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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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sofort wiederkäme, sobald sie gestillt worden sei. Der vierte Dämon hielte sich tief in der Höhle auf, um Kontakt mit den Menschen zu vermeiden, denn wenn er ein menschliches Wesen berührte, müsse er dessen tiefste Wünsche Wirklichkeit werden lassen. Dieser spezielle Dämon, sagte Eugène, könne sich in eine Katze oder einen Vogel verwandeln oder sich sogar unsichtbar machen.
    Ich fragte ihn, woher er das alles wisse, und er antwortete, sein Bruder Alain habe viele Jahre im Torhaus des Schlosses als Wache gearbeitet. Wie alle Angestellten der Grotte Cachée hatte Alain schwören müssen, über alles, was er dort sah und hörte, strengstes Stillschweigen zu bewahren. Dafür waren sein Gehalt und seine Pension unglaublich hoch. Alain war nie religiös gewesen, aber als er im Sterben lag, brachte Eugène ihn zum wahren Glauben zurück. Überwältigt von seiner neu entdeckten Frömmigkeit erzählte Alain seinem Bruder alles, bevor er verschied. Eugène ging bis zum Erzbischof, damit die Dämonen von Grotte Cachée exorziert wurden, aber man tat ihn als verrückten alten Fanatiker ab.
    Ich dankte ihm für seinen Rat, sagte ihm jedoch, wie wichtig es sei, dass ich dorthin fuhr. Ich würde aber die Augen offen halten und mich vor Dämonen in Acht nehmen. Er erklärte mir, sie seien schöner als gewöhnliche Sterbliche, um ihre menschlichen Opfer besser verzaubern und verführen zu können. Und er bat mich, daran zu denken, nachts nicht nur die Tür zu meinem Zimmer zu verschließen, sondern auch jedes Fenster, selbst wenn ich ganz oben im Turm wohnen sollte. Die unersättliche Lust triebe die Dämonen in den Wahnsinn und würde ihnen außergewöhnliche Kraft verleihen. Vor allem die
Dusii könnten an den Schlossmauern hinaufklettern, um zu schlafenden Menschen zu gelangen.
    Bei den holperigen Feldwegen, auf denen ich höchstens fünfundvierzig Stundenkilometer fahren konnte, und den Ziegen- und Schafherden, die mir den Weg versperrten, brauchte ich am nächsten Tag für die Fahrt nach Grotte Cachée über fünf Stunden. Die ganze Zeit über betete ich, dass die Regenwolken, die am Himmel aufzogen, dicht halten würden, bis ich da war. Du bist ja noch VIEL ZU JUNG, UM DICH DARAN ZU ERINNERN, aber die ersten Autos damals hatten weder Windschutzscheibe noch Dach.
    Glücklicherweise kam ich an, als ich gerade die ersten Regentropfen spürte. Das Château lag so tief in dem üppig grünen Tal und war so dunkel – später fand ich heraus, dass es aus vulkanischem Gestein erbaut war –, dass man es vom Flugzeug aus wahrscheinlich nicht einmal bemerkt hätte. Es war ein rechteckiges Schloss mit einem Hof in der Mitte, einem runden Turm an jeder Ecke und einem kurzen, viereckigen in der Mitte jedes Flügels, wobei der vordere zugleich auch der Torturm war. Als ich vorfuhr, trat ein Wachmann heraus und kam auf einer Zugbrücke über einen breiten, tiefen Graben, der früher wahrscheinlich einmal ein Sumpf gewesen war, auf mich zu.
    »Bonjour, mademoiselle« , sagte er. »Êtes-vous perdu?«
    Ich reichte ihm die Karte und erwiderte, nein, ich habe mich nicht verirrt, Mr. Archer habe mich eingeladen. Er teilte mir mit, Mr. Archer befinde sich gegenwärtig in Indien und die momentanen Gäste würden am nächsten Tag abreisen, aber ich sei als Gast willkommen bis zu Mr. Archers Rückkehr. Er sagte, die Haushälterin, Madame Gauvin, würde ein Zimmer für mich vorbereiten und er würde einem Fahrer Bescheid sagen, der den Wagen ins Kutschenhaus bringen würde. Da ich jedoch nicht wollte, dass das Auto im Regen stand, erwiderte
ich, das würde ich schon selbst erledigen, aber er solle bitte mein Gepäck ins Schloss bringen lassen.
    Das Kutschenhaus, das sich unter dichten Bäumen neben dem Stall befand, war das größte, das ich je gesehen hatte, ein langes, schmales Steingebäude mit etwa einem Dutzend Boxen. Die Boxen waren nicht voneinander abgetrennt, sodass ich die anderen Automobile und Kutschen zu beiden Seiten sehen konnte, als ich meinen Wagen auf einen freien Platz fuhr.
    Ich nahm meine Schutzbrille ab und setzte mir gerade einen ungewöhnlich schicken schwarzen Hut mit seidenen Bändern und Straußenfedern auf, den ich extra für mein Zusammentreffen mit Hickley gekauft hatte, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung in einer Kutsche etwa fünf oder sechs Boxen weiter rechts wahrnahm. Es war ein glänzender Landauer mit einem Glasfenster auf jeder Seite. Durch die Scheibe sah ich einen jungen Mann in Hemdsärmeln mit

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