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Süße Küsse nur aus Rache?

Süße Küsse nur aus Rache?

Titel: Süße Küsse nur aus Rache? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J James
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eingehend zu mustern. Thea war wie erstarrt und konnte sich nicht rühren.
    „Sie sehen gut aus“, murmelte er. Sein Blick wanderte über ihre schwarzen Seidenhosen, die sie zu einem langärmeligen Seidenjäckchen mit Silberstickerei trug. Auf eine klassische Perlenkette hatte sie verzichtet. Stattdessen trug sie eine filigrane Silberhalskette und lange passende Ohrringe. Ihr Haar hatte sie wie immer zu einem Knoten aufgesteckt.
    „Models bekommen Rabatt“, sagte sie kühl, als sie den Aufzug betrat.
    Thea war sich seines Blickes bewusst. Der leichte Duft seines Rasierwassers umwehte ihn, und seine ungezähmt männliche Ausstrahlung ließ sie erbeben.
    Und dieser Zustand, so unangenehm er ihr auch war, hielt den gesamten Abend an. Ein Konzert lang saß sie neben ihm. Nahm die Wärme seines Körpers wahr, seine Beine nahe den ihren, seine Schultern an ihrer Seite. Beflissen faltete sie die Hände in ihrem Schoß, statt sie auf die Lehne zu legen und dadurch unweigerlich seine Arme zu berühren.
    Doch auch ohne jeden Körperkontakt war er allgegenwärtig. Zu nah. Zu real. Sie versuchte, sich allein auf die Musik zu konzentrieren, das weltbekannte Orchester zu genießen, den erstklassigen Dirigenten und die Solisten. Und das auf den besten Plätzen, die das Haus zu bieten hatte.
    Sie hätte sich allerdings einen anderen Komponisten als Rachmaninoff gewünscht. Seine stürmischen Dissonanzen lagen ihr an diesem Abend nicht. Seine Musik vermittelte ihr ein Gefühl, auf das sie lieber verzichtet hätte. Sie versuchte, reglos mit geradem Rücken auf ihrem Platz zu sitzen, doch die Musik umfing sie, Crescendo nach Crescendo. Ständig war sie sich dabei der Ehrfurcht gebietenden Anwesenheit des Mannes neben sich bewusst.
    Nach dem Konzert geleitete er sie ein Stockwerk höher in einen privaten VIP-Salon, wo ein Empfang gegeben wurde. Galant stellte er Thea jedem Gesprächspartner vor. Sie spielte ihre Rolle perfekt, während sie an Mineralwasser und Orangensaft nippte und sich dazwischen Häppchen von dem vorzüglichen Büffet nahm.
    Doch mit Angelos’ beständiger Nähe an ihrer Seite kam sie nicht zurecht.
    Innerlich fühlte sie sich wie ein Radioempfänger, der auf eine einzige Frequenz eingestellt war. Die Präsenz ihres Begleiters war beängstigend – seine sonore Stimme, sein gelegentliches lautes Lachen ließen ihren Körper vibrieren.
    Auf dem Heimweg in der Limousine starrte sie nur aus dem Fenster.
    „Haben Sie das Konzert genossen oder war das nur vorgespielt?“
    „Warum interessiert Sie das?“, gab sie schnippisch zurück.
    „Ich möchte es einfach wissen.“ Wieder ruhte sein Blick auf ihr.
    Sie wollte nicht begutachtet werden. „Es kann doch wohl nicht sein, dass mir, einem Mädchen aus ärmlichen Verhältnissen, klassische Musik gefällt“, hielt sie ihm voller Sarkasmus entgegen.
    „Jedenfalls nicht der Kat Jones, die mir damals über den Weg gelaufen ist.“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Deshalb habe ich mich entschieden, Thea zu werden. Niemand“, fuhr sie fort, „sollte wie Kat Jones sein. So ungebildet, so einfach.“
    „Und warum waren Sie so? Wir haben ein freies Schulsystem in England.“
    „Ich war eben wie viele Kinder, die aus einem ähnlichen Milieu stammen wie ich. Ich habe mir eingebildet, die Lehrer wollten mich nur kontrollieren. Alles empfand ich als dumm, sinnlos und langweilig.“
    Warum erkläre ich ihm mein Verhalten? ging es ihr durch den Kopf. Weshalb unterhalte ich mich überhaupt mit ihm? Wieso ignoriere ich ihn nicht einfach? Doch dazu war sie nicht fähig.
    „Was hat Sie so verändert?“
    Sie sah ihn an. „Sie“, sagte sie. „Sie waren es.“
    Für eine Sekunde schwieg er.
    „Ich habe Kat Jones begraben“, fuhr sie dann fort. „Ich habe einfach aufgehört, sie zu sein.“
    Seine Augen verengten sich. „Tatsächlich?“
    „Ja. Und wenn Sie es schaffen sollten, Thea Dauntry zu vernichten, werde ich mich wieder in eine andere verwandeln. Denn mich können Sie nicht umbringen. Das werde ich nicht zulassen. Ich werde es überleben. Ich überlebe alles.“
    Sie hielt seinem Blick stand.
    Warum zum Teufel habe ich das gesagt?
    Schließlich starrte sie auf die regennasse Straße. Was tat sie hier, in dieser fremden Stadt, mit diesem Mann, der sie auf Schritt und Tritt verfolgte? Welches Schicksal hatte sie hierhergeführt? Kurz musterte sie ihn aus den Augenwinkeln. Sein Blick war auf sie gerichtet. Sie sah wieder aus dem Fenster. Aber sein Bild blieb in ihr,

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