Sünden der Nacht
ähneln kann. Eckig,
häßlich, ein Durcheinander von zerknülltem Papier und
Kaffeeflecken und über allem der Gestank von Zigarren und ungelüfteten Kleidern.
»Heiliger Strohsack.« Megan tastete sich langsam ins Zimmer, mit gerümpfter Nase; der Zustand des Raums widerte sie an und vor allem der bösartig aussehende verstaubte Zander, der mit einer Zigarette zwischen den Zähnen an der Wand hing.
Wahrscheinlich ein Denkmal für Leos Angelkünste und die Ausstopftalente von Rollie Metzler.
Natalies Gesicht verzerrte sich zu einer Grimasse des Ekels, als sie den Schlüssel aus dem Schloß zog. »Leo war ein Mordstyp«, sagte sie resigniert. »Keinen blassen Schimmer von Hauspflege, aber ein Mordstyp.«
Megan griff in eine vergessene Doughnut-Schachtel und holte einen heraus, der schon ganz versteinert war. Sie ließ ihn in einen Mülleimer fallen, wo er mit Getöse landete, wie eine Ladung Schrot in einer leeren Öltonne. »Gut, daß er nicht hier gestorben ist. Keiner hätte es gemerkt.«
»Ich wollte ja die Putzkolonne reinschicken, nachdem Leo von uns gegangen war«, sagte Natalie. »Aber wir sollten alles so lassen, bis der neue Agent seinen Vertrag erhalten hätte.«
»Hab ich ein Glück!«
Megan zog ein Messingnamensschild aus ihrer Aktentasche und stellte es vorne an ihren Schreibtisch, steckte ihr Territorium mit dem Geschenk ab, das sie sich selbst zur Feier ihres neuen Jobs gekauft hatte. Auf der Vorderseite war in kühnen Lettern ihr Name eingraviert: AGENT MEGAN
O’MALLEY, BCA. Auf der Rückseite stand das Motto: TAKE
NO SHIT, MAKE NO EXCUSES.
Natalie sah sich beide Seiten an. Ihr Lachen hätte jeder Sirene Ehre gemacht. »Sie könnten vielleicht die Richtige sein, Agent 158
O’Malley. «
»Wenn ich nicht vorher an den Dämpfen hier eingehe«,
schränkte Megan ein.
Sie begann den Unrat auf dem Schreibtisch zu sortieren, stapelte die Papiere zu wahllosen Haufen, warf
Schokoverpackung und genug Styroporbecher, um ein Ozonloch von der Größe Iowas zu produzieren, in den Papierkorb, leerte zwei Aschenbecher voller Zigarrenstummel aus und ein
halbgegessenes Slim Jim. Soeben hatte sie das Telefon
ausgegraben, da klingelte es auch schon.
Natalie legte den Schlüssel auf einen freigelegten
Quadratzentimeter an der Ecke des Schreibtischs und verließ den Raum, versprach aber noch, jemanden von der
Hausverwaltung mit einem Müllcontainer und einer Dose
Raumdeo vorbeizuschicken. Megan winkte ihren Dank und griff sich den Hörer.
»Agent O’Malley, BCA.«
»Die Tinte auf Ihren Beförderungspapieren ist noch nicht mal trocken, und ich hab schon ein halbes Dutzend Anrufe von Reportern, die sich nach Ihnen erkundigen.«
Als sie DePalmas Stimme hörte, schloß sie die Augen und verfluchte alle Reporter der Welt.
»Hier geht’s um Entführung, Bruce«, sagte sie und ließ sich in einen rotzgrünen Schreibtischsessel fallen. Den Sitz hatte Leos dicker Hintern total durchgesessen, und er hing scharf nach links durch. Die Polsterung war an einigen Stellen glatt, an anderen voller Höcker und mit Flecken übersät, die Megan lieber nicht genauer untersuchen wollte. »Ich gebe mir größte Mühe, die Aufmerksamkeit der Reporter auf den Fall zu lenken und nicht auf mich.«
»Das sollten Sie verflucht noch mal auch. Der Superintendent möchte nicht, daß das Bureau ins Scheinwerferlicht gerät. Und schon gar nicht, daß Sie Schlagzeilen machen. Ist das klar?«
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»Ja, Sir«, erwiderte sie resigniert. Das Gespenst ihrer Kopfschmerzen reckte wieder seinen häßlichen Hals. Sie rieb sich die Schläfen.
»Wie kommt denn die Suche voran?«
»Bis jetzt keine Ergebnisse. Wir beten um einen Hinweis. Ich denke, das Blatt mit der Nachricht wird uns nicht
weiterbringen.«
»Harte Sache, so eine Kindsentführung«, knurrte DePalma. Es klang nicht nur nach professioneller Besorgnis, sondern auch nach persönlicher. DePalma besaß drei Söhne, von denen einer etwa in Joshs Alter war. Megan hatte oft das Familienfoto auf seinem Schreibtisch gesehen. Sie sahen alle aus wie Bruce, die armen Jungs, kleine Nixonmasken auf schlaksigen Körpern in verschiedener Länge. »Ich hab am Fall Wetterling
mitgearbeitet«, fuhr er fort. »Es war für alle Beteiligten sehr hart. Tun Sie Ihr Bestes, und immer schön den Kopf einziehen.«
Mitchs Worte hallten durch ihren Kopf, als sie den Hörer auflegte und in Leos Stuhlruine sank –, mein Bestes war nicht genug … wieder einmal. Sie durfte sich nicht den Kopf
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