geflüster von den Einschränkungen, denen wir unterworfen waren.
Seufzend versuchte ich, an etwas anderes als daran zu denken – wie schön er sich anfühlte oder wie großartig es wäre, wenn er seine Hand unter mein Nachthemd gleiten ließe. Ich grinste, weil mir ein äußerst un-sexueller Einfall kam.
«Ich möchte Pfannkuchen.»
«Bitte? Jetzt sofort?»
«Nein. Zum Frühstück.»
«Oh.» Er gähnte. «Dann stehst du besser früh auf.»
«Ich? Ich werde sie nicht machen.»
«Nein?» In seiner schläfrigen Stimme lag eine Spur spöttischen Mitleids. «Wer wird sie dann für dich machen?»
«Du.»
Es war eine wohlbekannte Tatsache – zumindest für Seth und für mich –, dass er die besten Pfannkuchen der Menschheit machte. Sie waren stets perfekt, leicht und locker. Dank irgendeiner Küchenmagie brachte er es fertig, Lachgesichter aus ihnen zu fabrizieren, wenn er sie für mich zubereitete. Einmal hatte er sogar ein G darauf gesetzt. Ich hatte angenommen, dass der Buchstabe für meinen
Namen stand, aber er hatte später geschworen, dass es für ‹Göttin› stand.
«Wirklich?» Seine Lippen streiften mein Ohrläppchen; sein Atem war warm auf meiner Haut. «Meinst du, ich werde Pfannkuchen für dich machen? Meinst du, so wird das laufen?»
«Du bist so gut darin», jammerte ich. «Außerdem werde ich mich dann in einem kurzen Kleid auf die Theke setzen.» Huch! Vielleicht könnten am Ende sogar Pfannkuchen sexy werden.
Sein leises Lachen ging in ein weiteres Gähnen über. «Oh. Na gut, dann vielleicht.» Wiederum küsste er mich aufs Ohr. «Vielleicht mache ich Pfannkuchen für dich.»
Jetzt atmete er langsamer und regelmäßiger, die Anspannung in seinem Körper löste sich. Bald war er eingeschlafen. Dass er mich im Arm hielt, schien ihm weder Sorgen zu bereiten noch in Versuchung zu führen.
Wiederum seufzte ich. Er hatte Recht; er konnte sich beherrschen. Und wenn er das konnte, war ich bestimmt auch dazu in der Lage. Ich schloss die Augen und wartete darauf, dass die Erschöpfung mich überkäme. Zum Glück vergeudete sie keine Zeit; es reicht, bis spät in die Nacht aufzubleiben. Vielleicht war das der richtige Schlüssel dafür, keusch zu schlafen.
Stunden später erwachte ich in seinen Armen und hörte ganz schwach schlechte Musik aus den siebziger Jahren durch die Wand dringen. Eine meiner Nachbarinnen verspürte jeden Tag um die Mittagszeit den Drang, zu den Bee Gees Aerobic zu machen. Kompletter Wahnsinn.
Warte mal. Mittagszeit?
Kerzengerade schoss ich in die Höhe, die Panik machte mich hellwach, während ich die Lage einschätzte. Mein Bett. Seth neben mir liegend. Draußen der volle Verkehrslärm. Klares, winterliches Sonnenlicht strömte durch das Fenster – sehr, sehr viel Sonnenlicht.
Das Schlimmste befürchtend, warf ich einen Blick auf die nächste
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