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Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition)

Titel: Denn mein ist deine Seele: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Lippman
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Kapitel 1
    »Iso, du musst …«
    Eliza Benedict blieb am Fuß der Treppe stehen. Was musste Iso? Den ganzen Sommer über – jetzt war es August – war es ihr schwergefallen, die richtigen Worte zu finden. Nicht bei komplizierten Dingen, bei Begriffen für starke Gefühle oder abstrakte Vorstellungen oder für nicht ganz einfache Geständnisse ihrer Familie gegenüber. Sie musste nach den simpelsten Wörtern suchen, nach alltäglichen Substantiven. Sie war erst achtunddreißig Jahre alt. Wie würde ihr Verstand mit fünfzig oder mit siebzig funktionieren? Allerdings war ihre eigene Mutter mit siebenundsiebzig noch voll auf der Höhe.
    Nein, offensichtlich handelte es sich um ein vorübergehendes Problem, das erst hier in Amerika, kurz nach der Rückkehr ihrer Familie aus England, aufgetreten war. Es war paradox, weil Eliza in den vergangenen sechs Jahren stets peinlich darauf geachtet hatte, keine typisch britischen Ausdrücke zu verwenden; sie fand es anmaßend, wenn Amerikaner die regionale Umgangssprache benutzten. Zu Hause brachte sie die britischen Ausdrücke nicht aus dem Kopf, aber auch nicht über die Lippen. Das machte sie oft sprachlos, so wie jetzt. Ihr fehlten nicht die Worte; die Worte überwältigten sie vielmehr, überfluteten sie, so dass sie in ihnen ertrank.
    Sie setzte noch einmal an und ließ ihre Stimme die Treppe hinaufschallen, ohne dabei richtig zu schreien. Auf diese Technik war sie sehr stolz. »Iso, wir müssen zum Football.«
    »Soccer«, antwortete ihre Tochter mit gedämpfter, aber hörbar verächtlicher Stimme. Diesen Ton benutzte sie schon, seit sie vor sieben Monaten dreizehn geworden war. Schubladen und Türen knallten, und als Iso weitersprach, klang sie deutlicher. (Wo mochte sie wohl gerade ihren Kopf gehabt haben, im Wäschekorb, unter ihrem Pullover, über der Toilette ? Eliza machte sich große Sorgen um Essstörungen, bislang zum Glück unbegründet.) »Warum hast du zu Football immer Soccer gesagt, und jetzt sagst du Football, obwohl es hier Soccer heißt?«
    Immerhin habe ich daran gedacht, dich Iso zu nennen.
    »Es ist dein Training, und du kommst doch so ungern zu spät.«
    »Football ist besser«, erklärte Albie, der direkt neben Eliza stand. Mit seinen gerade acht Jahren war er noch klein genug, um gerne an – und auf – ihrer Seite zu sein.
    »Meinst du das Wort oder die Sportart?«
    »Das Wort, es ist besser als Soccer«, antwortete er. »Es ist richtiger. Man spielt vor allem mit den Füßen und manchmal mit dem Kopf. Und mit den Händen, wenn man Torwart ist. Im American Football braucht man eher die Hände als die Füße – da wird der Ball nicht oft getreten. Man wirft und trägt ihn.«
    »Und welchen Sport magst du lieber?«
    »Football zum Spielen und American Football zum Zusehen.« Soweit Eliza wusste, hatte Albie noch keine einzige Minute American Football gesehen. Aber er fand, man solle seine Zuneigung gleichmäßig verteilen. Abends bei Tisch versuchte Albie so zu essen, dass er mit allem gleichzeitig fertig war, damit die Erbsen nicht befürchten mussten, das Huhn wäre ihm lieber.
    Isobel – Iso – polterte die Treppe herunter. Sie hatte trotzig ihre Stollenschuhe angezogen, die sie im Haus eigentlich nicht tragen sollte. Immerhin war sie fertig, trug ihr Trikot und hatte es irgendwie geschafft, sich selbst einen französischen Zopf zu flechten. Eliza hob unwillkürlich eine Hand an ihre wilden roten Locken und fragte sich wieder einmal, wie dieses langbeinige, feingliedrige Wesen mit dem feinen Haar und einem ebenso feinen Gespür für Menschen ihre Tochter sein konnte. Den mediterranen Teint und das dunkle Haar hatte Isobel von ihrem Vater geerbt, aber davon abgesehen hätte sie ein schlaksiges Kuckuckskind sein können.
    »Sind wir heute mit dem Essen dran?«, fragte sie gebieterisch wie eine Herzogin.
    »Nein …«
    »Bist du sicher?«
    »Ja …«
    »Es wäre schrecklich, wenn wir es vergessen hätten«, sagte Iso.
    »Schrecklich?«, wiederholte Eliza und unterdrückte ein Lächeln.
    »Beinahe so schlimm wie beim ersten Mal, als wir dran waren und du dieses widerliche Dörrfleisch mitgebracht hast.«
    »Biltong, von Papas Reise nach Südafrika«, erinnerte sich Albie verträumt. »Ich fand’s lecker.«
    »War ja klar«, stichelte seine Schwester.
    »Nicht streiten«, ging Eliza dazwischen.
    »Mache ich nicht.« Albie wollte nicht nur gerecht sein, sondern auch genau. Unstimmigkeiten gingen fast immer von seiner Schwester aus. Iso verdrehte

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