Sünden der Leidenschaft
überlegt.«
»Und nun hast du es getan?«
»Mehr oder weniger.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Das klingt ungewöhnlich standfest.«
»Nun, das ist es auch.« Floras Stimme klang eher kindlich, und sogar Adam merkte das.
»Gut«, erklärte er weich und mit halbgeschlossenen Lidern. »Ich bin froh, daß wenigstens einer von uns vernünftig damit umgeht. Denn ich bin mir meiner nicht so ganz sicher.«
»Vielleicht sollten wir uns nicht mehr sehen«, versuchte Flora ihm zu helfen.
»Nein«, sagte er energisch. Er hatte nicht die Absicht, sie aufzugeben, selbst wenn er nur in ihrer Nähe sein konnte, wenn er die einschränkenden Verbote berücksichtigte.
Sie lächelte ihn aus ihrem Korbstuhl im kühlen Schatten der Ulme an. »Ich hatte gehofft, daß du das sagen würdest.«
»Du bringst mich sehr durcheinander«, sagte er mit zurückhaltender Stimme.
»Ich bin sehr gern mit dir zusammen, egal, was passiert.«
»Ja, ich kenne das Gefühl, und weil das so ist, brauche ich einen Brandy – am besten eine ganze Flasche. Wo bleibt das Mädchen?«
Kurz danach erschien das Mädchen mit dem Brandy;
Sarah hatte sie geschickt. Adam entdeckte die Teatime völlig neu. Seine versteckten, anzüglichen Andeutungen nahmen zu, was in direktem Zusammenhang mit der abnehmenden Menge in der Brandyflasche stand. Als Sarah und Lucie nach einem längeren Aufenthalt in der Bibliothek zurückkamen, war Flora von Adams doppeldeutigen Bemerkungen hochrot im Gesicht.
Nachdem Adam mit seiner Tochter gegangen war, war die Brandyflasche halbleer. Ehrfürchtig sagte Sarah zu ihrer Nichte: »Wenn es dir gelingt, Adam Serre für dich zu gewinnen, meine Liebe, wäre das nicht nur ein riesiges Wunder, sondern auch die Erfüllung deiner Lebensaufgaben. Er ist unglaublich verführerisch und ungeduldig.«
»Und viele Frauen, vom Kindermädchen bis zur Dame der Gesellschaft, sind hinter ihm her. Er hat viel Erfahrung.«
»Aber Lucie sagte, daß er die Kindermädchen zurückgeschickt habe. Bis ein geeigneter Ersatz für sie gefunden sei, helfe die Köchin aus. Das spricht doch für ihn.«
»Du brauchst ihn nicht auch noch in Schutz zu nehmen, Tantchen. Er hat mir bereits offen und ehrlich gesagt, daß er mir nichts bieten kann.«
»Das wird dich sicher nicht überrascht haben. Hast du mehr erwartet?«
»Nein.« Flora zog mit ihrem Finger das Stickmuster auf der Serviette nach, die auf ihrem Schoß lag. »Aber ich glaube, ich will mehr.«
»Es ist dir ernst mit ihm«, murmelte Sarah mitfühlend.
»Das ist wohl sehr lächerlich bei Adam Serre, nicht wahr?« Flora knüllte die Leinenserviette zusammen und warf sie auf den Tisch.
»Ich kenne ihn nicht besonders gut«, sagte ihre Tante vorsichtig, obwohl sie ihre eigene Meinung zu Adam Serres Interesse an Flora hatte. Für einen Mann, der in der Vergangenheit eine Eroberung nach der anderen gemacht hatte, schien er ihre Nichte zu sehr in Beschlag zu nehmen. Er hatte sich erkundigt, was sie heute abend vorhätten, und angekündigt, auch zu kommen. Auf der Party, die Charlotte Brewster für ihre Enkelin gab, würde Adam Serre eine aufregende Erscheinung sein.
»Ich kenne ihn zu gut«, gab Flora zurück und zog eine Grimasse. »Er will einfach meinen Widerstand brechen. Es ist für ihn teils Spiel, teils Ernst, aber der hauptsächliche Antrieb ist seine Begierde.«
»Willst du sagen, das sei bei anderen Männern anders?« fragte ihre Tante schelmisch. »Die meisten Männer, die hier um eine Frau werben, haben grundsätzlich dieselben Absichten, meine Liebe. Urteile nicht zu hart über den Jungen. Er scheint dir ergeben zu sein. Und seine liebe kleine Tochter betet dich an.«
»Ich mag sie auch. Ist Lucie nicht das wundervollste Kind der Welt? Sie ist umwerfend neugierig, und man kann gut mit ihr umgehen. Außerdem benimmt sie sich so frühreif, daß man vergißt, daß sie erst vier ist.«
»Adam verehrt sie, das ist klar zu erkennen, und ein gefühlloser Mann würde das bestimmt nicht tun.«
»Ich mache mir keine Gedanken darüber, ob er gefühllos ist oder nicht. Daß er zu zärtlichen Gefühlen fähig ist, steht für mich außer Frage. Was ich mir überlege, ist, wie lange ich für ihn von Interesse sein werde, wie lange er sich überhaupt jemals für eine Frau interessiert hat.«
»Spielst du wirklich mit dem Gedanken, dich irgendwo auf der Welt niederzulassen, nach all den Jahren des rastlosen Herumziehens?« Sarah sah ihre Nichte fragend an.
»Es klingt verrückt, das weiß ich. Ich
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