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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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ohne ihren Freundeskreis vorzustellen, und fand den Gedanken sehr traurig. Aber ihre Freundinnen waren keine Straftäterinnen.
    »Hatte Megan Freundinnen im Gefängnis?«
    »Sie ist seit ihrer Jugend immer wieder in staatlicher Obhut gewesen, daher gehe ich davon aus, aber mit mir hat sie selten über Persönliches gesprochen. Sehen Sie, ich repräsentiere ›den Mann‹. Den Artikeln, die Sie über sie geschrieben haben und die ich übrigens sehr gut finde, entnehme ich, dass sie Ihnen gegenüber sehr viel offener war.«
    »Wir haben hauptsächlich über ihre Pläne für die Zukunft und Emily gesprochen.«
    Officer Harburg nickte. Sein Blick war traurig.
    »Ich fürchte, daraus wird jetzt nichts.«
    Sophie war das auch klar, aber sie wollte nicht hören, dass es jemand aussprach.
    »Ich hoffe sehr, dass Sie sich irren, Officer Harburg.«
    »Ken.« Er lächelte, und sie sah, dass sich ein Fetzen Tang zwischen seinen Schneidezähnen festgesetzt hatte. »Sagen Sie Ken zu mir.«
    Nein, definitiv kein Feuerwerk.
    »Okay. Ken.« Sie zwang sich, ihm in die Augen und nicht auf die Zähne zu sehen. »Was wissen Sie sonst noch über Megan?«
     
    Als Sophie in die Redaktion zurückkehrte, stellte sie erstaunt fest, dass das DOC das Interview mit Megans Bruder bereits bewilligt hatte, es würde am Freitag um vier Uhr stattfinden. Es war die schnellste Zusage, die sie bei staatlichen Anfragen je erhalten hatte. Sie hatte nicht vor Ende der folgenden Woche damit gerechnet.
    Marc Hunter wusste offenbar, welche Strippen er ziehen musste.
     
    Am Freitagnachmittag machte sich Sophie auf den vertrauten zweistündigen Weg nach Cañon City. Im Radio liefen BBC -Nachrichten. Gewalttätige Ausschreitungen bei Banda Aceh, Indonesien. Der Wert des Euro war gestiegen. Aids-Waisen in Südafrika.
    Ihre Gedanken drifteten ab, als über eine Überschwemmung an der dänischen Küste berichtet wurde. Für einen Freitagnachmittag herrschte erstaunlich wenig Verkehr, allerdings war der Highway an einigen Stellen vereist. Vor ihr und im Westen hob sich Pikes Peak schroff und weiß gegen den Horizont ab, und der Schnee, der von den Gipfeln wehte, war wie ein eisiges, weißes Banner. Im Osten war der Himmel klar und blau, doch hinter den Bergen erhob sich eine düstere Wolkenbank.
    Es hatte eine Schneewarnung für Colorados Front Range gegeben, dreißig bis vierzig Zentimeter Neuschnee ausgerechnet zu dem Zeitpunkt, an dem Sophie nach Denver zurückfahren würde. Wenn sie das Geld gehabt hätte, hätte sie sich ein Zimmer in Colorado Springs genommen und gewartet, bis die Schneepflüge die Straßen wieder befahrbar gemacht hätten. Aber sie wollte sparen, um David bei seinem Studium zu unterstützen, und ein Hotelzimmer kam ihr wie unnötiger Luxus vor, zumal sie bereits vierhundert Dollar in Winterreifen mit Spikes investiert hatte.
    Du schaffst das schon, Alton.
    Sie konzentrierte sich darauf, die Fragen, die sie Megans Bruder stellen wollte, noch einmal durchzugehen. Hatte er eine Ahnung, wohin seine Schwester geflohen sein konnte? Konnte er sich vorstellen, wer ihr half, Geld gab oder Unterschlupf gewährte? Hatte Megan jemals angedeutet, dass sie mit Emily abhauen wollte? Hatte sie sich seit ihrem Verschwinden bei ihm gemeldet?
    Am vergangenen Abend war sie all ihre Notizen zu den Gesprächen mit Megan durchgegangen, um zu sehen, ob sie etwas über den Bruder fand. Zu ihrer Überraschung hatte sie feststellen müssen, dass Megan ihn fast jedes Mal erwähnt hatte. Sie hatte ihr erzählt, dass er ihr jeden Tag eine Nachricht hatte zukommen lassen, als sie auf Entzug gewesen war, dass er durch seinen Anwalt Geld auf ihr Konto hatte überweisen lassen, damit sie sich ein extra Kissen kaufen konnte, als der große Schwangerschaftsbauch das Schlafen schwierig machte, dass er sich ständig erkundigt hatte, ob sie auch ausreichend versorgt wurde.
    Sophie hatte versucht, Megans Heldenbild ihres Halbbruders mit den Informationen zu vereinbaren, die sie aus seiner Akte hatte und die überhaupt nicht misszuverstehen waren. Vor sechs Jahren hatte dieser liebevolle Bruder eine Schusswaffe genommen und aus kürzester Entfernung auf seinen Kollegen, einen DEA -Agenten, geschossen. Nicht nur ein, sondern drei Mal. Er hatte John Cross, verheiratet und vierfacher Vater, umgebracht, um seine eigenen verbrecherischen Aktivitäten zu vertuschen. Die Ermittler fanden im Haus und im Auto insgesamt zwei Kilo Kokain und schlossen daraus, dass Hunter ein Dealer war. Ein
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