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Süß ist die Angst

Süß ist die Angst

Titel: Süß ist die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Clare
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treten.«
    »Hast du dich schon angemeldet?«
    »Nein. Ich wollte auf dich warten.«
    Sophie durchquerte den Eingangsbereich, trug sich ein und zückte ihren Presseausweis.
    »Sophie Alton und Joaquin ›Speedy‹ Ramirez. Wir wollen zu Megan Rawlings.«
    Die Frau musterte ihren Presseausweis und blickte dann wieder auf.
    »Sie müssen hier warten.«
    Sophies Magen verkrampfte sich.
    »Was ist? Stimmt etwas nicht?«
    Die Polizei konnte doch nicht wegen Megan hier sein, oder?
    »Warten Sie in der Halle.«
    Zu nervös, um sich zu setzen, kehrte Megan zurück zu Joaquin und trat ans Fenster, um hinauszusehen.
    »Das kann nicht sein. Dass sie wegen Megan hier sind.«
    Er stellte seine Fototasche auf einen der Stühle und drückte ihren Arm.
    »Du hast sie ins Herz geschlossen, was?«
    Wozu es leugnen?
    »Ja.«
    Sie hatten beinahe dreißig Minuten gewartet – eine halbe Stunde, die ihr wie eine Ewigkeit erschien –, als ein stämmiger Polizist mit schütterem Haar in Begleitung eines Mannes mit Schnurrbart und in dunklem Anzug um die Ecke kam. Die Beule an der einen Seite des Jacketts ließ darauf schließen, dass der Mann eine Waffe trug. Ein Detective?
    Ihr sank der Mut.
    »Miss Alton?« Der Polizist hatte Notizblock und Stift gezückt.
    »Ja.«
    »Ich bin Officer Reed. Das ist Officer Harburg.«
    Officer Harburg hielt ihr die Hand hin.
    »Ich bin Megan Rawlings’ Bewährungshelfer.«
    Sophie war übel, als sie dem Mann die Hand schüttelte.
    »Bitte sagen Sie mir, dass mit Megan und Emily alles in Ordnung ist.«
    Officer Harburg lächelte traurig.
    »Das würde ich gerne. Aber wie es aussieht, ist Miss Rawlings mit ihrem Baby verschwunden.«
     
    »Wenn sie sie schnappen, ist sie wegen Drogenbesitzes, Verstoßes gegen die Bewährungsauflagen und Entführung dran.« Sophie kippte den Rest ihres Chocolatini hinunter. Zur Frustbewältigung gab es nichts Besseres als die Kombination von Alkohol und besten Freundinnen. »Das, was man in ihrem Zimmer gefunden hat, war Heroin.«
    »Es tut mir so leid für dich.« Tessa Darcangelo, ehemals Mitglied des I-Teams, rieb sich unwillkürlich ihren schwangeren Bauch. In ihren blauen Augen lag Mitgefühl. »Sie bedeutet dir viel, ich weiß.«
    Und Sophie wusste, dass Tessa es wirklich verstand. Im Jahr davor hatte Tessa den Mord an einem jungen Mädchen miterlebt und war bei dem Versuch, den verantwortlichen Mädchenhändler dingfest zu machen, beinahe selbst umgekommen. Sophie nahm an, dass Tessa noch heute die Todesschreie des Mädchens hören konnte.
    »Aber wie kann man ihr denn Entführung vorwerfen? Das Baby ist doch ihre eigene Tochter!« Holly Bradshaw, Reporterin aus der Entertainment-Sparte, warf sich eine Olive in den Mund. Sie war groß, platinblond gefärbt und hatte eine unverschämt großartige Figur. Aber sie aß auch selten etwas, das Kalorien enthielt. »Ist es denn nicht ihr verbrieftes Recht, ihr Baby mitzunehmen?«
    »Nicht, wenn sie nicht das Sorgerecht hat.« Kara McMillan, ebenfalls Ex-Mitglied des I-Teams, stellte ihr leeres Margarita-Glas ab und schob sich eine Strähne ihrer dunklen Haare hinters Ohr. Mit ihrem großartigen Ehemann, einem Senator, drei wunderschönen Kindern und einer Karriere als freiberufliche Journalistin und Sachbuchautorin repräsentierte Kara all das, was Sophie eines Tages zu sein wünschte. »Ich nehme an, das Kind untersteht staatlicher Fürsorge.«
    Sophie nickte.
    »Eine Mennonitenfamilie kümmert sich um sie. Wirklich nette Leute. Ich kann mir vorstellen, dass sie vor Sorge umkommen.«
    Sophie hatte sie kennengelernt und interviewt: ein älteres Paar, das gemeinsam neun eigene Kinder aufgezogen und dennoch Energie übrig gehabt hatte, sich um Kinder von straffälligen Frauen zu kümmern. Emily war das sechste Pflegekind in ihrer Obhut, und man hatte sehen können, wie sehr sie schon an ihr hingen.
    Tessa winkte dem Kellner.
    »Noch einen öden, geschmacklosen Kräutertee für mich und einen Chocolatini für die Dame. Gib dir die Kante, Sophie, ich fahre dich nach Hause.«
    »Das ist das Schöne an schwangeren Freundinnen.« Sophie grinste und versuchte, die düstere Stimmung, die sie den ganzen Tag nicht hatte loslassen wollen, endlich zu verdrängen.
    »Sie fahren freiwillig«, tönten alle im Chor.
    Eine Stunde und zwei Cocktails später war Sophie ziemlich angeschickert, aber nicht wesentlich besser gelaunt. Katherine James, die Umweltreporterin ihres Teams, war spät gekommen und hatte sich einen heißen Kakao bestellt.

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