Sünden der Leidenschaft
mich auch freuen.«
»Gern.« Floras Stimme verriet nichts. Es war ein Test für ihre Nerven.
»Ich werde eine Kutsche für halb elf morgen vormittag bestellen.« Er stand abrupt auf. »Ich glaube, ich gehe jetzt wieder ins Kasino. Denn wenn ich noch länger hier sitzen bleibe und dich in deinem Verführungskleid sehe, dann hat es seinen Zweck doch noch erfüllt.« Er lächelte knapp.
Sie sah ihm nach, wie er auf die Veranda zuging, breitschultrig, kraftvoll, mit seinem fließenden, eleganten Gang, seine dunkle Schönheit so außergewöhnlich wie seine Leidenschaft.
Wenn er geblieben wäre, hätte sie ihm alles erlaubt.
Sie zitterte in der feuchten Hitze.
Am hellen Tag fiel es Flora leichter, ihr glühendes Verlangen zu unterdrücken, besonders in Lucies Gegenwart.
Sie verbrachten wundervolle, fröhliche Stunden bei den Rennbahnen und schienen die allerbesten Freunde zu sein. Ihre Gespräche drehten sich um Pferde, Schnelligkeit, Jockeys und Ställe. Bei den Mahlzeiten mit Caldwell und seinen Freunden ging es rauh zu. Die Gespräche waren amüsant, schwungvoll, manchmal auch ein wenig zu laut. Flora hatte seit Jahren nicht soviel gelacht, und ihre Ausgelassenheit freute Adam.
Seine Vollblüter gewannen bei allen Rennen, so daß sowohl Flora als auch Adam selbst bei den Wetten hohe Summen gewannen.
»Ich glaube, ich muß mir mit meinen Gewinnen etwas Schönes kaufen«, erklärte Flora fröhlich. »Etwas völlig Überflüssiges.«
»Gehen wir morgen zu Tiffany«, schlug Adam vor.
»Wann?« Sie strahlte ihn an.
»Wann immer du willst. Sie haben immer geöffnet.«
»Morgen vormittag wäre schön.«
»Dann um neun Uhr, vor den Rennen?«
»Einverstanden.«
Wie einfach ist es, ihn zu lieben, dachte sie.
Wie einfach es ist, sie glücklich zu machen, überlegte Adam froh.
Der Tag verging. Nur ab und zu, wenn Adams Pferde im Rennen waren, sahen sie gespannt und ernst zu. Er überwachte jede Bewegung von Pferd und Jockey mit einer Stoppuhr in der Hand, nahm jedes kleinste Detail wahr. Manchmal beschäftigte Lucie sie mit ihren Fragen und Kommentaren, wobei ihre Puppe DeeDee ebenfalls an den Gesprächen teilnahm.
Nach den Rennen an diesem Nachmittag, als sie Flora zu Sarahs Haus zurückbrachten, nahm Adam eine Einladung zum Tee an, da Lucie darauf bestand.
»Du mußt nicht vor neun Uhr am Abend zum Spielen gehen, Papa. Deshalb haben wir jede Menge Zeit für Tee und Kuchen«, hatte Lucie fröhlich gesagt, als Adam auf Floras Einladung hin gezögert hatte. Wie hatte er dieser Logik widerstehen können?
Sie hatten im Garten unter den schattigen Ulmen Platz genommen. Das silberne Teeservice glänzte auf dem Tisch, der neben einem Stiefmütterchenbeet stand. Die weißen Korbstühle waren ringsum im Halbkreis angeordnet.
»Magst du Zuckerguß auch so gern?« fragte Lucie und leckte sich die Finger genüßlich ab.
»Besonders gern«, bestätigte Sarah. »Deshalb bitte ich die Köchin immer, diese Kuchen zum Tee zu machen. Flora hat mir gestern erst gesagt, wie gern sie sie mag.«
»Ich mag alle Süßigkeiten«, sagte Flora lächelnd.
»Aber am liebsten Schokolade«, stellte Adam fest.
Der Blick, den ihre beiden erwachsenen Gäste tauschten, ließ selbst eine welterfahrene Frau wie Sarah innehalten. »Sie trinken Ihren Tee nicht, Mr. Serre«, sagte sie in der plötzlich eingetretenen Pause. Sie fühlte sich völlig überflüssig. »Möchten Sie lieber etwas Stärkeres?«
Adam brauchte einen Augenblick, um sich zu sammeln. Als er sich dann zu seiner Gastgeberin wandte, sagte er fast abwesend: »Ein Brandy wäre nicht schlecht.«
»Normalerweise trinkt Papa keinen Tee, obwohl Mama sich immer darüber beklagt hat. Sie hat gesagt, er ist … Wie hieß noch mal das lange Wort, das mit ›un‹ anfängt, Papa?«
»Unzivilisiert.«
»Es ist nur eine Frage des Geschmacks, Liebling«, erklärte Sarah in das betretene Schweigen hinein. »Vielen Männern ist Tee einfach zu schwach. Mein seliger Ehemann zog immer ein Glas Rum vor. Das war wohl ein Relikt aus den Zeiten, da er noch mit den China-Clippern gesegelt ist. Er liebte Rum in jeder Form – heiß, kalt, mit Zucker und Zitronen, mit Eigelb, nun … eben jede Art von Rum.« Als Sarah begriff, daß sie nervös dahinplapperte, sagte sie entnervt: »Lassen Sie mich das Mädchen rufen und Ihnen einen Brandy bestellen.« Sie läutete eine kleine Glocke, die auf dem Tisch bereitstand.
Adam sagte, daß er eigentlich keinen Brandy brauche, aber das verwirrte Sarah nur
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