Sündige Liebe
unterstützte er in Wahrheit den Norden.
Natürlich fiel Jacob nicht auf, dass Hannah all diese Dinge und noch mehr wusst e. Nur sie und ihre Familie wussten davon, denn Luke, ihr Ehemann, war Jacobs persönlicher Diener, der hörte, was Jacob im Schlaf sprach. Doch ihre Familie hütete diese Geheimnisse. Einmal war Hannah bei Angela versehentlich etwas herausgerutscht, was niemand wissen durfte. Doch Angela war ein braves Mädchen. Sie wusst e, zu welchen Tragödien es geführt hätte, wenn sie dieses Geheimnis einem anderen gegenüber gelüftet hätte. Hannah war sicher, dass Angela das nicht tun würde.
Jacob hatte immer noch nicht von seinen Büchern aufgeschaut, doch Hannah blieb geduldig stehen, und während sie wartete, ruhten ihre braunen Augen liebevoll auf ihm. Er war ein gutaussehender Mann von achtundvierzig Jahren, der nur an den Schläfen leicht ergraut war. Im übrigen war sein Haar so schwarz, dass es manchmal blau wirkte. Und erst seine Augen! Bei Gott, dieser Mann hatte schaurige Augen. Hannah war sicher, dass der Teufel, falls er jemals auf die Erde kommen und sich zeigen sollte, Augen wie Jacob Maitland haben würde. Sie waren von einem hellen Goldbraun, vorausgesetzt, er war nicht zornig. Und bei all seiner Güte hatte dieser Mann Temperament. Und wenn er sich erhitzte, wurden diese Augen zu reinen goldgelben Flammen, die bereit waren, denjenigen, den sie anfunkelten, zu verbrennen.
Von Jacob Maitlands beiden Kindern sah nur Bradford seinem Vater ähnlich. Zachary war ebenso groß wie sein älterer Bruder und sein Vater, ziemlich genau einen Meter achtzig, doch Zachary hatte die Augen und das Temperament seiner Mutter geerbt. Er war nicht annähernd so unte rn ehmungslustig wie sein Bruder.
Jacob Maitland sah jetzt auf und runzelte leicht die Sti rn . »Wieso bist du so früh zurück? Sie war doch zu Hause oder etwa nicht?«
Hannah hörte Jacob Maitland immer gern sprechen. Er konnte sich so gut und genau ausdrücken. Schon vor Jahren hatte sie versucht, seine Sprechweise zu imitieren, doch ihre Familie hatte sich in einem Maß darüber lustig gemacht, dass sie sich veran lass t sah, es aufzugeben.
»J a, sie ist zu Hause.«
»Nun, wie geht es ihr? Lässt sie sich immer noch von dir versprechen, mich nicht zu bestehlen?« fragte Jacob amüsiert.
»Ich bin gegangen, ehe sie Gelegenheit dazu hatte«, sagte Hannah und rang immer noch nervös die Hände.
»Stimmt etwas nicht, Hannah?« fragte Jacob Maitland und kniff die Augen zusammen. »Raus mit der Sprache.«
»Vielleicht sollten wir raus zu den Ställen gehen, Master Jacob, weil ich nämlich das Gefühl habe, Sie werden Ihre Stimme erheben, und die jungen Damen sind aus der Stadt zurück und sitzen im Salon. Sie werden es sonst mitanhören. «
»Raus mit der Sprache!«
Hannah holte tief Luft und begann zu zittern, weil sie sah, dass diese goldbraunen Augen bereits in Flammen standen.
»Missy Angela ist heute Morgen fast vergewaltigt worden«, platzte Hannah heraus und erwartete mit weit aufgerissenen Augen den Ausbruch des Unwetters.
»Sie ist was?« fragte er und sprang augenblicklich auf. »Wie konnte das passieren, wenn ihr Vater da ist?«
»Er war nicht da.«
»Ist - ist Angela etwas passiert?«
»0 nein, Sir. Sie hat sich den jungen Lümmel mit ihrem Gewehr vom Leib gehalten. Aber er hat sie gewiss gewollt. Er hat gedroht, dass er sie noch kriegt. Sie hat sich nicht gefürchtet, aber närrischer war sie als ein nasses Huhn.«
»Was muss das für ein junge sein, der versucht, ein Kind zu vergewaltigen?« fragte Jacob und ließ sich erschöpft auf seinen Stuhl fallen. »Ich kann das einfach nicht begreifen.«
»Ich habe schon versucht, Ihnen zu erklären, dass sie erwachsen wird«, erinnerte ihn Hannah vorwurfsvoll.
»Sie ist doch erst vierzehn Jahre alt. Zum Teufel, sie ist noch ein kleines Kind.«
Hannah erinnerte ihn nicht daran, dass »Kinder« in Angelas Alter heirateten und selbst schon Kinder bekamen. »Sie haben sie seit dem bösen Streit zwischen Ihnen und ihrem Papa nicht mehr gesehen. Die kleine Missy ist recht hübsch geworden.«
Jacob schien sie nicht zu hören. »Wie heißt dieser Junge? Bei Gott, er wird noch wünschen, er wäre tot! «
»Billy Anderson.«
»Du meinst Sam Andersons Sohn?« fragte Jacob erstaunt.
»J a,«
»Gibt es noch andere, die schon versucht haben, Angela zu belästigen?« fragte Jacob.
»J a. Und gerade das macht mir solche Sorgen, weil die arme kleine Missy manche Nächte ganz
Weitere Kostenlose Bücher