Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)
Blitz. [D 166]
Ich bin nun nicht mehr Geselle, als Mensch betrachtet, ich verarbeite selbst Meinungen, so gut ich kann, wenn sie nicht abgehen, so ist es mein Schaden. Aber meine Schuld? das ist eine andere Frage. [D 169]
Die geheimen Wirkungen der Natur beurteilt man aus solchen ähnlichen, wo man sie auf der Tat ertappt hat. [D 172]
Acht Bände hat er geschrieben. Er hätte gewiss besser getan, er hätte 8 Bäume gepflanzt oder 8 Kinder gezeugt. [D 173]
Bei Ausarbeitungen habe vor Augen Zutrauen auf dich selbst, edlen Stolz und den Gedanken, dass andere nicht besser sind als du, die deine Fehler vermeiden und dafür andere begehn, die du vermieden hast. [D 174]
Ein rechtes Sonntagskind in Einfällen. [D 175]
Die Attraktion scheint bei der leblosen Materie das zu sein, was die Selbstliebe bei der lebendigen ist. [D 176]
Zur Verteidigung des Witzes. In bequemeren Zeitaltern, als unser gegenwärtiges ließ man den Himmel durch die Philosophie befragen, warum er das Böse geschaffen hätte, da es etwas höchst Unangenehmes wäre. Unser gegenwärtiges ernsthaftes Dezennium wird ihn hoffentlich bald befragen, warum er die bunten Schmetterlinge und den Regenbogen hat werden lassen, der offenbar zu weiter nichts da ist, als dass sich die Gassenjungen und Mädchen darüber freuen, oder [ein] physikalischer Müßiggänger in Betrachtungen darüber gerät. [D 180]
Gesetzbuch. Es muss vor allen Dingen jede Sache aus dem besten Gesichtspunkt betrachtet werden. Wahrer Zweck erst bestimmt (allgemeine Beste) dann die Mittel. Mehrere Gesichtspunkte. [D 181]
Unsere Vorfahren, die bei breiter Stirn und Schultern männlich dachten und männlich dreinschlugen. [D 185]
Wie weit erstreckt sich die Wirkung hiervon? [D 186]
Eine in einem Tollhaus befindliche Bibliothek kann beschrieben werden, nebst Anmerkungen des Bibliothekars über die Bücher, er muss abgebrochen sprechen, hier und da gute Anmerkungen mit Nonsense vermischt. [D 187]
Eine vornehme Schnupftabaks-Sprache. [D 196]
Dass die Seele nach dem Tode übrig bleibt, ist gewiss erst geglaubt und hernach bewiesen worden. Dieses zu glauben ist nicht seltsamer, als Häuser für einen einzigen Mann bauen, darin ihrer hundert Platz haben, ein Mädchen, eine Göttin und einen gekrönten Wackermaul unsterblich zu nennen. Der Mensch ist kein künstlicheres Geschöpf als die andern, er weiß es nur, dass er ist, und daraus lässt sich alles erklären, und wir tun wohl, diese Eigenschaft unseres Geistes allen übrigen Eigenschaften eines Geistes vorzuziehen, da wir in der Welt die einzigen sind, die uns dieses streitig machen könnten. [D 197]
Gott schuf den Menschen nach seinem Bilde, das heißt, vermutlich der Mensch schuf Gott nach dem seinigen. [D 198]
Heutzutage haben wir schon Bücher von Büchern und Beschreibungen von Beschreibungen. [D 201]
Herkules malt man mit einer Löwenhaut, seine Taten anzudeuten; unsere Jäger müsste man mit einem Hasenfell über dem Kopf malen, unsere kritischen Herkulesse mit dem Felle eines armen Dichters, um ihn kenntlich zu machen, könnte man dem Fell noch einige Lorbeer Blätter um den Kopf und eine Feder hinter dem Ohre lassen. [D 205]
Eine affektierte Ernsthaftigkeit, die sich endlich in einer moralischen Lähmung der Gesichtsmuskeln endigt[ D 207]
Ob es wohl möglich ist, sich deutlichere Erkenntnis von einer gewissen Substanz zu erwerben, als man dadurch bekommt, dass man die Substanz, von der die Rede ist, selbst ausmacht? Wir wissen von unsrer Seele wenig und sind sie selbst. Für wen gehört es denn, sie zu kennen, mehr als uns selbst, oder warum ist noch etwas in ihr da, das wir selbst nicht wissen? Dieser letztere Umstand ist, dünkt mich, ein sichrer Beweis, dass wir noch zu andern uns unbekannten Absichten dienen. Wäre es die einzige Bestimmung unseren Daseins, uns von unsern Nebensubstanzen kitzeln oder quälen zu lassen, so sehe ich nicht ab, warum wir uns unbekannt bleiben mussten. [D 208]
Dann gnade Gott denen von Gottes Gnaden (von Dahlberg). [D 213]
Was die Spannung der Triebfedern in uns am meisten hemmt, ist, andere Leute im Besitz des Ruhms zu sehen, von deren Unwürdigkeit man überzeugt ist. [D 215]
Der gute Schriftsteller ist der, der viel und lange gelesen und nach 100 Jahren noch in allerlei Format aufgelegt und eben dadurch das Vergnügen des Menschen im allgemeinen wird. Das ganze menschliche Geschlecht lobt nur das Gute, das Individuum oft das Schlechte. [D 216]
Die Genies brechen
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