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Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition)

Titel: Sündenflut: Ein Merrily-Watkins-Mystery (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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können. Manchmal wurden die Köpfe auch den Göttern geopfert. Es wurden auch Schädel gefunden, und zwar viele, besonders in Schreinen oder an anderen heiligen Orten.»
    «Wie dem Blackfriars-Kloster?»
    «Nein, nein, Mr. Bliss – das Kloster ist viel zu jung, das stammt aus dem Mittelalter.»
    «Hätte es an der Stelle dort nicht früher ein keltisches Heiligtum geben können?»
    «Falls es so war, haben wir es bis jetzt nicht gefunden, tut mir leid.»
    «Überdenken wir das noch mal genauer, Harri. Wir haben es ja mit verschiedenen historischen Epochen zu tun. Aber diese Schlange … war die zur Zeit der Kelten noch sichtbar?»
    «Das glauben wir nicht. Mittendurch führt ein römischer Graben, also war sie zu der Zeit bestimmt schon versandet. Der Hügel allerdings galt wohl noch als heiliger Ort, und vielleicht ist die Schlange in der mündlichen Überlieferung erhalten geblieben. Vielleicht ist sie immer noch … zum Beispiel haben mir, während wir hier gearbeitet haben, Anwohner erzählt, dass manche Familien an bestimmten Tagen auf einem Pfad zum Dinedor Hill hinaufgezogen sind. Wie auf einem Pilgerweg.»
    «Und das gibt es bis heute?»
    «Beinahe», sagte Harri Tomlin. «Das ist gewissermaßen auch ein Ritual, oder? Glaubensüberzeugungen und tradierte Sitten überdauern oft länger als die konkreten Überreste eines Bauwerks. Außerdem gibt es … ich glaube nicht, dass Ihnen das wirklich weiterhilft, aber es gibt eine Verbindung zwischen Köpfen und Wasser, ganz besonders mit Quellen und Flüssen. In Flüssen wurden auch viele Schädel gefunden.»
    Bliss schaute zum Dinedor Hill hinauf und versuchte, diese Informationen in einen Zusammenhang zu bringen. Am wichtigsten war wohl, dass Harri Tomlins Ausführungen ein rituelles Element bei dem Mord noch wahrscheinlicher erscheinen ließen.
    «Kommen eigentlich viele … keine Ahnung,
moderne
Heiden, um sich die Schlange anzusehen, Harri?»
    «Oh, an manchen Tagen», Harri lächelte, «sieht man von seiner Arbeit auf, und sie kommen aus dem Wald wie die alten Kelten. Mit bunten, selbstgestrickten Pullovern und Wünschelruten. Die sind harmlos. Und sehr respektvoll. Man sagt ihnen, sie sollen nicht auf dem Grabungsfeld herumlaufen, und sie tun’s nicht. Ich habe es auf jeden Fall lieber mit Heiden zu tun als mit gelangweilten Jugendlichen.»
    «Haben Sie welche persönlich kennengelernt?»
    «Ihre Namen kenne ich nicht. Außerdem finde ich, dass diese verschrobenen Bartträger alle gleich aussehen. Aber jetzt kommen keine mehr – wir mussten nach dem Unfall strengere Regeln für die Schaulustigen einführen.»
    Bliss sah ihn fragend an.
    «Es waren zwei Typen zum Baumfällen da. Wenn der Baum groß ist, geht einer ein Stück weg, damit er den Überblick hat, und gibt dem anderen mit einem Pfiff ein Signal, wenn er festgestellt hat, dass niemand in der Gefahrenzone herumläuft. Der mit der Kettensäge hat gesagt, er hätte den Pfiff gehört, verstehen Sie …»
    Bliss wartete.
    «Tja, der erste Typ hat nicht gepfiffen, weil er selbst noch nicht aus der Gefahrenzone war. Und dann rummst der Baum runter.» Harri senkte den Arm. «Schädelbruch, Schulter gebrochen. Mussten die Schulter zweimal operieren.»
    «Waren Sie da auch hier?»
    «Seitdem vergesse ich nie mehr, meinen Helm aufzusetzen, Mr. Bliss, das können Sie mir glauben.»
    Bliss gab seinen Helm zurück. Fünf nach eins. Es war Zeit, sich auf den Weg zu machen, wenn er Furneaux um halb zwei im
Gilbies
treffen wollte.

24 Den Apfel vergiften
    Merrily ging in die Kirche und nach vorn in den Chorraum, um zu meditieren … zu beten.
    Sie setzte sich auf den Stuhl des früheren Chorleiters, legte die Handflächen auf die Knie, schloss die Augen beinahe ganz und atmetet regelmäßig. So machte sie es inzwischen, wenn sie allein war. Weniger Liturgie, mehr Meditation. Tastete nach Antworten … der Wahrheit.
    Tastete heute einfach nach irgendetwas, während der Regen aufs Dach trommelte, durch die Dachrinne gurgelte, in ihrem Kopf rauschte – wie zur Strafe. Das hatte sie nun davon, dass sie
Das Guckloch in den Himmel
einfach irgendwo aufgeschlagen hatte.
    … eins muss man begreifen: Das Christentum ist in seine Schlussphase eingetreten. Am Ende dieses Jahrhunderts wird ‹Oh Gott› nichts weiter sein als ein harmloser Fluch, dessen Herkunft für die meisten Menschen unter siebzig im Dunkel liegt.
    Sie hatte das Buch weggelegt.
    Das war nicht das Problem. Es war unwichtig, genau wie die Ankunft Mathew

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