Suehne
Auch die hatten Onkel Doktor und seine Kumpanen mit Bann belegt.
Es hatte einiges wegzuschaffen gegeben, da Bäckström seit längerer Zeit recht gut bei Kasse gewesen war. Mehrere ungeöffnete Flaschen Maltwhisky und Wodka. Ein ganzer Liter
Cognac. Fast eine ganze Palette tschechisches Bier in Dosen. Diverse geöffnete Flaschen hatten ebenfalls herumgestanden. Natürlich hatte er keinen Wein besessen, denn Wein war nur etwas für Weicheier und nicht für Leute wie Bäckström, normale schwedische Männer in der Blüte ihres Lebens. Außerdem war er der legendäre Mordermittler und die Antwort auf die heimlichen Träume jeder Frau. Bäckström hatte alle Flaschen in einen Karton gestellt und bei einem seiner Nachbarn geklingelt, einem ehemaligen Programmdirektor vom Privatfernsehen mit einem schweren Alkoholproblem. Offenbar hatte es bei der Aufzeichnung von »Expedition Robinson« irgendwo auf den Philippinen Schwierigkeiten gegeben. Er hatte ein paar Millionen als Abfindung bekommen, damit er sich totsaufen konnte, bevor er auf die Idee kam, ein Buch über seine Zeit beim Fernsehen zu schreiben. Wenn man sein Leben betrachtete, dann würde der fürsorgliche Aufsichtsrat mit seiner Prognose vermutlich Recht behalten.
»Wirklich eine Menge guter Sachen«, hatte der präsumtive Käufer festgestellt, nachdem er einen raschen Blick auf den Inhalt des Kartons geworfen hatte. »Wollen Sie umziehen? So schlimm, dass Ihre Leber schlappmacht, wird es doch wohl nicht sein?«
»Ganz und gar nicht«, hatte Bäckström gelogen und freundlich gelächelt, obwohl es ihm das Herz zerrissen hatte. »Ich trete einen längeren Urlaub an, und es ist schließlich unnötig, diesen verdammten Einbrechern auch noch den Schnaps dazulassen. Die nehmen ohnehin schon zu viel Ungesundes zu sich.«
»Ein wahres Wort, Herr Bäckström«, hatte ihm der ehemalige Fernsehmensch beigepflichtet. »Ich biete Ihnen fünftausend für alles«, hatte er gesagt und eine ausholende Armbewegung gemacht, die ihn beinahe zu Fall gebracht hätte.
Offenbar sieht der Typ doppelt, hatte Bäckström gedacht, der den Preis nur auf die Hälfte geschätzt gehabt hatte. Aber schließlich musste er jetzt mit dem Taxi ein paar Tage lang nicht zum Systembolaget fahren.
»Einverstanden«, hatte Bäckström gesagt, und das Geschäft war besiegelt.
Bar gezahlt hatte sein Nachbar auch. Obwohl er nicht wusste, was er jetzt mit dem Geld anfangen sollte, da er weder aß noch einen Tropfen trank oder die Kraft besaß, an Frauen zu denken.
In Ermangelung einer besseren Betätigung hatte er sich die DVD angeschaut, die ihm der fürsorgliche Arzt gewissermaßen als weiteren Rettungsanker mitgegeben hatte. Sie sollte ihn bei seinem Vorsatz, ein neues Leben zu beginnen, unterstützen. Der Arzt wusste nämlich aus leidvoller Erfahrung, dass Leute wie Bäckström zu den denkbar schwierigsten Patienten überhaupt gehörten. Fixer, die nicht einmal mehr in den Füßen noch eine brauchbare Vene fanden, waren ein Klacks im Vergleich zu Leuten wie Bäckström, die sich dem Lebensmittel- und Alkoholmissbrauch hingaben. Bäckström und seinesgleichen waren fast nicht zu heilen, und das lag daran, dass ihnen vollkommen gleichgültig war, was sie taten. Sie aßen einfach immer weiter. Und soffen. Und fühlten sich wie Gott in Frankreich.
In einer amerikanischen Ärztezeitung, die ihm zufällig in die Hände gefallen war, hatte er einen außerordentlich interessanten Artikel über eine Privatklinik in Arizona gelesen. Dort behandelte man Leute wie Bäckström mit einer Schocktherapie. Sein Arzt hatte bei der zuständigen Behörde Mittel beantragt, hatte mehr bekommen als verlangt, war in die USA gefahren und hatte dort einige Monate lang das Verhalten von Leuten studiert, die sich selbst zu Tode aßen und tranken.
Es war außerordentlich interessant gewesen. Er war mit einer reichhaltigen Bilddokumentation heimgekehrt, inklusive jener DVD, die er Bäckström gezeigt und dann auch mitgegeben hatte. Bäckström legte die Scheibe in seinen DVD-Player und atmete drei Mal tief durch. Sein Herz pochte wie ein Presslufthammer in seiner Brust, als er die Starttaste drückte. Er hatte sie bereits einmal angeschaut, und wenn es zu schlimm wurde, konnte er sich immer noch die Augen zuhalten, genau wie damals, als er vier Jahre alt gewesen war und sein verrückter Vater, der Schutzmann in Södermalm gewesen war, ihn zu einer Matineevorstellung im Kino mitgenommen hatte: Der große Böse Wolf hatte
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