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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst
Autoren: Pamela Clare
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herzloser, brutaler Dealer.
    Wie schaffte er es, diese beiden Seiten in sich zu vereinen?
    Wie hatte Tessa so schön gesagt?
Warum die Leute Dummheiten begehen, lässt sich oft nicht erklären.
    Sie fuhr vom Interstate auf den US -Highway 50 und kam zehn Minuten zu früh am Colorado State Penitentiary an, ein wuchtiges Backsteingebäude, das von hohen Zäunen, Stacheldraht und Wachtürmen umgeben war. Sie stellte den Wagen auf dem Besucherparkplatz an einer Stelle ab, die für die Presse reserviert war, frischte ihren Lippenstift auf und überprüfte ihr Haar im Beifahrerspiegel. Nicht, dass ihre äußere Erscheinung eine große Bedeutung hatte. Sie hatte schließlich nicht vor, hier ihren Traumprinzen zu treffen.
    Sie nahm ihre Tasche und packte alles, bis auf den kleinen Rekorder, ihren Presseausweis und ein paar Münzen für den Getränkeautomaten, in ihre Aktenmappe. Sie war in den vergangenen Jahren oft genug in Gefängnissen gewesen, um zu wissen, wie man es sich selbst und den Wachleuten erleichterte, indem man wirklich nur die Dinge mitnahm, die man unbedingt für das Interview brauchte.
    Die Gefängnisvorschriften für Besucher waren sehr strikt. Man war bemüht, selbst die findigsten Schmuggelversuche zu unterbinden. Briefmarken konnten mit LSD versehen sein, Stifte als Waffen verwendet werden. Mit Handys ließ sich mit Komplizen draußen kommunizieren, und so gut wie alles konnte im menschlichen Körper versteckt werden. Und etwas so Simples wie eine Zigarette konnte hinter Gittern als Mittel zur Machtausübung, Erpressung und Dominanz genutzt werden.
    Sophie schloss den Wagen ab und ging behutsam über den vereisten Parkplatz. Ihr war klar, dass es dumm war, im Schnee hohe Absätze zu tragen, aber dicke Winterstiefel sahen einfach nicht professionell genug aus. Eine unsanfte Landung auf dem Hintern natürlich auch nicht, aber sie hatte es gleich geschafft, und drinnen spielte es keine Rolle mehr.
    Auf der anderen Seite des Zaunes stieg gerade eine Gruppe Häftlinge in orangefarbenen Overalls mit Hand- und Fußfesseln aus einem Transporter. Sophie nahm die Pfiffe und die eindeutig zweideutigen Rufe kaum wahr. Das geschah jedes Mal, wenn sie hierherkam.
    Sie betrat das Empfangsgebäude und ging zur Anmeldung. In der Eingangshalle saß eine Mutter mit ihren zwei Kindern und wartete, um vermutlich ihren Mann zu besuchen. Eine junge Frau mit tätowierten Armen schmollte in einer Ecke. Und ein Mann im Anzug, wahrscheinlich ein Anwalt, ratterte an seinem Handy Paragrafen herunter.
    »Hey, Miss Sophie.« Officer Green lächelte und reichte ihr ein Klemmbrett. »Welche rührselige Story wollen Sie sich denn heute anhören?«
    Wie die meisten Wachleute machte auch Green keinen Hehl aus seiner geringen Meinung von den Insassen.
    »Ich treffe mich mit einem Marc Hunter.« Sophie füllte das Formular auf dem Klemmbrett aus und gab es mit ihrem Presseausweis zurück.
    Officer Green schnaubte.
    »Oh, Mr. Schweinebacke persönlich. Der wird Ihren Lesern gefallen.«
    Sophies Neugier war sofort geweckt.
    »Macht er Ärger?«
    Officer Green bedachte sie mit einem Blick, der das Versprechen auf Insiderinformationen enthielt.
    »Kommt drauf an, was Sie mit Ärger meinen. Zieht sich nichts durch die Nase, hält sich brav an die Regeln … bis jemand versucht, ihm ans Bein zu pinkeln. In der ersten Woche hat er fünf Typen auf die Krankenstation verfrachtet.«
    Sophie musste sich auf die Zunge beißen, um nicht zu fragen, was diese fünf Typen denn gemacht hatten, aber Officer Green konnte stundenlang klatschen, wenn man ihn nicht bremste. Sie nahm ihren Presseausweis entgegen und steckte ihn zurück in die Tasche.
    »Danke.«
    Sie durchquerte den Raum, passierte die Metalldetektoren und sah zu, wie Officer Russell ihre Tasche durchsuchte. Der Mann war ein Koloss mit Bürstenhaarschnitt … und lieb und tapsig wie ein Teddybär.
    »Alles klar, Miss Alton.« Er gab ihr die Tasche zurück und nahm das Stempelkissen.
    Sophie hielt ihm die Hand hin, und er markierte den Rücken mit einer Farbe, die nur unter Schwarzlicht sichtbar war. Der Stempel würde überprüft werden, wenn sie wieder zurückkam. Natürlich erschien es in Anbetracht der Tatsache, dass es sich um ein Männergefängnis handelte und sie eindeutig kein Mann war, albern, aber Vorschrift war Vorschrift.
    »Waschen Sie das bloß nicht ab«, warnte Officer Russell mit einem Grinsen.
    Er machte jedes Mal denselben Scherz, und Sophie lachte, wie er es bezweckt
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