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Sünden der Nacht

Sünden der Nacht

Titel: Sünden der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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gesehen wurde, müssen wir alle Hebel in Bewegung setzen, damit diese Leute Josh als Opfer einer Entführung erkennen.«
    152
    »Agent O’Malley, ist es wahr, daß Sie gestern Ihren ersten Arbeitstag in Ihrem neuen Job absolviert haben?«
    Sie sah Henry Forster kühl an und verfluchte sich, weil sie diese Information gestern abend freiwillig Paige Price gegeben hatte. »Ich begreife nicht ganz, was das mit dem zu tun hat, was ich soeben sagte.«
    Er machte keinerlei Anstalten, sich zu entschuldigen. »Das ist auch eine Nachricht.«
    Eine Reihe von Köpfen nickte zustimmend. Paige konnte
    natürlich nicht zulassen, daß ein Rivale sie übertrumpfte und erhob sich erneut.
    »Miss O’Malley, können Sie uns sagen, wie viele Frauen bei der BCA Posten als Field Agents innehaben?«
    » Agent O’Malley«, korrigierte Megan sie streng. Genau das fehlte ihr wie ein Loch im Kopf – ein Miststück mit täglicher Sendezeit, das auf ihren Fall angesetzt war. Sie konnte sich gut vorstellen, was für verheerende Folgen das auf Bruce DePalmas Blutdruck haben würde. Sie holte langsam Luft und suchte nach einer diplomatischen Formulierung, sie solle sie am Arsch lecken.
    »Das Bureau beschäftigt eine erhebliche Anzahl von Frauen.«
    »Im Hauptquartier, als Bürokräfte. Aber wie steht es mit dem Außendienst?«
    Mitch schob Megan weg vom Mikrofon. »Wenn keiner von
    Ihnen weitere Fragen hat, die sich auf die Entführung von Josh Kirkwood beziehen, beenden wir jetzt die Konferenz. Ich zweifle nicht an Ihrem Verständnis dafür, daß wir Wichtigeres zu tun haben. Hier wird ein Kind vermißt, und jede Sekunde, die wir vergeuden, kann von Bedeutung sein. Danke.«
    Er schaltete das Mikro ab und wies Megan an, zu einer
    Seitentür zu gehen, durch die sie den Raum verlassen konnten, ohne in dem Schwarm von Reportern steckenzubleiben. Megan 153
    folgte ihm bereitwillig, sah aber noch, daß sowohl Steiger als auch der Bezirksstaatsanwalt zurückblieben, um noch ein bißchen Rampenlicht abzubekommen.
    Die Reporter stürzten nach vorne wegen weiterer
    Stellungnahmen, eines weiteren Schnäppchens. Page erwischte den Sheriff und kam dabei Forster zuvor. Ihre großen,
    verlogenen blauen Augen richteten sich mit einer Mischung von Interesse und Ehrfurcht auf Steiger, und der Sheriff pumpte wie ein balzender Frosch.
    »Sie hat keine Zeit vergeudet und sich gleich den Trostpreis unter den Nagel gerissen«, ärgerte sich Megan, als Mitch ihr die Tür aufhielt.
    »Lieber er als ich.«
    »Sie sagen es.«
    Beide seufzten erleichtert. Megan lehnte sich an die Wand und gönnte sich einen Augenblick des Friedens. Sie waren in die Garage geflüchtet, in der früher einmal die gesamte Flotte von Deer Lakes Feuerwehr untergebracht war, alle drei. Einer der Löschzüge stand noch da, eine Antiquität mit runden
    Kotflügeln. Aber den meisten Platz beanspruchten zwei
    Heuwagen, die als Umzugswagen geschmückt waren.
    Auf dem nächstgelegenen sprang eine gigantische
    Fiberglasforelle aus einer Pfütze blauen Fiberglaswassers.
    Maschendraht war um die Seiten der Wägen getackert und mit blauen und weißen Servietten dekorativ ausgestopft. Eine glitzernde Schrift hinten am Wagen lockte mit FANG DIR
    FREUDE bei den Forellentagen am 6., 7. und 8. Mai.
    Das Werk des Deer-Lake-Forellenclubs schnitt kläglich ab im Vergleich zu den prachtvollen Kunstwerken, die für den Winterkarneval von St. Pauls gebaut wurden. Der Wagen war skurril und kitschig, und die Clubmitglieder, die ihn in ihrer Freizeit gestaltet hatten, waren wahrscheinlich ungeheuer stolz darauf. Der Gedanke traf Megan ganz unerwartet, traf eine 154
    empfindliche Stelle und erinnerte sie daran, wie unschuldig und naiv Kleinstädte waren. Und all das hatte eine brutale Tat zunichte gemacht.
    Unwissenheit ist nicht Unschuld, sondern SÜNDE Joshs Bild tauchte vor ihrem inneren Auge auf, und sie blinzelte es weg, bevor es ihre Konzentration auf ihre Aufgabe ins Wanken brachte.
    »Steiger wird doch kein Problem sein, oder?« fragte sie mit einem Blick zu Mitch.
    Er imitierte ihre Pose – Schultern an die Wand gelehnt, Arme verschränkt. Er sah erschöpft und gefährlich aus, trotz der Tatsache, daß er offensichtlich geduscht und sich rasiert hatte, bevor er hier auftauchte. Sein rauhes Gesicht war wie aus Stein gemeißelt, mit tiefen Furchen, verwittert und hart, musterte sie von der Seite.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Diese Ich-bin-hier-der-General-Scheiße. Er wird sich doch nicht mit uns anlegen von

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