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Sünden der Faulheit, Die

Sünden der Faulheit, Die

Titel: Sünden der Faulheit, Die Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Peltzer
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unnahbar und kalt.
    »Das ist kein Spiel«, murmelte Steenbergen und legte die Hände flach auf die Schläfen.
    »Setz dich«, sagte Belasc, wobei er Mertens in den anderen Sessel drückte.
    Links saß Lacan mit beschädigter Nase, rechts Mertens, zwischen ihnen war ein kleiner runder Tisch, auf dem Lacans leeres Glas stand. Florence schritt das Muster des chinesischen Teppichs ab.
    »Daß ich großzügig bin, wißt ihr«, sagte Steenbergen. Lacan wollte ihm schon verständnisvoll zustimmen, doch er war nicht gemeint. »Aber diesmal seid ihr zu weit gegangen!« Das trocknende Blut kitzelte auf Lacans Oberlippe. Franz Belasc wartete mit gespreizten Beinen im Türrahmen.
    »Mußte das sein?«
    Steenbergens Stimme hatte sich verändert; für Lacan hörte sie sich ziemlich wehleidig an.
    »Was soll das?« fragte Mertens angriffslustig, obwohl er es nicht wagte, sich von seinem unfreiwillig eingenommenen Platz zu erheben.
    »Muß ich das wirklich erklären?« fragte Steenbergen. Mertens’ und Lacans Blicke trafen sich. Dummkopf, dachte Mertens. Lacan lächelte ihn an, und Mertens bekam die Miene eines leidenden Vaters, der seinen Sohn nicht versteht. Florence rauchte, während sie auf und ab ging. In der Hand hielt sie einen schweren Kristallaschenbecher, in den sie überreizt die Zigarette klopfte.
    Steenbergen trat vor Mertens und fragte ruhig:
    »Was treibt dich dazu, mich zu erpressen?«
    »Habe ich dich erpreßt?« fragte Mertens selbstgefällig. Steenbergen beugte sich über ihn.
    »Ich glaube, ich habe dich gestern richtig verstanden.«
    Die Luft im Raum lud sich auf, Belasc bereitete sich darauf vor einzugreifen.
    »Ich glaube nicht«, sagte Mertens. »Ich wiederhole mich nicht gerne, aber ich habe lediglich vorgeschlagen, dir den Oelze zurückzubringen.«
    »Von ihm, was?« Steenbergen wies auf Lacan und danach auf Florence. »Oder von ihr?«
    »Ist doch völlig gleichgültig«, sagte Mertens, während Steenbergen an ihn heranrückte.
    »Du bist ein Schwein, Wilhelm«, flüsterte er.
    »Dann bist du der Schweinehirt!«
    Belasc trennte die beiden Männer, die halb auf dem Sessel, halb auf dem Boden miteinander rangen. Steenbergen schob sich die silbergrauen Haare aus der Stirn, Mertens strich abwesend über das Seidenfutter des Mantels auf seinen Knien.
    »So kommen wir net weiter«, sagte Belasc auf dem Weg zurück zur Tür.
    »Warum nicht?« fragte Florence unerwartet.
    »Das geht dich nichts an«, sagte Mertens.
    Florence lachte. Lacan dachte, sie würde hysterisch, aber dann war es vorbei. Ihr Gesicht war unnatürlich angespannt.
    »Und dein Angebot vorhin?«
    »Das gehört wohl nicht hierher«, sagte Mertens.
    »Wohin sonst? Du mußt wissen, Onkel Pieter …«
    »Achte auf deine Worte!« Mertens kniff die Augen wie ein Kurzsichtiger zusammen, Florence stockte.
    »Ich wäre dankbar, wenn ihr euch einigen könntet, wo das Bild denn nun ist und wer Zugang zu ihm hat. Das vereinfacht die Prozedur«, sagte Steenbergen abfällig.
    »Ich habe dir heute morgen nur gesagt, ich wüßte …«, wollte Florence sich erklären. Mertens sah sie entgeistert an, schließlich verstand er und lachte scheppernd. »Sie ist durchtriebener, als man ihr ansieht«, sprach er ins Publikum wie bei Goldoni.
    Lacan faßte zusammen: Nicht nur Mertens hat den Holländer erpreßt, auch Florence hat es versucht, wenn man auch noch nicht wußte, zu welchem Preis, und er selbst war wohl, um im Bilde zu bleiben, der Arlecchino der Inszenierung.
    »Ich wollte dir nur den Oelze wiederbringen«, jammerte Florence.
    »Und so wird es gedankt, kleine Schlange«, grinste Mertens.
    »Du mußt mir glauben, Onkel Pieter!«
    »Der Onkel glaubt dir, das ist die Angewohnheit solcher Onkel«, sagte Mertens. »Wieviel wollte sie denn?« fragte er Steenbergen, der wieder auf der Truhe saß und mit der Kordel seines Hausrocks spielte.
    »Was mich wirklich enttäuscht, ist, daß eure Habgier keine Grenzen kennt.«
    »Übertreib’ nicht!« wies ihn Mertens zurecht.
    »Du mußt mir glauben, Pieter! Ich wollte verhindern, daß er … es so macht wie bei meinem Vater«, beschwor Florence Steenbergen.
    »Du redest wirr«, stieß Mertens heraus.
    Florence drehte sich zu ihm. In ihrer Hand wog sie den schweren Aschenbecher, aus dem sich eine dünne Rauchfahne gegen die Stuckdecke kräuselte.
    »Dein Vater hat mit dieser Sache nichts zu tun«, sagte Steenbergen.
    »Das denke ich auch«, fügte Mertens höhnisch hinzu.
    »Vielleicht hat er mehr damit zu tun, als ihr

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