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Sündiger Mond

Sündiger Mond

Titel: Sündiger Mond Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Burton
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sich von der Reise ausruhen sollte, weil ich dort, wo ich hinfuhr, keine Anstandsdame brauchte – sie vergaß zu erwähnen, dass Hickley dort sein würde.
    Biddie erzählte mir, sie sei noch nie in Grotte Cachée gewesen, aber ihre Großmutter väterlicherseits hatte anscheinend Anfang des letzten Jahrhunderts dort einen Sommer verbracht. Sie hatte nie mit jemandem über den Besuch gesprochen,
aber als Biddies Mutter nach ihrem Tod ihren Nachlass geordnet hatte, war sie auf einige Briefe gestoßen, die in ein schwarzes Seidentuch eingeschlagen waren. Der Inhalt dieser Briefe hatte sie offensichtlich zutiefst schockiert. Biddie hatte die Briefe nur kurz gesehen, bevor ihre Mutter sie verschwinden ließ, aber es gelang ihr, die erste Zeile eines Schreibens zu lesen. Sie hatte sie nie vergessen: Hättest Du jemals gedacht, dass es Dir fehlen würde, von einem völlig Fremden eine ganze Woche lang gefesselt, ausgepeitscht und zur Unterwürfigkeit gezwungen zu werden?
    Biddie musste mir erklären, dass das etwas mit Sex zu tun hatte, so unwissend war ich. Die Briefe waren von der Frau geschrieben worden, die die engste Vertraute ihrer Großmutter gewesen war, seitdem sie gemeinsam Miss Cox’ Akademie für Mädchen in New York besucht hatten – meine eigene Alma Mater. Biddie erzählte, die beiden hätten über die Streiche ihrer Jugend sehr gelacht. Über dem Kamin in Biddies Salon hing ein Porträt ihrer Großmutter, das Ingres um 1830 gemalt hatte, Kleid und Frisur nach zu urteilen. Sie war eine zierliche Rothaarige mit spitzbübischem Lächeln und einem Funkeln in den Augen. Biddie erzählte, ihre Freundin sei auch rothaarig gewesen und in der Schule hätte man sie »Miss Cox’ Rotes Füchschen« genannt.
    Biddies Mutter verbrannte die Briefe und weigerte sich für den Rest ihres Lebens, darüber zu sprechen. Von Zeit zu Zeit jedoch warnte sie Biddie davor, eine Einladung nach Grotte Cachée anzunehmen, wenn sie den Sommer in Frankreich verbrachte.
    »Leider«, schloss Biddie, »bin ich nie eingeladen worden. Wie ich dich beneide! Du musst mir alles erzählen.«
    Jetzt kommt der Teil, wo ich vor den dämonischen Bewohnern und mysteriösen Vorgängen in Grotte Cachée gewarnt wurde. Biddie hatte eine Art Mechaniker/Handwerker, der für
sie arbeitete, ein komischer alter Kauz namens Eugène, der darauf bestand, sich davon zu überzeugen, dass ich mit ihrem kleinen, lippenstiftroten Peugeot umgehen konnte, bevor er ihn mir anvertraute. Ich musste ihn auf den örtlichen Straßen herumkutschieren, während er auf dem Beifahrersitz saß, sich über Grotte Cachée ausließ und mir erklärte, warum ich besser einen großen Bogen darum machen sollte.
    In den Bergen, die über dem abgelegenen kleinen Tal aufragten, in dem alten Stein, aus dem das Château erbaut worden sei, seien Kräfte am Werk, sagte er, die eine »influence diabolique« auf jedes menschliche Wesen ausübten, das so unklug sei, sich dorthin zu begeben. Die Kräfte seien wie ein Magnet, der die Menschen auf unterschiedliche Weise anzöge, aber niemand sei völlig immun dagegen. Und es gäbe Wesen dort, die »actes obscènes« an menschlichen Gästen vollzögen. Es handele sich um Incubi und Succubi, erklärte er, sexuell gierige Dämonen, vor denen die Kirche die Gläubigen seit Jahrhunderten warnte.
    Nun, ich musste mich sehr zusammenreißen, um in dem kleinen Auto nicht von der Straße abzukommen. So fest biss ich mir auf die Innenseite meiner Unterlippe, dass sie für den Rest des Tages geschwollen war. Er sagte mir, Dämonen seien praktisch unsterblich und man könne sie nur töten, wenn man sie verbrennen würde. In diesem Tal lebten dieselben vier Dämonen schon seit Jahrhunderten. Drei davon quälten Menschen, und zwar auf die perverseste Art und Weise, die man sich nur vorstellen könne. Eine davon sei ein weiblicher Succubus, der die Männer verhexte, um ihnen durch Sex die Lebensenergie auszusaugen. Ein anderer sei, wie Du meinem letzten Brief schon entnehmen konntest, ein Satyr. Und der dritte sei ein sogenannter Dusios, der sich vom Mann zur Frau und wieder zurück verwandeln konnte, um zwischen speziell ausgewählten Männern und Frauen einen »transfert de sperme«
durchzuführen, um so menschliche Nachkommen mit übernatürlichen Fähigkeiten zu produzieren. Eugène allerdings hob hervor, dass Dusii für gewöhnlich ihre männliche Form behielten und Frauen nur um des Verführens willen verführten, weil sie von Lust verzehrt würden, die

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