Sündhafte Begierde der Verdammnis (Eine homoerotische Vampirserie) (German Edition)
überhaupt einschlagen musste. Als er sich umsah, fiel es ihm jedoch nicht schwer, sich zu entscheiden, denn es gab nur eine einzige, ziemlich enge Schotterstraße, die direkt vom Bahnhof weg in einen Wald führte, hinter dem sich, das konnte Valentin auch von Weitem erkennen, ein großer Landsitz erstreckte. So schnell ihn seine Beine trugen, lief er den zu beiden Seiten von einem Mischwald umsäumten Fahrweg entlang, bis er Minuten später an seinem Ziel ankam. Das musste es sein!
Das Gut, das einem verfallenen Schloss ähnelte, befand sich abgeschieden inmitten eines Waldes auf einem großen Stück Land. Zu dem Besitz gehörte auch ein weitläufiger See, der das Anwesen beinahe paradiesisch erscheinen ließ. An einem dicken Baumast war eine breite Schaukel mit Rückenlehne befestigt, die im Herbstwind sanft hin- und herschwankte. Gleich daneben, unter einer großen Weide, stand ein weißer Tisch mit Stühlen in derselben Farbe.
Doch dem hohen, verwachsenen Gras nach zu urteilen, konnte sich hier schon länger niemand mehr aufgehalten haben. Zudem lag überall Laub herum, was ihm Letzteres nur bestätigte.
Ein schlechtes Gewissen überkam Valentin, als er auf den See hinausblickte. Er hatte es Bastian versprochen, nicht hierherzukommen. Doch er hatte es sich nicht nehmen lassen - allein schon deswegen nicht, weil er sich selbst ein Bild von dem Landgut, mit dem anscheinend etwas nicht stimmte, machen wollte. Irgendetwas musste es damit ja schließlich auf sich haben, sonst hätte Bastian ihm nicht ausdrücklich verboten, es aufzusuchen.
Vielleicht, so dachte Valentin bei sich, war er aber auch nur hier, um sich von all den Ärgernissen der letzten Zeit loszusagen und um einfach nur für sich sein zu können. Der Umstand, dass Carsten Brenner nun bei ihm wohnte, ließ ihm fast überhaupt keine Privatsphäre mehr. Überall schien er ihn zu beobachten und ihm genauestens auf die Finger zu schauen.
Valentin blickte sich genauer um und entschied sich, auf den langen Holzsteg hinauszulaufen, an dessen Ende sich im Wasser ein kleines Boot befand, welches mit einem dicken Seil an einem Pfosten befestigt war. Leicht wippte es im Wasser hin und her.
Eine befremdliche Kühle machte sich spürbar, als er neben dem Boot stehen blieb. Ein Gefühl, dass es hier draußen, wo das Wasser bereits etwas tiefer wirkte, kälter war als noch zuvor, überkam ihn schlagartig, und er bibberte plötzlich am ganzen Körper. Eher zufällig blickte er ins trübe Wasser hinein, wobei ihm auffiel, dass sich auf dem schlammigen Grund des Sees etwas befand. Durch die anbrechende Düsterkeit war es ihm jedoch nur möglich, verschwommene Umrisse zu erkennen. Mit Vorsicht, um auf dem leicht matschigen Steg nicht auszurutschen, kniete er sich nieder und beugte sich mit dem Kopf weiter hinunter. Der Anblick, der sich ihm dort bot, verschlug ihm augenblicklich die Sprache.
Grabsteine!
Wohin er unter Wasser auch schaute, überall befanden sich in den trüben Seeboden eingelassene Marmormonumente und umgefallene Engelsstatuen, deren Oberflächen bereits grünlich überwachsen waren.
Da der See in seiner Mitte ziemlich tief aussah, fragte er sich, wie weit hinein die Grabmale sich wohl erstreckten. Dieser unbehagliche Gedanke ließ ihn zwar frösteln, schürte aber auch gleichzeitig eine unbeschreibliche Neugierde in ihm: Wer zum Teufel hatte sich die Mühe gemacht, diesen schaurigen Unterwasserfriedhof anzulegen? Und vor allem – welchem Zweck diente er?
Es fiel ihm schwer, seinen Gedankengängen freien Lauf zu lassen. Dennoch stellte er sich die unangenehme Frage, ob es möglich war, dass Bastian etwas von den verborgenen Gräbern im Wasser wusste. Seine Gedanken überschlugen sich, als er an das zurückdachte, was Angela ihm erzählt hatte – an die im Dorf verschwundenen Menschen. Mit einem Mal verblasste die schöne Umgebung des verfallenen Landsitzes. Es konnte doch nicht sein, dass Bastian, sein geliebter Bastian, etwas damit zu tun hatte?
Valentin atmete tief durch, stand wieder auf und drehte sich um. Das riesengroße, mit verwelkten Rosenranken übersäte und verlotterte Anwesen schien nach ihm zu greifen.
„ Valentin !“, hörte er eine flüsternde Stimme, die nach ihm rief. Im selben Augenblick kroch starker Nebel unter dem Steg zu ihm herauf und wickelte seine Füße in eine weiße, beinahe undurchdringliche Schicht. Unmittelbar danach spürte er, wie kalte, lange Finger nach seinen Beinen griffen. Panisch sah er an seinem
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