Sueße Kuesse nur aus Rache
frei. Ihre Nerven flatterten, und ihr Herz hämmerte, als sie sich auf den Weg zu der Modelagentur machte, die sie sich als Erste ausgesucht hatte, um es dort mit ihrer Fotomappe zu versuchen.
Und sie war außer sich vor Freude, weil sie tatsächlich genommen wurde.
Trotzdem war es ein langer, mühsamer Weg. Die Angebote waren rar, die Konkurrenz dafür umso größer.
Besonders hart umkämpft waren die besten Jobs.
Und zu einem dieser Jobs war sie gerade unterwegs. Das Casting fand in einem ausgesprochen exklusiven Hotel statt, das Fotoshooting würde dann in Monte Carlo folgen, auf den Jachten, die dort im Hafen lagen. Aufgeregt hastete sie aus der U-Bahn. Sie war noch nie im Ausland gewesen oder hatte sich in einem so schicken Ambiente bewegt.
Mit rasendem Puls lief sie zu dem Hotel, einzig darauf bedacht, so schnell wie möglich dorthin zu kommen. Daher achtete sie nicht auf die schnittige Limousine, die am Straßenrand stand, und auch nicht auf den livrierten Portier, der zurücktrat, nachdem er die hintere Tür geöffnet hatte. Auch die Person, die ausgestiegen war, übersah sie, bis diese ihr an der Drehtür, die ins Hotel führte, im Weg war.
„Entschuldigung“, rief sie und wollte sich an dem Mann vorbeidrängen, um als Erste hineinzukommen.
Er wandte nur den Kopf zu ihr um, rührte sich jedoch nicht von der Stelle, sodass er ihr weiterhin den Weg versperrte. Wütend funkelte Kat ihn an, wobei ihr auffiel, wie groß er war. Er trug einen dunklen Anzug. Seine markanten Züge unter der olivfarbenen Haut ließen ihren Puls seltsam schnell schlagen, sein dunkler, abschreckender Blick hielt den ihren fest.
Erneut spürte sie, dass ihr Herz einen Schlag aussetzte. Das rührte sicher nur daher, dass sie zu spät dran und in Eile war. Sie hatte keine Zeit zu verlieren, doch dieser Mann stand ihr im Weg. Das war der Grund, warum ihr so merkwürdig zumute war. Nichts anderes.
„Gehen Sie jetzt zur Seite oder nicht?“, schnauzte sie ungehalten und sah ihn feindselig an.
Etwas blitzte in seinen Augen auf, das ihren Puls wieder beschleunigte. Aber sie reagierte bestimmt nur deshalb so befremdlich, weil er ihr immer noch im Weg stand – und weil er sie ansah, als sei sie ein minderwertiges Wesen. Instinktiv straffte sie den Rücken.
„Hätten Sie vielleicht die Güte“, meinte sie in spöttisch hochnäsigem Ton, „mich in dieses verdammte Hotel zu lassen?“
Wieder blitzten die dunklen Augen auf. Doch diesmal hatte dieses Funkeln eine andere Wirkung auf sie, ohne dass Kat sie benennen konnte. Sie merkte nur, dass ihr Puls nicht darauf reagierte. Stattdessen spürte sie einen Stich im Bauch.
Dann endlich trat er zurück. Er sagte nichts, sondern deutete nur in einer gleichgültigen Geste auf die Drehtür. Als wäre sie entlassen. Ihr gefiel sein Verhalten nicht, dem sie damit entgegenwirkte, dass sie sich nur noch mehr straffte. Sie trat in die Drehtür, wandte den Kopf aber noch einmal um.
„Tausend Dank“, sagte sie in übertrieben süßlichem Ton. „Sehr freundlich von Ihnen!“
Das Funkeln in seinen Augen behagte ihr nicht. Abrupt wandte sie sich ab, drängte durch die Drehtür und betrat die marmorne Lobby.
„Aufgeblasener Idiot!“, murmelte sie, ehe sie den Vorfall aus ihrem Gedächtnis verbannte. Denn sie musste dringend herausfinden, wo das Casting stattfand.
Fünfzehn Minuten später saß sie auf einem Stuhl mit Goldlegierung in einem riesigen Veranstaltungsraum des Hotels und sah bedrückt auf die übliche Horde all der fantastisch aussehenden vielversprechenden Talente. Die Veranstaltung schien ein wenig ins Stocken geraten zu sein. Die Mitarbeiter, die am anderen Ende des Raumes um einen Tisch herum saßen, waren offenbar gerade dabei, eine Entscheidung zu treffen.
Kat sah sich um und war merkwürdig nervös, mehr als sonst bei einem Casting. Vielleicht, weil sie diesen Raum nicht mochte, der ihr das Gefühl gab, nicht hierherzugehören. Es war das schickste und eleganteste Hotel, das sie je betreten hatte, und die Menschen hier waren nicht minder elegant. So, wie der Typ, der auf sie herabgesehen hatte, nur weil sie sich an ihm hatte vorbeidrängen wollen.
Ungehalten hob Kat die Brauen. Sie verspürte einen Anflug von Feindseligkeit und schob die Erinnerung schnell beiseite. Warum auch sollte sie noch an diesen kurzen, ärgerlichen Vorfall denken. Eine zufällige Begegnung, mehr nicht. Jetzt fragte sie sich, wie lange die Mitarbeiter wohl brauchten, um zu entscheiden, ob sie
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