Suehne
das nicht zu vergessen, wenn wir uns ein Bild vom Täter machen wollen«, schloss Hernandez. »Erfordert ziemliche Kräfte, eine so große und schwere Leiche umzulagern.«
Abgesehen vom Übergewicht und einer äußerst verfetteten Leber war Danielsson in erstaunlich guter Verfassung gewesen. Der Gerichtsmediziner hatte an Herz, Lungen und Gefäßen nichts auszusetzen gehabt. Normal vergrößerte Prostata und die sonst üblichen Alterserscheinungen. Im Übrigen keine Auffälligkeiten, was in Anbetracht des Lebens, das er geführt hatte, erstaunlich war.
»Wenn er nur jedes Jahr ein paar Monate abstinent gewesen wäre, damit die Leber sich hätte erholen können, hätte er sicher über achtzig werden können«, meinte Hernandez zusammenfassend.
Wie ein Gebirgsbach im Frühling, dachte Bäckström und nickte zustimmend. Vielleicht sollte man den Typen doch noch zu Wurst verarbeiten. Vielleicht Kognakmettwurst, dachte er, wenn man berücksichtigte, wie viele Jahre Generaldirektor Danielsson sich mariniert hatte?
»Die Vermutung mit dem Hammer trifft jedoch nicht zu«, meinte Hernandez. »Nach den Röntgenbildern des Schädels zu urteilen gibt es keine Verletzungen, die dem Hammer entsprächen, und das gilt für beide Seiten, die glatte und die gebogene mit dem Spalt, mit der man Nägel raus ziehen kann. Außerdem ist der Stiel auf der falschen Seite abgebrochen, also nicht auf der, mit der man Nägel einschlägt. Die Bruchstelle ist auf der Seite, mit der man Nägel rauszieht, und das lässt uns vermuten, dass der Täter den Hammer abgebrochen hat, als er versuchte, irgendetwas aufzuhebeln. Wir finden in der Wohnung jedoch nichts, was aufgebrochen worden zu sein scheint.« »Vielleicht hat der Täter den aufgebrochenen Gegenstand ja mitgenommen?«, schlug Bäckström vor. »Vielleicht eine Geldkassette?« In der vermutlich Danielssons Milchzähne und eine Zweikronenmünze lagen, die er von der Zahnfee bekommen hat, dachte er.
»Etwas in der Art, ja«, pflichtete ihm Hernandez bei und nickte. »Im Augenblick gehen wir davon aus, dass es sich um einen verschließbaren Aktenkoffer aus Leder gehandelt hat mit Scharnieren und Beschlägen aus Messing. An dem Hammer, auf der Seite zum Nagelherausziehen, finden sich Spuren, die darauf hindeuten. Dort findet sich auch ein Millimeter großer Splitter, bei dem wir uns ziemlich sicher sind, dass es sich um Leder handelt. Hellbraun. Dann sind da an der scharfen Seite des Nagelausziehers noch Spuren, bei denen es sich um Messing handeln könnte. Die könnten dort
hingeraten sein, als er gegen das Schloss schrammte. Wir haben sie ins Staatliche Kriminaltechnische Labor geschickt, weil wir sie hier nicht analysieren können.« »Aber den Aktenkoffer habt ihr nicht gefunden?«
»Nein«, antwortete Hernandez. »Wenn es sich so verhält, wie wir annehmen, dann hat der Täter ihn mitgenommen, um ihn in aller Ruhe öffnen zu können.«
»Alles notiert«, sagte Bäckström und kritzelte sicherheitshalber noch etwas in sein kleines schwarzes Buch. »Noch was?«
»Um noch einmal auf den Topfdeckel zurückzukommen«, sagte Hernandez. »Der ist also aus Eisen und auf der Oberseite blau emailliert. Er gehört zu dem Topf, der in der Küche auf dem Herd steht. Ein Topfdeckel mit achtundzwanzig Zentimeter Durchmesser und einem Griff in der Mitte. Das Opfer hat mindestens sechs kräftige Schläge mit dem Topfdeckel erhalten. Der erste Schlag traf ihn an der rechten Schläfe, und zwar schräg von hinten. Wir glauben, dass das Opfer den Schlag erhielt, als er aus der Toilette trat. Der Täter lauert ihm hinter der Tür auf. Danielsson fällt vornüber, mit dem Kopf Richtung Wohnzimmer, die Füße zur Wohnungstür. Wahrscheinlich kommt er auf den Bauch zu liegen oder etwas seitlich.
Anschließend bekommt er zwei Schläge auf den Hinterkopf. Dann muss der Täter ihn umgedreht und ihm noch mindestens drei weitere Schläge von vom ins Gesicht versetzt haben.«
»Wie könnt ihr euch hinsichtlich der Reihenfolge so sicher sein?«, wandte Bäckström ein.
»Ganz sicher kann man sich nie sein, aber das passt am besten zu den Schädelfrakturen und zu den Beobachtungen vom Tatort. Spritzer und so. An dem Topfdeckel kleben im Übrigen Blut, Haare und Schädelknochensplitter. Außerdem passt der Deckel zu den Kopfverletzungen des Toten. Der Täter ist nicht nur stark, nach dem Schlagwinkel zu urteilen muss er auch recht groß sein. Außerdem muss er eine ziemliche Wut auf das Opfer gehabt haben, denn
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