Süß wie die Sünde: Roman (German Edition)
Bruder bekam vor Entrüstung keinen Ton heraus. Mr White lief puterrot an, doch auf seinem Gesicht zeigte sich eine ganz andere Empfindung. »Ich habe Sie besessen, und Sie werden mich heiraten, junge Dame.«
Zu spät begriff sie, was er vorhin meinte, als er seine Hand unter ihre Röcke schob. »Endlich«, hatte er gehaucht. »Sie werden mein.« Sie hatte geglaubt, dass er von temporärem Besitz sprach. Dabei hätte sie es besser wissen müssen. Immerhin hatte er ihr bereits zwei Mal einen Antrag gemacht.
Ihr Bruder mischte sich ein. »White, ich muss mit meiner Schwester sprechen. Bitte warten Sie im Studierzimmer auf mich.«
Vor Wut kräuselte sich Whites gerötete Stirn. »Sie wollen ihr doch nicht ernsthaft ihren Willen lassen. Ihre Schwester traf ihre Entscheidung, als sie sich auf diese Couch legte, Sir. Ich gestatte nicht, dass sie sich jetzt anders besinnt.«
Marissas Blickfeld verengte sich, bis sie nur noch Peter Whites Gesicht sah. Sein rechtes Auge schwoll schon an, deshalb konzentrierte sie sich auf sein linkes und fragte sich, wie viel Kraft erforderlich wäre, es dem rechten Auge gleichzumachen. »Sie gestatten nicht? Ich sagte Ihnen inzwischen zwei Mal, dass ich nicht Ihre Frau werde.«
Er besaß die Dreistigkeit, sie anzulächeln. »Wäre es Ihnen ernst, hätten Sie mich aufhalten sollen. Wir werden heiraten. Ihnen bleibt keine andere Wahl.«
»White«, sagte ihr Bruder gefährlich ruhig, »Marissa ist zweiundzwanzig Jahre alt und kann zu nichts gezwungen werden.«
Mr White schnaubte. »Sie könnte bereits guter Hoffnung von mir sein. Und als Hausherr ist es Ihre Pflicht, sie vor ihrer eigenen Einfältigkeit zu schützen. Sollte bekannt werden, dass …«
Edward schritt auf ihn zu, sodass er dem anderen Mann bedrohlich nahe kam. »Wie sollte es bekannt werden?«
»Es halten sich gegenwärtig vierzig Gäste in Ihrem Haus auf, Baron. Ich möchte meinen, dass einer von ihnen etwas gehört hat. Ihr Cousin sah sogar alles mit eigenen Augen. Und Sie wünschen sich wohl kaum, dass Ihre Schwester einen zweifelhaften Ruf bekommt, nicht wahr?« Seine Augen blitzten triumphierend.
»Sie abscheulicher Mensch«, flüsterte Marissa. »Sie haben das geplant .«
Edward packte Peter White bei seiner Krawatte. »Sie hatten es geplant, richtig?«
»Ich beabsichtige, ihr meinen Namen zu geben, meine Hingabe. Noch ist kein Schaden angerichtet. Sie sollte sich geehrt fühlen. Mein Großvater ist …«
Ja, sie hatte sich die Geschichten über seine glorreichen Vorfahren schon hinlänglich angehört. Umso froher war Marissa, als Edward ihn mit einem Kinnhaken zum Verstummen brachte. Der Mann stolperte rückwärts, hielt sich das Kinn mit beiden Händen und sackte zu Boden.
»Verlassen Sie mein Haus«, befahl Edward.
»Das können Sie unmöglich meinen!«
»Gehen Sie!«
White schüttelte den Kopf. »Ich liebe sie.«
Marissa stieß einen Schrei der Empörung aus. Edward indes wies nur zur Tür. »Verschwinden Sie. Und sollten Sie auch bloß ein Wort hierüber gegenüber irgendjemandem erwähnen, werde ich Sie aufspüren und umbringen.«
Mr White betrachtete ihn nachdenklich. Offensichtlich überlegte er, ob Edward fähig wäre, einen Mord zu begehen. Er sah nicht so aus, als würde er es glauben, und Marissa war ziemlich sicher, dass sie ähnlich zweifelnd dreinblickte. Edward war überaus reizbar, beruhigte sich allerdings auch rasch wieder. Er galt als der Besonnene in der Familie. War Mr White erst fort, wäre er sicher nicht mehr in Todesgefahr. Es sei denn …
Edward lächelte. »Und sollte ich Sie nicht finden können, wird es mein Bruder Aidan fraglos können. Er würde es genießen, Sie zu jagen, entspricht es doch seinem Gemüt.«
Also Aidan war eine ganz andere Sache. Selbst Marissa war unwohl bei dem Gedanken, er könnte hiervon erfahren. Und das würde er.
Peter White straffte die Schultern und presste die Finger an sein Kinn. »Das ist grotesk. Sie sind beide aufgebracht. Ich werde jetzt gehen, aber in wenigen Tagen komme ich wieder. Ich liebe Sie, Marissa.«
»O ja, ich wette, dass Sie den Gedanken an meine fünfhundert Pfund im Jahr lieben«, konterte sie schnippisch. Mr White beachtete sie nicht und stapfte aus dem Zimmer.
Sie hatte sich gewünscht, dass er verschwand, doch nun war sie mit ihrem Bruder allein. Schamesröte erhitzte ihre Wangen, und ihre Kehle wurde eng. »Es tut mir leid«, flüsterte sie.
»Marissa, was …?« Seine Schultern sanken herab. »Wie konntest du?«
»Es
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