Succubus on Top
mich Kendall.
«Ich hab’s zu Hause gelassen.»
Anschließend setzten wir uns zusammen und redeten, und meine Anspannung wuchs, während ich mich fragte, worauf dieser Abend hinauslaufen würde. Als die Party sich schließlich auflöste, fragte mich Seth, ob ich irgendwo hingehen wollte.
Ich holte tief Luft. Jetzt oder nie! «Gehen wir zu mir.»
Einmal dort angekommen, setzten wir uns auf mein Sofa – in gebührender Distanz voneinander – und sprachen über alles und jedes, nur nicht unsere Beziehung. Ich erzählte ihm von meiner neuen Stellung und erhielt seine Glückwünsche. Er erzählte mir von einigen interessanten Fan-Kommentaren, die er bei der Signierstunde bekommen hatte. Nachdem das fast eine halbe Stunde so gegangen war, hielt ich es nicht mehr länger aus.
«Seth, was ist los?», wollte ich wissen. «Mit uns.»
Er lehnte sich ins Sofa zurück. «Ich habe schon überlegt, wann wir so weit wären. Können es nicht länger umschiffen, hm?»
«Na ja. Das ist eine große Sache. Das ist nicht wie ein Streit darum, wohin wir zum Essen gehen wollen… hier geht’s um uns. Um unsere Zukunft, meine ich. Ich… du weißt schon. Du weißt, was ich getan habe.»
«Allerdings.» Er musterte einen Moment lang meine Zimmerdecke und richtete dann seine Bernsteinaugen wieder auf mich. In diesem Augenblick verstand ich beinahe, warum er scheinbar immer woanders hinsah. Als er mich direkt anschaute, war das eine heftige und mächtige Angelegenheit. Elektrisierend. «Darf ich dir nicht verzeihen?»
«Äh… nein. Nun, ich weiß nicht.»
Dieses Gespräch war ein Widerhall desjenigen, das ich zuvor mit Bastien geführt hatte. Er hatte dasselbe gesagt, und nachdem ich das Für und Wider abgewägt hatte, war ich zum Entschluss gekommen, dass es sich nicht lohnte, auf ihn sauer zu sein. Konnte man denjenigen, den man liebte, so leicht vergeben?
«Ich will nicht lügen, Thetis, es tat weh. Tut es immer noch. Aber in gewisser Hinsicht… na ja, es liegt nur einen Schritt von dem entfernt, was du normalerweise tust.»
«Einen großen Schritt.»
Er lachte. «Auf wessen Seite stehst du? Willst du mich so weit bringen, dass ich mich gegen dich stelle?»
«Ich will bloß, dass du dich für deine Bedürfnisse stark machst.»
«Das ist immer deine große Sorge! Keine Bange. Ich bin kein Fußabtreter.»
«Das habe ich nicht gemeint. Es ist bloß… ich weiß nicht. Ich bin nicht sehr gut bei diesen Beziehungskisten.»
«Das weiß ich. Ich doch auch nicht. In meinen bisherigen Beziehungen habe ich viel dummes Zeug angestellt, da tut eine Veränderung nur gut. Natürlich bedeutet es nicht, dass so etwas ewig andauern soll, aber einen Fehler… einen Fehler, den kann ich verzeihen. Wenn ich nicht viel Beziehungspraxis habe, muss es bei dir noch schlimmer aussehen nach, was, wie vielen Jahren oberflächlicher, äh, Flirts?»
«Vielen», erwiderte ich unbestimmt. Aus irgendeinem Grund widerstrebte es mir, Seth mein Alter zu sagen.
Aber genau darauf stürzte er sich. Er kniff wehmütig die Augen zusammen. «Und da! Da ist noch was. Fast schlimmer als das Geschehene. Du tust es wieder.»
«Was?»
«Du verschweigst mir etwas. Dinge über dich. Als hättest du Angst, mir dein wahres Gesicht zu zeigen. Aber wie gesagt, das ist Liebe. Du öffnest dich selbst. Ich möchte dich kennen. Ich möchte alles von dir wissen. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich dich, wie stark meine Zuneigung zu dir auch sein mag… dass ich dich nach wie vor überhaupt nicht kenne.»
«Darin bin ich auch nicht sehr gut», sagte ich leise.
Seth drückte mich heftig an sich. In dieser Bewegung lag eine Wildheit, ein entschlossenes Gefühl von Besitzergreifung, das mein Blut in Wallung brachte. «Du bist gerade jetzt die Welt für mich, Georgina, aber so kann ich nicht weitermachen… nicht, wenn es keine Ehrlichkeit gibt.»
Sein Ton war sanft und liebevoll, aber ich hörte die Warnung zwischen den Zeilen heraus. Einmal hatte ich richtig Scheiße gebaut. Beim nächsten Mal gäbe es keine Amnestie mehr.
Was mich etwas erschreckte, ja, und dennoch war ich stolz auf ihn und begriff, dass ich auch über ihn noch einiges zu lernen hatte. Er hatte alles Recht, die Bedingungen zu diktieren. Er war kein Fußabstreifer. Ich bereute meine Fehler, und während ich froh darum war, dass mir dieses Mal vergeben wurde, so wollte ich auch nicht, dass Seth sein Leben mit mir vergeudete, wenn ich mich ihm gegenüber immerzu falsch verhielte.
Mein junger
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