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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Igelficker«, brüllte er. »Suchst du noch Leute zum Ausschachten? Ich habe hier drei Schönheiten für dich, echte Muskelmänner.« Er zwinkerte Janusz zu. Die Jungs wechselten ängstliche Blicke und zuckten die Achseln. »Ich bringe sie dir jetzt vorbei.«
    Seufzend stemmte Oskar sich mit kräftigen Armen vom Tisch hoch. »Manche von uns müssen eben noch Männerarbeit machen«, meinte er zu Janusz. »Ich reserviere ein Dutzend Kisten für dich, kolego , aber wenn du bis morgen Geld für mehr auftreiben kannst, gib mir Bescheid.«
    Gefolgt von seinen neuen Rekruten, steuerte Oskar auf die Tür zu, drehte sich aber noch einmal um.
    »Weißt du noch, was wir immer gesagt haben, als wir als Rekrut Arsch zitternd in der Kaserne saßen?«, rief er Janusz zu. »Das Leben ist wie Klopapier …«
    »… lang und beschissen«, beendete Janusz den Satz.
    Das Rechteck aus Eichenholz öffnete sich, und Janusz neigte den Kopf hinüber.
    »Ich möchte die heilige Beichte ablegen, denn ich habe mich gegen Gott versündigt.«
    Er rutschte auf dem knarzenden Sitz herum und stieß einen grollenden Raucherhusten aus. Durch das Drahtgitter konnte er Pater Piotr Pietruzkis gütiges Profil und seinen zerzausten weißen Haarschopf erkennen.
    »Seit meiner letzten Beichte sind drei Monate vergangen«, fügte er hinzu.
    »Sechs, faktycznie «, verbesserte ihn der Priester. »Ich hatte gehofft, dich wenigstens bei der Mitternachtsmesse zu sehen.«
    »Es tut mir leid, Pater. Ich hatte … eine Menge zu erledigen.«
    Er bemerkte nicht, wie er die rechte Hand zur Faust ballte, bis sich die aufgeschürften Knöchel weiß verfärbten.
    Der Priester zupfte sich am Ohrläppchen, eine vertraute Geste. Allerdings wusste Janusz nicht, ob sie Schicksalsergebenheit oder Ungeduld ausdrücken sollte. Er hatte den alten Mann wirklich gern. Pater Piotr hatte sich immer um ihn gekümmert – seit jenem Morgen vor über zwanzig Jahren, als Janusz nach einer achtundvierzigstündigen Sauftour hier erschienen war, vom Regen durchweicht, mit wildem Blick und nach Wodka riechend.
    Damals, in einer Zeit, als es noch kein Polski Sklep in jeder innerstädtischen Hauptstraße gegeben hatte, waren heimwehkranke Polen nach St. Stanislaus gepilgert, das versteckt in einer Seitengasse in Islington stand. Die katholischen Kirchen der Engländer, modern und aus Stahl und Beton erbaut, wirkten abweisend auf sie. St. Stanislaus hingegen war ein massives Steingebäude aus dem neunzehnten Jahrhundert und so rundlich wie die Wange einer Mutter. Und da die masa auf Polnisch stattfand, fühlte man sich beinahe wie zu Hause. Dass man im Laden in der Krypta echte kie ł basa , Käsekuchen und mit Schokolade überzogene Pflaumen kaufen konnte, schadete auch nicht.
    Inzwischen war Janusz nicht einmal sicher, ob er überhaupt noch an diesen ganzen Hokuspokus glaubte. Weshalb also kam er weiterhin hierher? Wahrscheinlich zum Teil, weil er die Kirche als den letzten verbliebenen Stützpfeiler des alten Polens empfand, einen Ort, wo Respekt und Ehre die höchsten Werte darstellten. Vielleicht auch, weil Pater Piotr dem betrunkenen Jungen damals ein Bett besorgt, ihm Zitronentee eingeflößt und ihn später an einen Polier vermittelt hatte, der Bauarbeiter suchte.
    Obwohl das auch hieß, dass der alte Mistkerl sich seitdem ständig in sein Leben einmischte.
    »Gab es in letzter Zeit gewalttätige Zwischenfälle?«, erkundigte sich der Priester.
    »Ein Idiot, der seine Frau geschlagen hat. Sie hat mich um Hilfe gebeten.«
    »Und?«
    »Ich bin schließlich Kavalier. Also habe ich ihr geholfen. Danach hat er beschlossen, sich ein anderes Hobby zu suchen.« Janusz zuckte die Achseln und unterdrückte das Lächeln, das um seine Lippen spielte. Es war besser, nicht zu erwähnen, dass er mit der Frau ein Verhältnis hatte.
    Der alte Priester seufzte. Dieses seiner Schäfchen würde wohl nie auf den Pfad der Tugend finden. Doch obwohl seine Methoden manchmal fragwürdig waren, hatte es das Herz am rechten Fleck.
    »Gibt es sonst noch etwas, das deine unsterbliche Seele belastet?« Janusz hörte einen Hauch von Sarkasmus heraus.
    »Fleischliche Sünden, Pater.« Plötzlich stand ihm ein Bild vor Augen: ein zerwühltes Bett und das rosige S eines nackten Frauenrückens. Kasia, eingerahmt von einem Rechteck aus Licht. »Das Normale eben.«
    »Solche Dinge sind nicht normalnie . Du bist ein verheirateter Mann, und dieses Sakrament ist unauflöslich !« Der Priester klopfte tatsächlich bei jeder

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