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Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition)

Titel: Sudelbücher: Ausgesucht feine Texte mit Biss (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Ch Lichtenberg
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Versuch jenes Menschen, der seinem Pferde das Fressen abgewöhnen wollte. Es starb aber leider! grade an dem Tage, da die größte Hoffnung war, ihm die Kunst endlich beizubringen. Mit dem Klugwerden geht das nicht bloß den Schwaben so, sondern den meisten Menschen. [J 1020]
    Ich nehme der Mamsell ihre Tugend in acht, als wenn es meine eigne wäre, sagt eine alte Gouvernante. [J 1022]
    Die Allmacht Gottes im Donnerwetter wird nur bewundert entweder zur Zeit, da keines ist, oder hintendrein beim Abzuge. [J 1024]
    Die Natur hat die Frauenzimmer so geschaffen, dass [sie] nicht nach Prinzipien, sondern nach Empfindung handeln sollen. [J 1036]
    Dass Gott, oder was es ist, durch das Vergnügen im Beischlaf den Menschen zur Fortpflanzung gezogen hat, ist doch bei Kants höchstem Prinzip der Moral auch zu bedenken. [J 1048]
    Man lässt sich Bücher mit weißem Papier binden, um recht tüchtig anzufangen, und schreibt am Ende wenig oder nichts hinein. So machte es sogar der Polygraphe Johnson. [J 1050]
    Noch zur Zeit mehr Wunsch als Erwartung. [J 1064]
    Wenn der Schlaf ein Stiefbruder des Todes ist, so ist der Tod ein Stiefbruder des Teufels. [J 1069] [ J 1072]
    Im Namen des Herrn sengen, im Namen des Herrn brennen morden und dem Teufel übergeben, alles im Namen des Herrn. [J 1075]
    Es gibt manche Leute, die nicht eher hören, bis man ihnen die Ohren abschneidet. [J 1083]
    Ein wildschöner (bildschöner) Mensch. [J 1087]
    Das ist auch einer von denen, die glauben, der Mensch wäre schon fertig und der Jüngste Tag könnte nun anfangen. [J 1097]
    Eigentlich kein Philosoph, sondern er tat Frachtfuhren für die Philosophen in der Messe. [J 1102]
    Der Mann muss wiederum aus Vergessenheit gerade dem das Geheimnis erzählen, der es ihm verboten hat. Er muss also zugleich ein Vergessener sein. [J 1107]
    Es wäre vielleicht besser für das menschliche Geschlecht, wenn es ganz katholisch wäre als ganz protestantisch. Sobald aber einmal Protestantismus existiert, so muss man sich schämen, ein Katholik zu sein. Denn was der allgemeine Katholizismus Gutes hätte, fällt nun weg, und ihn wieder allgemein zu machen ist unmöglich. [J 1110]
    Das herannahende Alter und die Furcht davor recht auszumalen, das allmähliche Vergehn der Zähne, die einzelnen grauen Haare. Alle die heimlichen Untersuchungen darüber. Bemerkt man einen solchen Zustand recht genau, so wird man dadurch auch in den Stand gesetzt, einen erdichteten eben mit dem charakteristischen Detail zu schildern. So lernt man das menschliche Herz schildern. Der Alternde tröstet sich damit, dass jüngere Leute auch schon keine Zähne mehr und graue Haare haben, und er vergleicht sich immer mit den Besten und Vorteilhaftesten. [J 1124]
    Ich möchte wohl wissen, was geschehn würde, wenn einmal die Nachricht vom Himmel käme, dass der liebe Gott ehestens eine Kommission von bevollmächtigten Engeln herabschicken würde, in Europa herumzureisen, so wie die Richter in England, um die großen Prozesse abzutun, worüber es in der Welt keinen andern Richter gibt als das Recht des Stärkeren. Was würde dann aus manchen Königen und Ministern werden? … [J 1126]
    Leute, die ihre Briefe mit grünem Siegellack siegeln, sind alle von einer eignen Art, gewöhnlich gute Köpfe, die sich selbst zuweilen mit chemischen Arbeiten beschäftigen und wissen, dass es schwer ist, grünes Siegellack zu machen. (mehr solcher Züge) [J 1131]
    Man gibt falsche Meinungen, die man von Menschen gefasst hat, nicht gern auf, sobald man sich dabei auf subtile Anwendung von Menschenkenntnis etwas zugute tun [zu] können für berechtigt hält und glaubt, solche Blicke in das Herz des andern könnten nur gewisse Eingeweihte tun. – Es gibt daher wenige Fächer der menschlichen Erkenntnis, worin das Halbwissen größern Schaden tun kann, als dieses Fach. [J 1135]
    Es fehlt nicht viel, so ordnet man die Menschen in Rücksicht auf Geistesfähigkeiten, so wie die Mineralien nach ihrer Härte, oder eigentlich nach der Gabe, die eines besitzt, das andere zu schneiden und zu kratzen. [J 1137]
    Wir nehmen Dinge wahr vermöge unsrer Sinnlichkeit. Aber was wir wahrnehmen, sind nicht die Dinge selbst, das Auge schafft das Licht und das Ohr die Töne. Sie sind außer uns nichts. Wir leihen ihnen dieses. Ebenso ist es mit dem Raume und der Zeit. Auch wenn wir die Existenz Gottes nicht fühlen, beweisen können wir sie nicht. Alle diese Dinge führen auf eines hinaus. Es ist aber nicht möglich, sich

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