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Autoren: Monica Kristensen
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die Schulter. »Es ist nicht deine Schuld, Tone. Das darfst du nicht denken.«
    »Vielleicht sollten Sie überlegen, offiziell eine Vermisstenanzeige aufzugeben?«, fragte Knut. »Aber vorher könnten wir die Plätze abklappern, an die Ihr Mann Ella eventuell mitgenommen haben könnte. Könnten sie im Café Schwarzer Mann oder im Kroa sein? Oder vielleicht zu Besuch bei irgendwelchen Freunden?«
    Alle anderen erschreckenderen Gedanken behielt er für sich. Es war das Beste, möglichst ruhig zu bleiben, sonst würde die Mutter der Kleinen noch zusammenbrechen. Er wandte sich an die Kindergartenleiterin. »Könnten Sie uns helfen? Wenn Sie die Cafés anrufen und nachfragen, ob Steinar Olsen und Ella unter den Gästen sind oder waren, dann können Tone und ich eine Liste der Freunde aufstellen.«
    Anne Lise Isaksen, die kommissarische Regierungsbevollmächtigte, war gerade mit dem Essen fertig, als Knut sie anrief. Sie lag ausgestreckt auf ihrem Sofa, die Kaffeetasse auf dem niedrigen, hässlichen Couchtisch aus verschossenem Kiefernholz in Reichweite. Die meisten der Wohnungen in Longyearbyen waren mit solchen Möbeln eingerichtet. Natürlich war es möglich, andere zu kaufen, modernere Möbel vom Festland, und dann selbst die Überführung zu organisieren. Doch das wäre mindestens doppelt so teuer wie hier auf der Insel, und deshalb verzichteten die meisten, die nach Spitzbergen zogen, darauf. Die Kiefernmöbel waren schon in Ordnung, sie waren robust und praktisch. Und es zog ja niemand für alle Zeiten hierher. In der Regel handelte es sich nur um zwei bis vier Jahre.
    Sie blätterte nebenbei in einer Zeitschrift, während sie mit ihm telefonierte. Doch schon bald wurde ihr der Ernst der Lage bewusst. »Eines der Kinder aus dem Kindergarten ist verschwunden?«, fragte sie ungläubig. »Meine Güte, es ist doch bitterkalt draußen. Wenn sie sich verlaufen hat! Oder in einer Schneewehe liegt und nicht aus eigenen Kräften herauskommt!«
    Knut verwies auf den Familienstreit vom Abend zuvor und auf Tone Olsens feste Überzeugung, dass es ihr Mann war, der das kleine Mädchen abgeholt hatte. Aber die oberste Beamtin unterbrach ihn: »Können wir es uns leisten, die Zeit deshalb untätig verstreichen zu lassen? Und wenn das Mädchen jetzt tatsächlich verschwunden ist, und es ist nur ein Zufall, dass Steinar Olsen nicht zu finden ist?« Sie hatte sich erhoben, stand jetzt mitten im Raum. »Ich gebe dir eine Stunde. Wenn das Mädchen bis dahin nicht gefunden wurde, dann schlagen wir Alarm.«
    Steinar und Ella Olsen waren in keinem der Cafés in der Stadt. Sicherheitshalber hatte die Kindergartenleiterin auch noch die Hotels und Kneipen angerufen. Aber niemand hatte Vater und Tochter gesehen. Nach einigem Nachdenken hatte sie die beiden anderen Angestellten des Kindergartens verständigt. Zu dritt teilten sie sich die Eltern untereinander auf und riefen alle mit neu aufkeimender Hoffnung an. Schon der nächste, der ans Telefon ging, konnte dieser unwirklichen Situation ein schnelles Ende setzen. Ingrid Eriksen konnte die Worte bereits deutlich auf der Zunge fühlen. »Vielen, vielen Dank, das ist wirklich gut zu hören. Nein, wir haben uns nur ein wenig Sorgen gemacht, weißt du. Da keiner Tone gesagt hat, dass Ella zu euch mit nach Hause gehen wollte. Das Ganze war sicher nur ein Missverständnis. Vielen, vielen Dank noch einmal.« Aber dazu kam es nicht. Sie ernteten nur Verwirrung, Neugier und beunruhigte Fragen. Ella war mit keinem der anderen Kinder nach Hause gegangen.
    Knut wurde langsam ungeduldig. Natürlich würde das Kind bald wieder auftauchen. Niemand verschwand einfach so auf Spitzbergen. Im Winter war die Inselgruppe so gut wie isoliert, abgesehen von dem täglichen Flugzeug vom Festland. Sie wussten, wer in Longyearbyen wohnte, wer zu Besuch kam und wer wieder abreiste. Aber gleichzeitig kam ihm ein anderer Gedanke. Das Gleiche hatten sie schon einmal im Büro des Bevollmächtigten behauptet – und es war noch gar nicht so lange her. Und damals hatte alles mit einer Leiche geendet.

KAPITEL 3
SCHATTEN
    In Spitzbergens kohlrabenschwarzen Gruben,
    wo niemals die Sonne am Horizont steht.
    Wo nichts als das Dunkel der Ewigkeit herrscht,
    ein Dunkel, das niemals vergeht.
    Mittwoch, 3. Januar, 08.20 Uhr
    Frühmorgens tauchte Steinar Olsen im Personalbüro auf, nervös und sich durchaus bewusst, dass er diese Chance unbedingt nutzen musste. Es war sein erster Arbeitstag als Bergbauingenieur bei der Store Norske

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