Sündiges Geheimnis: Roman (German Edition)
zweimal pro Woche? Ein unverhofftes Glück für unsere schmachtenden Herzen …«
Miranda ignorierte die Worte der Freundin. Niemals würde sie den Park aufsuchen, nur um einen Mann anzugaffen. »Duelliert er sich für die Ehre seiner Mutter?«
»Wie süß, immer siehst du nur das Gute in den Menschen.« Georgette tätschelte herablassend Mirandas Schulter. »Das bezweifle ich stark. Wahrscheinlich ist nicht er gemeint, sondern Lord Dillingham. Um sicherzugehen, dass ich nichts Falsches sage, muss ich noch in anderen Zeitungen nachlesen.«
»Tu das. Aber im Laufe der nächsten Woche werden wir’s ohnehin erfahren. Vorerst werden die Zeitungen nicht alles verraten – sie wollen schließlich die Neugier der Leser wachhalten.«
»Ja, das ist wahr … Schau mal, da steht was über die Fortsetzung von den Sieben Geheimnissen der Verführung .«
Miranda hielt den Atem an.
»Da ich dich sowieso nicht von Feder und Tinte weglocken kann, solltest du dem Autor erneut schreiben und ihm ein Angebot machen.«
Bis Miranda den Sinn dieses Vorschlags begriff, verging eine Weile. »Ein was?«
»Wenn ein Mann so exzellent mit Worten umgehen kann, müsste er eigentlich ebenfalls begnadete Hände besitzen. Das würde dir guttun.«
»George!« Klirrend setzte Miranda ihre Teetasse ab.
»Glaub mir, du hast es nötig.« Georgette knabberte an einem weiteren Gebäckstück. »Schreib deinem Eleutherios oder begleite uns Mädchen in den Park, mach Lord Downing schöne Augen und versuch seine Aufmerksamkeit zu erregen. So wie wir alle. Bei einem Stelldichein mit einem der beiden würdest du deine Hemmungen sicher verlieren und deine Bedürfnisse befriedigen.«
»Meine Bedürfnisse befriedigen?« Miranda schnappte nach Luft.
»Warum nicht?«, fragte Georgette lächelnd. »Wenn der Mann attraktiv breite Schultern und kraftvolle Schenkel hat …«
»Heutzutage werden solche Qualitäten allzu oft durch dicke Polster vorgetäuscht«, erklang eine tiefe, keinesfalls weibliche Stimme hinter ihnen. »Wie können die Frauen jemals feststellen, was echt ist?«
Miranda zuckte zusammen, während Georgette einen erstickten Schrei ausstieß, als sie die schwarz-weiße Gestalt erblickte.
»Meine Damen …« Der Sprecher neigte den Kopf, verzog leicht die Mundwinkel, und in seinen Augen stand offenkundige, unverhüllte Belustigung. Mit einem Finger seiner diesmal schwarz umhüllten Hand strich er über einen seiner verschränkten Arme. »Miss Chase?«
»Ja?«, antwortete sie etwas töricht.
Wie lange hatte er dagestanden und das Gespräch belauscht? Sie wusste nicht zu sagen, welches ihrer Gefühle gerade die Oberhand gewann: Scham, Neugier, Freude. Wahrscheinlich Scham.
»Vielleicht würden Sie meine Bedürfnisse befriedigen?«
Eindeutig Scham.
Georgette stammelte Unverständliches, während Miranda erstarrte.
»Was brauchen Sie denn, Sir?«, flüsterte sie mit schwacher, zittriger Stimme. In ihren Ohren rauschte das Blut, ihr Gehirn war unfähig, einen klaren Gedanken zu fassen.
»Das finden wir sicher heraus.« Lächelnd zeigte er über seine Schulter. »Darf ich bitten?«
Miranda erhob sich automatisch und ging auf ihn zu. Blieb dann abrupt stehen. »Peter wird Ihnen helfen, Sir«, stieß sie hervor. Dieser Rückzug schien ihr mehr als angeraten, bevor sie sich noch weiter in eine peinliche Situation manövrierte.
»Ich bezweifle, ob Peter mir so helfen kann wie Sie. Und wie ich es gerne hätte.« Geistesabwesend strich er über eine Reihe von Werken griechischer Philosophen.
Vom Tisch hörte sie ein unterdrücktes Glucksen, und in seinen Augen sah sie dieses geheimnisvolle Glitzern. Wie ein Licht auf sturmumtoster See. Oder wie ein Irrlicht, das Seefahrer ins Verderben lockte.
Sie gab sich einen Ruck und mobilisierte ihre Kräfte. »Was Sie vorziehen, weiß ich nicht, Sir. Jedenfalls wird Peter Ihnen das Päckchen sehr gerne aushändigen.«
»Das möchte ich aber nicht.«
»Außerdem wird er alle sonstigen Wünsche bestimmt zu Ihrer Zufriedenheit erfüllen.« Sie spürte, wie sich Schweißperlen auf ihrer Stirn bildeten. »Er kennt sich bestens aus.«
»Nein.«
»Nein?«, wiederholte sie verstört und wusste nicht, was sie davon halten sollte. Immerhin hatte sie am Vortag ihrer Meinung nach keine besonders geistreiche Vorstellung geboten.
Was wollte er also von ihr?
Trotzdem erfüllte seine Gegenwart sie mit einem ganz neuen weiblichen Selbstvertrauen, das ihr normalerweise fehlte und sie jetzt beinahe schwindlig werden
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