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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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nicht gerade zu einem Lieblingshäftling, und da er als ehemaliger Agent der Drogenbekämpfungsbehörde, der Drug Enforcement Administration, kurz DEA , einige der Insassen selbst verhaftet hatte, war auch hier nicht mit viel Sympathie zu rechnen. Nicht nur einmal hatte man versucht, ihm eine »Lektion« zu erteilen – oder ihn gleich ganz auszuschalten.
    Die Schritte hielten vor seiner Zelle, und der Essensschlitz wurde geöffnet.
    »Hunt. Bist du wach?«, flüsterte jemand. »Ich bin’s. Cormack.«
    Marc entspannte sich.
    »Ja. Was ist los?«
    Cormack war einer der wenigen Vollzugsbeamten, denen er vertraute. Als der Mann noch neu und grün hinter den Ohren gewesen war, hatte Marc ihn vor einem Mob Lebenslänglicher bewahrt, die ihn aufschlitzen wollten. Selbstverständlich war Cormack ihm dankbar gewesen und gehörte nun zu seinem Netzwerk von Informanten, die ihn über das Leben draußen auf dem Laufenden hielten.
    »Es geht um Megan«, flüsterte Cormack.
    Marcs Herzschlag stolperte.
    »Weiter.«
    »Sie ist aus dem Haus abgehauen. Mit dem Baby. In ihrem Zimmer hat man ungebrauchte Spritzen und eine halbe Unze H gefunden.«
    Er atmete tief aus und sank an der Wand herab zu Boden.
    Das konnte doch nicht sein. Er wollte es einfach nicht glauben.
    Verdammt! Verdammt noch mal!
    Megan hatte so tapfer und zäh gekämpft, um von dem Mist loszukommen. Sie hatte aufgehört, als sie erfahren hatte, dass sie schwanger war, und sowohl ihm als auch sich selbst geschworen, nichts mehr zu nehmen. In den Briefen, die Cormack eingeschmuggelt hatte, hatte sie ihm enthusiastisch geschrieben, dass sie Emily eine gute Mutter sein und sie nicht in eine Pflegefamilie geben würde, wie ihrer beider Mutter es getan hatte. Gerade ihr letzter Brief hatte sich so hoffnungsvoll und so entschlossen angehört.
    Sie war erst eine Woche draußen gewesen. Erst eine verdammte Woche!
    Er hatte Mühe, seine Stimme zu finden.
    »Wann war das?«
    »Gestern Morgen.«
    Das heißt, Megan war nun vierundzwanzig Stunden auf der Flucht. Sie hatte keine Ahnung vom Umgang mit Babys, wusste nicht einmal, wie man Windeln wechselte, hatte kein Geld, kein Dach überm Kopf … und in der Zeitung stand, dass es in der Nacht zehn Grad minus werden sollte.
    Wenn Megan mit Emily auf der Straße war …
    Zorn kochte in ihm hoch, und mit ihm kam die Hilflosigkeit, die er jedes Mal verspürte, wenn seine Schwester wieder einmal eine Dummheit begangen hatte. Nur war es dieses Mal schlimmer. Dieses Mal hatte sie ein unschuldiges Baby bei sich. Er kämpfte gegen das Bedürfnis an, seine Faust gegen die Wand zu rammen, kämpfte um einen klaren Verstand, der nicht durch Zorn verschleiert wurde. Er musste nachdenken. Jetzt.
    Er griff im Dunkeln nach dem Foto, das er neben seiner Pritsche an die Wand geklebt hatte. Er kannte es in- und auswendig. Es war im Krankenhaus kurz nach der Geburt des Babys aufgenommen worden und zeigte Megan, den Fuß an das Bettgeländer gekettet, die das Bündel namens Emily in ihren Armen hielt. Die Haare waren zu einem unordentlichen Pferdeschwanz zusammengefasst, und sie wirkte erschöpft, doch in ihren Augen waren neben der Furcht, das Kind zu verlieren, auch Glück, Hoffnung und tiefe Zufriedenheit zu sehen gewesen.
    Was zum Teufel hatte sie sich bloß gedacht? Hatte sie ihren Verstand verloren?
    Vielleicht war es zu viel für sie gewesen, Emily wieder dem Sozialamt zu überlassen, nachdem sie sie in den Armen hatte halten dürfen. Seine Schwester war emotional nicht gerade gefestigt. Vielleicht war sie auch einfach nur ausgerastet und hatte gehandelt, ohne sich über die Konsequenzen Gedanken zu machen. Sie musste vollkommen high gewesen sein, wenn sie derart viel Stoff zurückgelassen hatte. Welche Süchtige überließ der Polizei ihren kompletten Vorrat?
    »Hast du eben eine halbe Unze gesagt, Cormack?« Fast fünfzehn Gramm!
    »Ja. Laut Polizeibericht. Und mit Fentanyl verschnitten.«
    Himmel!
    Das Zeug war tödlich.
    Aber eine halbe Unze war verdammt viel für jemanden, der nicht Dealer oder Rockstar war. Entweder hatte sie eine Quelle aufgetan, von der er noch nichts wusste, oder das Heroin gehörte nicht ihr.
    Und mit diesem Gedanken bekam ihr Verschwinden plötzlich eine vollkommen andere Bedeutung, eine sehr viel düstere.
    Eines Tages bin ich verschwunden, und man wird irgendwo meine Leiche finden.
    Marc spürte, wie sich kalte Furcht in seinen Eingeweiden breitmachte.
    »Hatte sie gestern Morgen oder am Abend zuvor noch

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