Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
Vom Netzwerk:
Grüßen
    Charles Miller
    Inst. f. vereidigte Landvermesser
    Mitglied der britischen Rutengänger-Vereinigung
    Merrily schloss die Datenbank und fuhr den Computer herunter. Manchmal war es, wenn man ins Internet ging, als würde man auf dem Waldboden einen vermoderten Ast umdrehen, unter dem man ein ganzes, unerwartetes Ökosystem entdeckte.
    Sanftmütige Leute.
    Ja. Jedenfalls die meisten.

23 Der Hügel, der Fluss und der Mond
    «Sie ist nicht weg», sagte der Archäologe. «Nur wieder unter der Erde. Wie ein Riesenwurm.»
    Er hieß Harri Tomlin, stammte aus Südwales und arbeitete von Worcester aus mit dem Team, das für die Dinedor-/Rotherwas-Grabung zuständig war. Er war noch jung. Blonde Locken ringelten sich unter seinem orangefarbenen Bauhelm heraus. Bliss hatte auch einen aufsetzen müssen, bevor er auf das Grabungsgelände durfte. Arbeitsschutzbestimmungen. Wenigstens hielt er den Regen ab.
    «Wenn ich
Wurm
sage», sagte Harri, «ist das in diesem Stadium reine Spekulation. Wurm, Drache, Schlange … wir haben keinen Vergleich. Es gibt sonst nichts in dieser Art.»
    Sie standen auf einem von Bulldozern zusammengeschobenen Lehmhügel. In den Spuren der Kettenfahrzeuge stand trübes Regenwasser. Ein paar Bäume waren gefällt worden, ihre Stämme lagen herum wie tote Soldaten auf einem Schlachtfeld. Hinter dem Grabungsareal lagen das Rotherwas-Gewerbegebiet und die städtische Müllkippe, und daneben stand höchst überraschend die mittelalterliche Rotherwas-Kapelle, ein historisches Kleinod.
    In diesem Teil der Stadt prallten viele Gegensätze aufeinander. Direkt vor Bliss erhob sich bewaldet und nebelverhangen der Dinedor Hill, auf den die Schlange anscheinend zukroch.
    «Damit ich das richtig verstehe», sagte Bliss erschöpft zu Harri Tomlin. «Sie sagen also, es war ganz bestimmt keine Straße.»
    «Eine Straße konnten wir ziemlich schnell ausschließen, Mr. Bliss, weil es keinerlei Unterfütterung gibt. Außerdem führt sie über hügeliges Gelände. Der Boden wurde nicht eingeebnet, wie man es für eine Straße tun würde. Deswegen ist die Struktur so
fließend

    Vorher hatte er von bronzezeitlichen Brandriss-Steinen gesprochen, die in der Nähe hergestellt worden waren. Dazu waren große Steine erhitzt und dann in kaltes Wasser gestürzt worden, wodurch sie in kleinere Stücke zerbrachen, die weiterverwendet werden konnten.
    «Und dieser Stein enthält viel Quarz?», fragte Bliss.
    «Relativ viel.»
    «Und der Abschnitt der Schlange, den Sie freigelegt hatten, blieb eine Zeitlang dem Wetter ausgesetzt.»
    «Ja, viel zu lange. Schon nach ein paar Wochen hat die Erosion eingesetzt. Wir waren eigentlich sogar froh, dass die Grabung wieder geschlossen werden sollte.»
    «Wochen», sagte Bliss. «Und in dieser Zeit konnte jeder hier auftauchen, unter dem Zaun durchschlüpfen und sich eine Handvoll Steinchen mitnehmen.»
    «Oder einen Eimer voll. Das hat uns wirklich Sorgen gemacht. Touristen nehmen sich ja immer gern ein Souvenir mit.»
    «Also sind tatsächlich Steine gestohlen worden?»
    «Die Schlange ist zehn Meter breit. Wie sollen wir da sicher sein? Wenn ich fragen darf – warum wollen Sie eigentlich wissen, ob Steine fehlen, Mr. Bliss?
    «Wie lang ist die Schlange?»
    «Wie lang? Wir haben eine Länge von sechzig Metern freigelegt, aber das könnte nur ein kleiner Abschnitt sein. Womöglich führt sie bis hinauf zu der eisenzeitlichen Siedlung auf der Hügelkuppe, dort, hinter den Bäumen. Die Schlange ist offensichtlich
vor
-eisenzeitlich, aber auf dem Hügel könnte auch vor der Eisenzeit schon eine Kultstätte oder so etwas gewesen sein.»
    «Ich kann mir das alles nicht so richtig vorstellen, Harri.»
    Was immer von der Schlange freigelegt worden war, lag nun wieder unter der Erde, sodass die Straße darübergebaut werden konnte. Es sah aus wie eine ganz normale Baustelle.
    «Kennen Sie das Weiße Pferd von Uffington in Berkshire?»
    Bliss schüttelte den Kopf. «Kann es sein, dass ich so etwas in den Wiltshire Downs gesehen habe? Aus Kalk?»
    «Ja, das passt auch. Jetzt vergessen Sie den Kalk, und statt eines Pferdes stellen Sie sich eine Schlange vor. Oder einen Fluss. Denken Sie an den Wye. Es ist denkbar, dass die Form die Windungen des Wye aufnehmen soll und von der Hügelspitze bis zum Ufer des Flusses geführt hat.»
    «So weit?»
    «So weit ist das gar nicht. Der Fluss ist da unten, hinter den Industriebauten dort. Es geht bei all dem um den Hügel, den Fluss und den

Weitere Kostenlose Bücher