Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen
befanden, und schob es ihr zu. "Ich gratuliere, Lieutenant Commander Kensington. Sie haben es sich verdient."
Einige Sekunden saß die junge Offizierin einfach nur da und starrte auf das Behältnis. "Sir, ich glaube wirklich nicht ..."
"Lassen Sie es gut sein, Commander . Ich habe sorgfältig darüber nachgedacht, bevor ich der Admiralität diese Beförderung vorschlug. Admiral Sjöberg hat durchblicken lassen, dass es keine Gegenstimme im Kontrollgremium gab. Das sollte Ihnen eine Menge sagen." Sie klappte den Mund wieder zu. "Und jetzt nehmen Sie ihre neuen Rangabzeichen und gönnen Sie mir etwas Ruhe."
"Natürlich." Kensington sprang auf. "Also ... ich ... danke, Sir."
Ein wenig verdattert wandte sie sich um und stürmte förmlich aus dem Raum. Es war ein Wunder, dass sie dabei nicht gegen eine der Wände lief. Jayden grinste vergnügt, nachdem sie seinen Raum verlassen hatte. Wenigstens ein freudiges Ereignis, nach all diesem Chaos, dem Tod und der Zerstörung.
Jetzt würde er Janis noch einen kleinen Besuch abstatten und danach wollte er nur noch eines: Schlafen.
*
Als sich das Schott zu seinem persönlichen Quartier hinter ihm schloss, hielt Alpha 365 inne und ließ die vergangenen Ereignisse vor seinem geistigen Auge erneut ablaufen. Sein eidetisches Gedächtnis und der detektivische Spürsinn, beides Teil der psychischen Konditionierung von genetischen Offizieren der Alpha-Klasse, vereinfachten dies ungemein.
Bevor er sich um den Verräter kümmerte, galt es noch, etwas anderes zu erledigen. Er rief die Erinnerung an Lieutenant Bruce Walker ab, der aktuell auf der Krankenstation der HYPERION im künstlichen Koma lag. Alpha 365 hatte seine ganze Autorität in die Waagschale geworfen und es schließlich geschafft, dass sie den Offizier mit zur Erde nehmen durften.
Er erinnerte sich an das bleiche Gesicht, die Blutlache unter dem Körper, das Zittern in der Stimme. Aus der Vergangenheit seiner Erinnerung drangen die Worte an sein Ohr: "Sie schauen in die falsche Richtung."
Alpha 365 ließ sein Unterbewusstsein arbeiten, während er an sein digitales Dashboard trat. Verknüpfungen entstanden in seinem Geist, Informationen fügten sich zusammen, die Knoten eines Netzes verwoben sich. Er begann damit, sie aufzuzeichnen.
Da war die HYPERION mitsamt ihrer Crew. Er betrachtete dieses Element von allen Seiten. Nein, es reichte nicht aus. Er begann damit, die Offiziere aufzuschlüsseln. Sein Instinkt sprach an, wollte ihn auf etwas aufmerksam machen. Warum genau diese Crew?
Cross, ein Held, Mittelpunkt des medialen Interesses. Ishida, Erzfeindin von Admiral Michalew. Kensington, die mit ihren Eltern von der Erde vertrieben worden war, und den Großteil ihres Lebens auf Tikara II verbracht hatte. Akoskin, in dessen Vergangenheit es nahezu nichts Auffälliges gab. McCall, die mit Bestnoten die Akademie abgeschlossen hatte, aber so schüchtern und introvertiert war, dass ihr niemand eine große Karriere voraussagte. Task, der die Aufnahmeprüfung in die Akademie erst beim dritten Anlauf geschafft und den Abschluss nur mit Mühe und Not hinter sich gebracht hatte, der nahezu unsichtbar war. Was machte ein Offizier wie er auf der HYPERION?
Alpha 365 trat einen Schritt zurück und besah sich das winzige Netz, das er aufgezeichnet hatte. Von der ersten Mission der HYPERION an hatte ihm sein Unterbewusstsein etwas zu sagen versucht. Etwas stimmte nicht.
Er begann damit, ein leeres Feld anzulegen, das den Verräter darstellen sollte. Wie war er mit alldem verbunden?
Als Nächstes zeichnete er jene Admiräle ein, die in direkter Verbindung zur Crew standen. Da war Michalew, der Hardliner. Sjöberg und Jansen, die Unterstützer. Pendergast, die bei der Ernennung einiger Offiziere ihre Hand im Spiel gehabt hatte.
Er verband die Linien, verstand jedoch noch immer nicht. Was hatte Walker ihm zu sagen versucht?
Sie schauen in die falsche Richtung.
Alpha 365 zeichnete die beiden Artefakte ein und zog eine Linie zu dem Verräter. Dann fügte er die Parliden hinzu, die irgendwie mit den Fraktalen verbunden waren. Das Netz wurde dichter, doch noch immer konnte er den Hinweis von Walker nicht deuten.
Worauf habe ich bisher geschaut? , fragte er sich und analysierte das Bild.
Er verwendete die Löschfunktion und entfernte den Verräter und die Artefakte sowie die Parliden wieder aus dem Bild. Walker hatte ihm keinen Hinweis darauf geben wollen, es war um etwas anderes gegangen: seine Verwicklung in die
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