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Suehne

Suehne

Titel: Suehne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leif GW Persson
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Karten ausgehändigt, die ihm sein schwedischer Vorarbeiter für solche Fälle gegeben hatte. Dann fuhren sie weg. Am späten Abend klopfte ein großer, blonder Mann in Lederjacke und Jeans, der aber ganz offensichtlich Polizist war, an der Tür des Hauses, in dem sie arbeiteten. Jerzty öffnete, da er gerade im Eingang Gipskartonplatten festnagelte, während sein Freund ein paar Stockwerke höher in einem Zimmer, in dem ihre provisorische Küche untergebracht war, das Abendessen zubereitete. Der blonde Mann lächelte freundlich und hielt ihm seine sehnige Hand hin:
    »My name is Peter Niemi«, sagte Niemi. »I am a police officer. Do you know where I can find Jerry Sarnecki?« »That's me«, sagte Jerzty Sarniecki. »Das bin ich«, sagte er dann noch einmal auf Schwedisch. »Ich spreche etwas Schwedisch, da ich schon seit einigen Jahren in Schweden arbeite.« »Dann geht es Ihnen ja so wie mir«, sagte Niemi und lächelte. »Gibt es einen Platz, an dem wir uns in Ruhe unterhalten können? Ich hätte Sie gerne ein paar Dinge gefragt.«
     

10
    Bäckström war den ganzen Weg vom Präsidium im Sundbybergvägen in Solna zu seiner Wohnung in der Inedalsgatan auf Kungsholmen zu Fuß gegangen. Es kam ihm vor, als hätten seine Füße und Beine plötzlich ein Eigenleben entwickelt, während sein Oberkörper und Kopf einfach folgten. Vollkommen willenlos. Als er die Tür hinter sich schloss, wusste er kaum noch, was er in den letzten Stunden getan hatte. Sein schweißbedeckter Kopf war vollkommen leer.
    Hatte er jemanden getroffen? Hatte er mit jemandem gesprochen? Hatte ihn jemand, den er kannte, in seinem Elend gesehen? Offenbar hatte er unterwegs eingekauft, da er eine Tragetasche mit ein paar Flaschen Mineralwasser und seltsamem Gemüse in der Hand hielt.
    Was zum Teufel ist das denn?, dachte Bäckström und betrachtete die Plastikverpackung mit dem Grünzeug. Diese kleinen roten Dinger mussten Tomaten sein, so was kannte er, als Kind hatte er sogar die eine oder andere gegessen. Das Grüne musste dann wohl Salat sein? Aber der ganze andere Dreck? Eine Menge schwarzer und brauner Kugeln verschiedener Größe. Hasenköttel? Elchlosung? Außerdem irgendetwas, was aussah wie Leichenmaden, musste aber was anderes sein, da es sich nicht rührte, als er darin herumstocherte.
    Was ist eigentlich los?, dachte Bäckström, während er auf dem Weg in die Dusche seine Kleider auf den Dielenboden warf. Er stand eine Viertelstunde unter der Dusche und ließ das Wasser über seinen gerundeten und harmonisch proportio- nierten Körper laufen. Diesen Körper, der immer sein Tempel gewesen war und den ein irrer Betriebsarzt der Polizei jetzt ruinieren wollte.
    Anschließend trocknete er sich gründlich ab, zog seinen Bademantel an und stellte das Gemüse und eine Flasche Mineralwasser auf den Esstisch. Sicherheitshalber hatte er vorher noch im Kühlschrank nachgesehen, ob er beim Nahrungsmittelmassaker des Vortags nicht irgendeinen Leckerbissen übersehen hatte. Er hatte nämlich den Rat des Arztes befolgt und alle lebensgefährlichen Fettbomben, die dort gestanden
    hatten, beseitigt. Anschließend waren Bäckströms Vorratskammer und sein Kühlschrank vollkommen leer gewesen, und das waren sie immer noch. Bäckström machte sich über seine Gemüsemischung her. Er versuchte an nichts zu denken und nichts zu schmecken, während er kaute, nach der halben Portion gab er auf. Das einzig Essbare waren diese Dinger, die aussahen wie Leichenmaden.
    Das sind sicher auch Leichenmaden, dachte Bäckström, während er die Reste seiner Grünzeugorgie in seinen leeren Kühlschrank stellte. Mit etwas Glück waren das Leichenmaden. Dann habe ich in den letzten vierundzwanzig Stunden zumindest ein paar Proteine zu mir genommen.
    Anschließend hatte er eine ganze Flasche Mineralwasser getrunken. Anderthalb Liter. Einfach weggeschluckt. Wahrscheinlich ein neuer Weltrekord, dachte Bäckström und warf die Plastikflasche in die Mülltüte unter der Spüle. Scheiße, was mache ich jetzt, erst sieben, dachte er, nach einem kurzen Blick auf seine neue Schweizer Armbanduhr. Nach übriggebliebenen Spirituosen zu suchen war sinnlos, da er sich von diesen ebenfalls am Vorabend getrennt hatte. In diesem Punkt war der irre Doktor vollkommen unerbittlich gewesen. Keinen Schnaps, keinen Wein, kein Bier. Überhaupt nichts, was auch nur im Geringsten Alkohol enthielt, also auch kein Cidre oder Fruchtsaft, der vergoren war, oder eine Flasche Hustensaft von früher.

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