Suehne
Bäckström wieder erwachte, war es vier Uhr morgens. Vom hellblauen Himmel schien eine gnadenlose Sonne, ihm war übel, es ging ihm sogar noch schlechter als beim Einschlafen am Abend zuvor.
Er kochte Kaffee und trank drei Tassen schwarz und im Stehen. Dann schlang er in sich hinein, was von dem Gemüse übrig war, und beendete das Mahl mit einer weiteren Flasche Mineralwasser. Schließlich ging er den ganzen Weg zur Dienststelle in Solna zu Fuß.
Dasselbe infernalische Wetter wie am Vortag. Dass das Thermometer noch nicht über zwanzig Grad gestiegen war, lag vermutlich nur daran, dass es immer noch mitten in der Nacht war. Kurz nach sechs erschien er leicht schwankend auf seinem Arbeitsplatz. Vor Müdigkeit war er der Ohnmacht nahe, Nahrungs- und Schlafmangel brachten ihn beinahe um den Verstand. Er war allein im ganzen Haus, da seine faulen und unfähigen Kollegen noch schnarchend zu Hause in ihren Betten lagen.
Ich muss mich irgendwo hinlegen, dachte Bäckström. Er irrte planlos umher und geriet schließlich in die Tiefgarage.
»Meine Güte, du siehst ja nicht gerade fit aus, Bäckström«, sagte der Parkwächter, der offenbar bereits seinen Dienst angetreten hatte, wischte sich die Hände am Overall ab und reichte Bäckström dann eine ölverschmierte Hand.
»Mordfall«, zischte Bäckström. »Ich kriege deswegen schon seit Tagen kein Auge zu.«
»Kein Problem, Bäckström«, meinte der Parkwächter. »Du kannst den Überwachungswagen des Drogendezernats haben. Den habe ich denen vergangenen Winter besorgt.«
Er öffnete die hintere Tür eines blauen Kastenwagens, und dort gab es alles, was man in Bäckströms Situation brauchte, unter anderem ein richtiges Bett. Zwei Stunden später regte er sich wieder, da ihm der Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee in die Nase stieg. Außerdem war da noch ein anderer Duft, aber das konnte nur eine Halluzination sein, der Duft von frischen Brötchen mit Butter und Käse.
»Tut mir leid, dass ich dich stören muss, Bäckström«, sagte der Parkwächter, stellte ein Tablett auf den Boden und nahm auf dem Stuhl neben dem Bett Platz. »Aber diese Streber vom Drogendezernat fordern ihren Überwachungswagen an. Wahrscheinlich wollen sie ein paar alte Fixer draußen in Rissne im Auge behalten. Ich hab dir eine Tasse Kaffee und ein paar Käsebrötchen mitgebracht, falls du Hunger hast.«
Zwei große Tassen Kaffee mit Milch und zwei Brötchen mit Käse, ohne dass er recht wusste, wie das zugegangen war. Er dankte seinem Retter, hätte ihn fast umarmt, besann sich aber im letzten Augenblick eines Besseren und begnügte sich mit einem kräfigen Händedruck und einem Schulterklopfen.
Anschließend ging er in die Sporthalle, duschte und zog sich dann ein sauberes Hawaiihemd an, das in einem Karton in seinem Zimmer gelegen hatte. Bereits um halb zehn saß Kommissar Bäckström an seinem Schreibtisch bei der Kripo in Salna. Zum ersten Mal seit zwei Tagen fühlte er sich wieder halbwegs wie ein Mensch.
11
Gegen zehn Uhr am Freitagvormittag erhielt Bäckström Besuch in seinem Büro. Es war Niemis Kollege, Jorge »Chico« Hernandez, der um eine Audienz bei seinem Ermittlungsleiter bat.
Kanake, Kanake, Kanake, dachte Bäckström seufzend. Was er aber lieber für sich behielt. Vor allem nach all den Geschichten, die er über Peter Niemi gehört hatte, der schließlich auch ein Kanake war, ein Nordkanake, wenn man genau sein wollte, ein versoffener Finne und offenbar der beste Freund des zwanzig Jahre jüngeren Hernandez.
»Setz dich, Chico«, sagte Bäckström also und deutete auf den Besucherstuhl, während er sich in seinem eigenen Sessel zurücklehnte und die Hände auf den traurigen Resten seines Bauchs faltete. Ich habe sicher zehn Kilo abgenommen, mindestens, dachte er nervös. Schließlich war sein Körper immer sein Tempel gewesen.
»Ich höre«, sagte er dann, lächelte und nickte seinem Besucher aufmunternd zu. Obwohl Kanaken nichts bei der Polizei zu suchen hatten. Liegt sicher an den Käsebrötchen, dachte er. Hernandez hatte einiges zu berichten. Am vergangenen Abend hatte er der Obduktion des Mordopfers durch den Gerichtsmediziner beigewohnt, der damit eröffnet hatte, Niemis Einschätzung hinsichtlich der Größe und des Gewichts der Leiche zu bestätigen.
»Ein Meter achtundachtzig und hundertzweiundzwanzig Kilo«, stellte Hernandez fest. »Peter kann das.«
Wüsste nicht, warum mich das interessieren sollte, dachte Bäckström.
»Es ist vielleicht gut,
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