Suchanek, Andreas - Heliosphere 2265 - Band 3: Enthüllungen
Minimalgeschwindigkeit auf dem veranschlagten Vektor", sagte Lieutenant Commander Akoskin. "Die PI-RA-SO-MA-FE aktiviert soeben ihre Traktorstrahlen, um das Schiff zu übernehmen."
Jayden beobachtete im Holo-Tank, wie der rentalianische Raumer das andere Schiff an sich kettete, und fühlte sich unweigerlich von einer Last befreit. Damit war er nicht länger für das zweite Artefakt verantwortlich. Die Rentalianer würden es mit sich nehmen und zusammen mit dem ersten Fraktal, das nicht mehr auf dem Mars bleiben sollte, an einen geheimen Ort bringen.
"Übergabe ist abgeschlossen", sagte Akoskin.
"Sehr gut, Commander." Jayden war zufrieden. "Damit wäre dieses Problem für uns erledigt." Es blieb zu hoffen, dass die Admiralität ihnen noch ein wenig Auszeit gönnte, bevor die nächsten Befehle eingingen. "Ich bin in der Sporthalle, Sie haben die Kommandobrücke."
*
"Hast du nochmal mit ihm gesprochen?", fragte Giulia und beobachtete ihr Gegenüber dabei genau. Noriko wirkte ein wenig angespannt, das mochte aber durchaus Einbildung sein.
"Nein. Ich wüsste nicht, was es noch zu besprechen geben sollte. Er ist jetzt drüben auf NOVA und wird mit dem nächsten Schiff überführt, das zur Erde fliegt."
"Dann ist das Kapitel also wirklich abgeschlossen?"
Noriko lächelte bitter. "Du willst wissen, ob ich innerlich in Ordnung bin? Glaub mir, Doktor Tauser hat mich mittlerweile zu drei Sitzungen antanzen lassen, weil er meine Diensttauglichkeit feststellen wollte. 'Haben Sie Schuldgefühle, Commander? Immerhin hat Walker einen Torpedo auf ein hilfloses Schiff abgefeuert, um Ihnen zu schaden', 'Können Sie gut schlafen?', 'Haben Sie Alpträume?', 'Was fühlen Sie, wenn Sie an den Lieutenant denken?' und so weiter."
"Aber er hat dir deine Diensttauglichkeit bestätigt?"
Noriko bejahte. "Ich bin darüber hinweg und habe nicht einmal Paranoia entwickelt - das wurde mir offiziell attestiert."
Giulia fiel ein Stein vom Herzen. Niemand hatte herausgefunden, dass sie es gewesen war, die den Torpedo manipuliert und abgefeuert hatte, um es in der Folge Lieutenant Walker in die Schuhe zu schieben. Nur so hatte sie Norikos Ansehen wieder herstellten und den verhassten Mann von Michalew loswerden können. Sie spürte kein Mitleid für den Offizier, der mit seinen radikalen Ansichten, seinen Intrigen und seiner Kaltblütigkeit beinahe Norikos Karriere ein weiteres Mal zerstört hatte. "Dann sollten wir diese leidige Angelegenheit vergessen", sagte sie.
Sie kippte den letzten Schluck des Vitamin-Koffein-Drinks hinunter, den Lieutenant Pablo Alcazar zusammengemischt hatte. Der Techniker machte es sich zum Hobby, exotische ViKo-Geschmacksrichtungen zu kreieren. Abgesehen von zwei furchtbaren Fehlschlägen - Giulia versuchte den Gedanken an diese Variationen zu verdrängen - gelang es ihm meist recht gut. "Wann nimmst du deinen Landurlaub?"
"Wenn sich nichts verschiebt oder etwas Wichtiges dazwischenkommt, fliege ich übermorgen auf den Planeten", sagte Noriko. "Wie sieht es bei dir aus? Kannst du deinen Urlaub abstimmen?"
"Das lässt sich machen. Mein Stellvertreter ist flexibel." Lieutenant Boris Jegorow interessierte sich für nichts anderes als die Optimierung der Gerätschaften im Maschinenraum. Sein Beruf war seine Leidenschaft und er trieb sich sogar in seinen freien Minuten an den Konsolen herum und optimierte Einstellungen. "Ich werde ihn sowieso dazu zwingen müssen, seinen Urlaub anzutreten. Ehrlich gesagt bin ich nicht mal sicher, ob ich ihm damit einen Gefallen tue." Sie grinste.
"Also abgemacht", sagte Noriko. "Du klärst das mit Boris und ich schreibe dich auf die Liste im gleichen Zeitfenster wie mich selbst." Die I.O. schob sich ihr letztes Salatblatt in den Mund. "Wir sehen uns später. Ich muss noch zum Sicherheitschef."
"Zum Alpha?" Giulia runzelte die Stirn. "Warum das?"
"Ich bin mir nicht sicher", sagte Noriko zögerlich. "Aber seitdem er Walker zur Station gebracht hat, ist er ... seltsam. Er war noch ein zweites Mal drüben und hat jetzt einen Antrag für eine dritte Vernehmung gestellt."
Mit einem Mal wurde Giulia mulmig zumute. Ahnte der Alpha etwa die Wahrheit? Immerhin behauptete Walker nach wie vor, dass er nichts mit den Ereignissen um den Torpedo zu tun hatte.
"Also, bis später", verabschiedete sich Noriko.
Sie warf ihr Besteck samt Teller in den Rückgabeschacht.
"Bis später", murmelte Giulia.
*
Tess rieb sich müde die Augen, als sie die Simulation zum tausendsten
Weitere Kostenlose Bücher