Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
[D 314]
Klein und nett, kurz recht zaunköniglich. [D 315]
In der Schrift müssen hauptsächlich diejenigen angegriffen werden, die so sehr gegen alle Witze schimpfen und alles verachten, was nicht Geschichtsklaubereien sind. [D 316]
Dass die Menschen alles aus Interesse tun, ist dem Philosophen nützlich zu wissen, er muss nur nicht darnach handeln, sondern seine Handlungen nach dem Weltgebrauch einrichten. So wie ein guter Schriftsteller nicht von dem gewöhnlichen Gebrauch der Wörter abgeht, so muss auch ein guter Bürger nicht gleich [von] dem Handlungsgebrauch abgehen, ob er gleich vieles gegen beides einzuwenden hat. Ich bin so sicher überzeugt, dass der Mensch alles seines Vorteils wegen (dieses Wort gehörig verstanden) tut, dass ich glaube, es ist zu Erhaltung der Welt so nötig als die Empfindlichkeit zu Erhaltung des Körpers. Genug dass unser Vorteil so sehr oft nicht erhalten werden kann, ohne 1000 glücklich zu machen, und unsere erste Ursache das Interesse eines Teils so weislich mit dem Interesse vieler andern zu verbinden gewusst hat. [D 318]
Bei wachender Gelehrsamkeit und schlafendem Menschenverstand ausgeheckt. [D 322]
Unsere Welt wird noch so fein werden, dass es so lächerlich sein wird, einen Gott zu glauben als heutzutage Gespenster. [D 326]
Dass der Mensch das edelste Geschöpf sei, lässt sich auch schon daraus abnehmen, dass es ihm noch kein anderes Geschöpf widersprochen hat. [D 328]
Es lässt sich ohne sonderlich viel Witz so schreiben, dass ein anderer sehr vielen haben muss, es zu verstehen.[ D 329]
Die Blätter des Unheils. [D 333]
Einer unsrer Voreltern muss in einem verbotenen Buch gelesen haben. [D 336]
Aus den vielen gelehrten Zeitungen ließen sich die Stimmen sammeln, und eine neue schreiben. [D 342]
Hier fehlt eine Offenbarung. [D 345]
Der Witz [wird] mit den Jahren stumpf, andere Kenntnisse bleiben. [D 346]
Es muss untersucht werden, ob es überhaupt möglich, etwas zu tun, ohne sein eignes Bestes immer dabei vor Augen zu haben. [D 347]
Der Mangel an Ideen macht unsere Poesie jetzt so verächtlich. Erfindet, wenn ihr wollt gelesen sein. Wer, Henker, wird nicht gern etwas Neues lesen? [D 360]
Man kann eine Sache wieder so sagen, wie sie schon ist gesagt worden, sie vom Menschenverstand weiter abbringen, oder sie ihm nähern, das erste tut der seichte Kopf, das zweite der Enthusiast, das dritte der eigentliche Weltweise. [D 361]
Der Deutsche ist nie mehr Nachahmer, als wenn er absolut Original sein will, weil es andere Nationen auch sind, den Original Schriftstellern andrer Nationen fällt es nie ein, Original sein zu wollen. Der Esprit du Corps zeugt Gedanken, in einer Rezensenten Innung hat mancher Kopf einen Einfall gehabt, den er insuliert nicht gehabt haben würde. [D 364]
Wenn du auch schon einmal in dem Zustand gewesen bist, so wirst du mich beneiden, lieber Leser, wo nicht, für einen Narren halten. [D 365]
Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religion hat man alles Übel in der Welt zu danken. [D 366]
Er erschrak, als wenn er ein licet mit dem indicativo gesehen hätte. [D 371]
Bei noch jungfräulicher Vernunft. [D 372}
Ehmals, wenn man ein schlechtes Buch schrieb, so hatte man es auf seinem Gewissen, wenn jemand verführt oder angeführt wurde. Jetzt bei den vielen gelehrten Zeitungen darf man sich nicht mehr so sehr scheuen. [D 373]
Es macht den Deutschen nicht viel Ehre, dass einen anführen (leiten) soviel heißt als einen betrügen. Sollte das nicht ein Hebraismus sein? [D 374]
In diesem Jahrhundert haben wir zuerst künstliche Magnete gemacht, zu Erfindung der Meereslänge große Schritte getan und den deutschen Hexameter zur Vollkommenheit gebracht. [D 375]
Musik war in der ersten Zeit Lärm, Satire war Pasquille. Alles verfeinert sich. Hier und da sieht man nur noch die Geister der abgeschiedenen Wissenschaft. [D 377]
Seht wahrlich, Freunde, zwei Jahre von meinem Leben wollte ich darum geben, wenn ich damit machen könnte, dass ihr einmal einen Augenblick sehen könntet, was Menschen Verstand und was Witz ist. Aber damit ich es euch doch einigermaßen verständlich mache. Was man in der höheren Welt Witz nennt, ist gegen den eurigen, den ihr bei euren 6 Batzen Wein Gelagen so schön findet, grade was Rabeners Satiren gegen Bruder Naumburgers Stichelreden sind. [D 379]
Ich wünschte, dass sich die ungenannten Freunde etwas deutlicher erklärt hätten, denn bekanntlich
Weitere Kostenlose Bücher