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Sündenfall: Roman (German Edition)

Sündenfall: Roman (German Edition)

Titel: Sündenfall: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anya Lipska
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Aber nicht schlecht«, entgegnete er mit dem Nicken eines Kenners. Er zog seine Zigarrenschachtel heraus, doch als ihm die hirnverbrannten Nichtrauchergesetze einfielen, griff er stattdessen nach einem Zahnstocher.
    »Hör zu, Oskar, ich will den Schnaps immer noch, aber ich habe da ein Problem. Kannst du vielleicht ein paar Wochen auf das Geld warten?«
    »Lass mich raten«, entgegnete Oskar, den Mund voll köstlichem Roggenbrot. »Slawek, dieser Schwachkopf, hat dich schon wieder zum kutas gemacht.«
    Er trank einen Schluck von Janusz’ Zitronentee und schüttelte den Kopf. »Sechs Kisten kann ich dir vorstrecken, Kumpel, doch mehr nicht. Im Moment bin ich ein bisschen klamm.« Ein verschwörerisches Lächeln huschte über seine Lippen. »Ich habe gerade fünfhundert nach Hause geschickt, damit Madam einen neuen Wohnzimmerteppich kaufen kann.«
    »Ich dachte, du sparst, weil du endgültig zurück nach Hause willst«, erwiderte Janusz. »Wenn du Gosia dein ganzes smalz für Teppiche ausgeben lässt, sitzt du für immer und ewig hier fest.«
    Oskar rülpste nachdenklich. »Wie hat mein Vater immer gesagt? ›Die Frau weint vor der Hochzeit, der Mann danach.‹«
    Das Mädchen stellte einen Teller mit bigos vor Oskar hin, dessen Augen sich in kindlicher Begeisterung weiteten. »Ente!«, nuschelte er, sobald er den Mund voll hatte.
    Seit Janusz Oskar kannte, hatte dieser geschuftet wie ein Sklave, um Gosia und die Kinder zu ernähren. Gemeinsam hatten sie sich in den Achtzigern auf den Autobahn-Baustellen die Nächte um die Ohren geschlagen und sich in Zwölfstundenschichten kaputtgearbeitet. Doch wenn Janusz am nächsten Tag während des Berufsverkehrs noch im Bett lag, stand Oskar schon wieder auf einem Rastplatz an der A4 und verhökerte Treibhausrosen an Autofahrer auf dem Weg in den Feierabend. Selbst jetzt fand er neben seiner Stelle als Polier für eines der größten Bauunternehmen auf der Olympiabaustelle noch die Zeit für das, was er eine »Getränke-Importfirma« nannte.
    Diese bestand aus einem halben Dutzend maroder Transporter, die mit der Fähre über den Ärmelkanal pendelten und Kisten mit billigem Schnaps und stangenweise Zigaretten heranschafften, um sie an Händler wie Janusz weiterzuverkaufen. Der Schnaps landete hinter den Tresen von Privatclubs, wo sich niemand an dem Aufkleber » NICHT FÜR DEN WIEDERVERKAUF « stieß, insbesondere deshalb, weil die Flaschen zusätzlich einen Vorteil verhießen: » EXPORTQUALITÄT «.
    »Pass auf«, sagte Oskar mit einem spitzbübischen Funkeln in den Augen. »Wenn du knapp bei Kasse bist, kann ich dir jederzeit eine Schicht auf der Baustelle besorgen.« Er ließ die Gabel fallen, packte Janusz’ Hand, drehte sie um und betrachtete die Handfläche. » Kurwa! Von der vielen Geschäftemacherei hast du Hände gekriegt wie ein Schulmädchen! Bei ehrlicher Arbeit würdest du nach fünf Minuten zusammenklappen.« Er balancierte eine mit bigos überhäufte Gabel zum Mund. »Willst du später vorbeikommen und Fußball schauen?«
    »Heute kann ich nicht«, erwiderte Janusz. »Ich habe eine Karte für einen Vortrag am Royal Institute. Einer der Physiker vom CERN -Projekt.«
    Oskar runzelte die Stirn. »Ist das nicht dieser riesige Doughnut aus Metall in der Schweiz – wo ständig die Sicherungen durchbrennen?«, fragte er. »Irgendwas mit dem Urknall?«
    Janusz nickte – das war das Einfachste.
    »Angeblich soll dem Universum ja eines Tages die Luft ausgehen«, verkündete Oskar mit einem weisen Nicken und klatschte in die Hände, um seine Worte zu unterstreichen. » Puff – bis es nur noch so groß ist wie ein Wasserball.« Ehe er seine kosmologischen Erkenntnisse weiter ausführen konnte, ging klappernd die Tür des Cafés auf, und drei magere, kurz geschorene Jugendliche kamen herein. Sie verschwanden fast unter ihren Rucksäcken. Ihre lauten Stimmen sollten zwar Selbstbewusstsein vortäuschen, doch die Art und Weise, wie das Trio zusammenrückte, bis sich ihre Schultern fast berührten, verriet die wahre Geschichte. Grünschnäbel, dachte Janusz. Gerade der Ryanair-Maschine Nummer 0830 aus Warschau entstiegen. Als der größte von ihnen Oskar bemerkte, war seine Erleichterung fast mit Händen zu greifen.
    Die Jungen traten an den Tisch und begrüßten die beiden Männer höflich. Nachdem Oskar sich die fettigen Lippen abgewischt und die karierte Serviette zusammengeknüllt hatte, tippte er eine Nummer in sein Mobiltelefon.
    » Cze ść , Wassily, du alter

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