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Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition)

Titel: Süden und die Stimme der Angst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Ani
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Frau.
    Sie machte einen Schritt auf die Straße. Und übergab sich. Hustete. Spuckte aus. Hielt sich den Bauch. Stöhnte. Stand mit gespreizten Beinen am Randstein. Und die Lache vor ihr wurde größer.
    Danach wischte sie sich mit dem Papiertaschentuch, das Schilff ihr gegeben und das sie eingesteckt hatte, den Mund ab. Und warf es in die schmierige Brühe. Ohne ein weiteres Wort wankte sie davon. Hinter einer Gruppe von Touristen, die gerade aus einem Bus stiegen, verschwand sie.
    »Moment«, rief Schilff.
    Dünner, frostiger Regen setzte ein.

5
    M it dem ermutigenden Satz »Schmeckt toll, ist heiß, kann man nicht viel mehr gut machen, Frau Kommissarin«, stellte der asiatische Koch Sonja die scharfe, süßsaure Suppe hin und reichte ihr einen Löffel, indem er ihn vorne mit Daumen und Zeigefinger festhielt. Sonja achtete nicht darauf. Sie brauchte etwas Heißes bei diesem Wetter, das sie verfluchte. Jedes Jahr von neuem.
    Süden bestellte sein drittes Bier. Heuer trank schwarzen Kaffee.
    »Wir haben die Meldung ins System gegeben«, sagte Sonja. »Weder das LKA noch das BKA können mit der Beschreibung was anfangen. Mit der öffentlichen Fahndung warten wir noch.«
    Die Suppe schmeckte nach Glutamat und anderen künstlichen Stoffen. Aber sie war heiß. Und scharf.
    »Ist dir in der Wohnung nichts aufgefallen?« Heuer zog die letzte Salem aus der Packung, die er zerknüllt in der Hand behielt.
    »Ariane Jennerfurt ist nicht verreist, ihre Kleider hängen alle im offenen Schrank, das Geschirr ist nicht gespült, das Bett ist nur zugedeckt …«
    »Hast du ein Tagebuch gefunden?«, fragte Süden. Der Alkohol versetzte ihn in eine für ihn unerwartete Stimmung. Reinigte seinen Kopf.
    Überhaupt war er schon den ganzen Tag eigenartig wach. Die Antworten, die jemand ihm gab, schien er schon im Voraus zu wissen. Und wegen der Aufklärung der aktuellen Fälle sorgte er sich nicht. Er war fest davon überzeugt, die Spuren, die er und seine Kollegen verfolgten, würden unweigerlich zum Ziel führen.
    Was redete er sich da ein? Was für Spuren? Was für ein Ziel? Welche Sicherheit?
    »Ich hab nicht danach gesucht«, sagte Sonja, »ich hab meine Hände in den Taschen behalten. Falls die Kollegen noch mal in die Wohnung müssen.«
    An den Tatorten, zu denen die Kommissare gerufen wurden, trugen sie Plastikhandschuhe. Oder sie ließen die Hände in den Taschen, um keine eigenen Spuren zu hinterlassen.
    »Kein Hinweis auf ein Verbrechen«, sagte Sonja. Und wischte sich mit der Papierserviette den Mund ab.
    »Wie bei uns«, sagte Heuer. Langsam bekam er Lust, auch etwas zu trinken. Wodka. Oder besser Whisky. »Allerdings sind wir ziemlich sicher, dass er sich nur mit einer Frau vergnügt.«
    »Wieso nur?«, sagte Sonja.
    »Täusch ich mich, oder hatte Charly heute Morgen einen eifersüchtigen Blick?« Heuer, der links neben ihr saß, schaute sie nicht an. Er betrachtete die Bedienung, wie sie ein Stück Kuchen verschlang.
    »Du täuschst dich«, sagte Sonja.
    »Hat sehr gut geschmeckt?«, fragte der Koch.
    »Sehr gut.«
    »Noch Hauptgericht, Frau Kommissarin?«
    »Nein.«
    Sie kam nur wegen Süden und Martin hierher. Aus Gründen, die sie nicht verstand, konnten die beiden an diesem Tresen Stunden verbringen. Eingeräuchert von Zigarettenqualm, im Fettgestank. Inmitten gelangweilter oder betrunkener Leute. In diesem Durchgangslokal, das wirkte, als würde der Wirt seine Gäste ständig auffordern zu gehen, anstatt zu verweilen. Wer war eigentlich der Wirt? Sonja kannte nur die Köche. Und die Bedienungen.
    Sie holte ein Taschentuch aus ihrer Umhängetasche. Und die Kopie eines Fotos.
    »Das ist die Frau.« Sie reichte Süden das Bild. Es war ein Porträt. Ariane lehnte an der Reling eines Schiffes und lächelte zaghaft. Ihre Haare wehten im Wind.
    »Das ist auf dem Starnberger See aufgenommen«, sagte Sonja.
    »Wissen wir inzwischen, wer sie zuletzt gesehen hat?«, fragte Heuer.
    »Nein, möglicherweise ihre Freundin Iris. Was ich aber für unwahrscheinlich halte.«
    »Warum?«, fragte Süden.
    »Weil sie niemand ist, der sich zu Hause eingräbt. Wenn sie bis morgen nicht auftaucht oder sich bei Iris gemeldet hat, starten wir eine erste Rundumtour.«
    Das bedeutete, sämtliche Nachbarn zu befragen, die Geschäftsleute in der näheren Umgebung. Bekannte, Familienmitglieder. Gäste aus dem »Glücksstüberl«. So lange, bis irgendjemand einen neuen Ansatz lieferte. Diese Recherche konnte Tage dauern. Zumal die meisten Befragten

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