Sündige Sommernächte - Kent, A: Sündige Sommernächte
Abendbrise aufgeschoben worden.
Es war der Mann, der gerade den letzten Maiskolben knabberte von denen, die die Gruppe zu ihren Hamburgern, den Chicken Wings und dem Krug Bier bestellt hatte.
Der Mann, dem sie sich vor drei Tagen an den Hals geworfen und den sie wie eine verliebte Frau geküsst hatte.
Trey Davis war der Teamchef von Corley Motors und das Gegenstück zu Cardin: der Junge aus der Kleinstadt Dahlia. Allerdings war er nicht in Dahlia geblieben so wie sie, und obwohl er hier noch ein Haus besaß, kam er nur während der Renntage im Frühling zu Besuch.
Cardin bildete sich ein, dass ihre gemeinsame Herkunft sie miteinander verband. Trey wusste, was es hieß, aus einer Kleinstadt in Tennessee zu stammen, mit Stereotypen behaftet zu sein, sich mit Vorurteilen herumzuärgern, dem Akzent und einer Familie, die einen in den Wahnsinn treiben konnte.
Außerdem war da noch die Sache mit der Schwärmerei während der Highschoolzeit, die über die Schulzeit hinaus angehalten hatte und jedes Jahr imMärz wieder aufflackerte, wenn das Farron Fuels stattfand und Cardin ihn wiedersah.
Hinterher fühlte sie sich stets wie ein Opfer ihrer eigenen Schwäche, weil sie wieder einmal Angst gehabt hatte, Trey auf jenen Abend vor sieben Jahren anzusprechen … auf das, was zwischen ihnen vorgefallen war, auf die süßen Dinge, die er ihr ins Ohr geflüstert hatte, und dass sie ihn seither nicht mehr vergessen konnte.
All dieser Dinge wegen und wegen der Verbindung zwischen ihren Familien – Treys Urgroßvater Emmett war der Partner ihres Urgroßvaters Orin im Schwarzbrennereigeschäft gewesen – hatte sie Vertrauen zu ihm und hoffte, seine Instinkte würden ihr dabei helfen, die Familienfehde der Worths zu beenden.
Es war offensichtlich, dass sie das nicht allein schaffen würde. Oft genug hatte sie versucht, die Beziehung ihrer Eltern wieder ins Lot zu bringen, ohne Erfolg. Eddie und Delta waren inzwischen getrennt. Cardin hatte auch versucht, die Kluft zwischen ihrem Vater und ihrem Großvater zu schließen. Die beiden redeten nicht mehr miteinander, weil Jeb ständig von dem Streit anfing, bei dem ihr Vater beinah ums Leben gekommen wäre.
Ein Jahr lang hatte sie die Friedensvermittlerin gespieltund ihre Mutter dazu gebracht, Verständnis für die Launen ihres Vaters zu haben. Schließlich hätten sie ihn beinah verloren. Ihn wiederum hatte Cardin davon überzeugt, Geduld zu haben, da die Genesung Zeit brauchte und nicht über Nacht geschehen würde, wie er gehofft hatte.
Überdies hatte sie ihren Großvater dazu gebracht, Eddies Fragen zu beantworten. Er war es schließlich gewesen, der den Kampf beendet und damit verhindert hatte, dass einer der anderen Männer verletzt wurde. Deshalb hatte er ein Recht darauf, zu erfahren, warum Aubrey Davis auf Jeb losgegangen war. Seit diesem Krach vor zwölf Monaten, der Eddie ins Krankenhaus gebracht hatte und an dem Treys Vater beteiligt gewesen war, glaubte Cardin, er sei ihr etwas schuldig.
Selbstverständlich ahnte er nichts von ihren Plänen, ihn zu benutzen.
Und sie war sich immer noch nicht ganz sicher, wie sie ihm den … Antrag machen sollte.
Während ihres Besuchs am Donnerstag auf dem Dahlia Speedway hatte sie keine Gelegenheit gehabt, ihm ihre Pläne darzulegen. Sie hatte lediglich ein wenig vorfühlen und herausfinden wollen, ob das Knistern zwischen ihnen noch da war.
Das war es, und zwar genauso aufregend wie injener Nacht, als sie von seinem muskulösen Körper an die Schlafzimmerwand gedrückt worden war, eine Berührung, die sie nie vergessen würde.
Sie erschauerte und unterdrückte ein Stöhnen. Dies war nicht der richtige Zeitpunkt, um sich an das sanfte Kratzen seiner frischen Bartstoppeln zu erinnern und daran, wie sich seine starke Brust angefühlt hatte.
Richtiger Zeitpunkt oder nicht – ihre Gedanken schweiften unweigerlich in diese Richtung ab, was prompt ihren Puls beschleunigte.
„Cardin?“
„Hm?“
„Du hast ja gar keinen Platz mehr für die Getränke gelassen.“
„Was?“
„Die Getränke. Das Eis. Cardin!“
Cardin riss sich von Treys Anblick los und wandte sich der tadelnden Stimme zu, die Sandy Larabie gehörte, die schon genauso lange wie Cardin im Headlights arbeitete. Sie war sechs Jahre älter und hatte schon zwei Scheidungen hinter sich. Außerdem war sie die bissigste der Kellnerinnen und die mit den meisten Trinkgeldern.
Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die Becher in Cardins Händen, und nicht ein einziges
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