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Süden und das Geheimnis der Königin

Süden und das Geheimnis der Königin

Titel: Süden und das Geheimnis der Königin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Wolfi?«, sagte Martin.
    »Er da!«
    »Sein Name ist Wolfi?«, sagte ich.
    »Ja.«
    »Nicht Ewald?«
    »Ewald? Dann müsst er ja Waldi heißen.«
    »Das stimmt«, sagte Martin.
    »Wolfi?«, sagte ich. Er sah mich aus scheiternden Augen an.
    »Der Mann auf dem Foto, kennst du den?«
    »Der Franz«, sagte er.
    »Der Franz war Gast, Stammgast.« Er trank und holte tief Luft. Dann kratzte er sich unter den Achseln und zeigte auf die grüne Zigarettenschachtel, die vor Martin auf dem Tisch lag.
    »Kann ich eine haben, bittschön?«
    Martin schob ihm die Packung und die Streichhölzer hin. Sturm zündete sich eine Zigarette an und der Rauch verschwand unwiederbringlich in seiner Lunge.
    »Wo hast du gearbeitet, Wolfi?«, fragte ich.
    »Überall.«
    »Im ›Bärenwirt‹ auch.«
    »Ja«, sagte er und trank das schwarze Grauen.
    »Wie lang?«
    »Bis der Charly zugemacht hat.«
    Karl Brick war der letzte Wirt der Gaststätte. Meine Kollegin Freya Epp hatte ihm ein Foto des Toten gezeigt.
    »Der Wirt sagt, er kennt den Franz nicht«, sagte Martin.
    »Kann schon sein.«
    »Wie kann das sein?«, fragte ich.
    »Dem waren doch die Gäste wurscht.«
    »Wie hat der Franz mit Familiennamen geheißen?«, fragte ich.
    Sturm drückte die Zigarette aus. Er wusste es nicht. Wahrscheinlich nannte er sich wegen Mozart Wolfi. Hätte er Bach verehrt, hätte er sich vielleicht Wastl nennen lassen. Oder Hansi.
    »Wolfi«, sagte ich.
    »Ja?« Irgendwie erwartungsfroh drehte er den Kopf zu mir.
    Ich sagte: »Franz reicht uns nicht. Wie lang hast du im ›Bärenwirt‹ gearbeitet, Wolfi?«
    »Lang.«
    »Wie lang?«
    »Lang halt.«
    »Bist du gelernter Kellner?«
    »Ich bin ein Naturtalent.«
    »Hast du den Franz auch in den anderen Kneipen bedient, wo du gearbeitet hast?«
    »Freilich.« Er hob das leere Glas.
    »Lissi, bring mir noch eins!«
    »Du kriegst keins mehr.«
    »Eins noch.«
    »Du kriegst keins mehr, reiß dich zusammen!« Lissi hatte den absoluten Krankenschwesternton.
    »Dann bring mir ein Bier!«
    »Aber nur eins.« Sie nahm ihm das Glas ab und schüttelte den Kopf. Bei der Gelegenheit bestellten Martin und ich zwei neue Biere.
    »Wo hast du ihn noch bedient, Wolfi?«, sagte ich.
    »Im Dings…«
    Zeit verstrich. Ohne zu fragen, nahm er sich eine Salem ohne und zündete sie an.
    »Im Dings…«
    Wir warteten. Schwester Lissi brachte die drei Biere.
    »Prost!«, sagte Sturm und hob das Glas und trank sofort.
    »Möge es nützen«, sagte Martin.
    »Was nützt was?«, sagte Sturm und wischte sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Was nützt was? Was nützt was?«
    »Ist eine Redensart«, sagte Martin.
    »Echt?« Dann bemerkte Sturm die Zigarette zwischen seinen Fingern.
    »Tschuldigung, hab dich nicht gefragt… Ist okay? Tschuldigung…«
    »Nimm dir!«, sagte Martin.
    »Ihr seid echt Bullen?«
    »Wir sind echte Bullen«, sagte Martin.
    »Vermisstenstelle«, sagte ich.
    »Echt? Scheiße.«
    »Warum Scheiße?«, sagte ich.
    »Dann müsst ihr immer welche suchen, die weg sind.«
    »Unbedingt«, sagte ich.
    »Ist auch nicht einfach«, sagte Sturm.
    »Wo hast du den Franz noch bedient, Wolfi?«, fragte ich.
    »Im Dings… unten am Sendlinger Tor… neben dem Kino…«
    »Im ›Lamm’s‹«, sagte Martin.
    »Genau, im ›Lamm’s‹. Im ›Lamm’s‹, genau.« Martin war ein Gasthausbewohner, sein Zuhause lag verstreut über die Stadt.
    »Kannst du dich erinnern, welchen Beruf der Franz hatte?«, sagte ich.
    »Alles mögliche, glaub ich, Fahrer war der, alles mögliche…«
    »Was für ein Fahrer? Taxifahrer?«, sagte Martin.
    »Lkws«, sagte Sturm.
    »Er war bei einer Spedition, glaub ich, er ist halt gefahren, meistens…«
    »Und wenn er nicht fuhr?«, sagte ich.
    »Dann war er Stammgast.«
    »Hatte er eine Freundin? Eine Frau?«
    »Wer nicht?«, sagte Sturm.
    »Kanntest du sie?«
    »Ich glaub schon… Lissi!« Er schwenkte sein leeres Bierglas. Lissi betreute gerade im hinteren Teil die Gäste. Ich zeigte ihm eine Kopie des Fotos, das wir im Rucksack des Toten gefunden hatten.
    »Erkennst du die?« Er hielt sich das Bild nah vor die Augen.
    »Da sieht man ja null drauf. Wer soll’n das sein?«
    »Das wissen wir nicht.«
    »Das Bild kannst vergessen«, sagte Sturm und warf einen Blick auf die grüne Packung. Martin klopfte eine Zigarette heraus.
    »Merci«, sagte Sturm.
    »Was machst du heute?«, fragte ich.
    »Heut? Heut bleib ich hier. Ist okay?«
    »Ich meine, was arbeitest du?«
    »Freiberuflich«, sagte er und rauchte und

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