Süße Küsse nur aus Rache?
hatte sie sich vollkommen verändert, bemerkte er. Doch hatte sie sich auch innerlich geändert? Verurteilte sie, was sie als Kat Jones angestellt hatte? Diese Frage schwirrte unbeantwortet durch seinen Kopf, als er sie beim Essen beobachtete. Ihre Anmut, ihre Schönheit waren beindruckend.
Doch eines wusste er. Er hatte recht getan, mit ihr hierherzukommen. Hier oben in der Abgeschiedenheit, in seinen Bergen und der kristallklaren Luft, weitab von der Betriebsamkeit der Geschäftswelt, würde er die Wahrheit über sie erfahren.
Und die Wahrheit darüber, was er von ihr wollte.
7. KAPITEL
Thea brauchte eine Pause, damit ihre Wadenmuskeln sich erholen konnten. Angelos schritt auf einem weichen Bett aus Kiefernadeln forsch vor ihr her, doch sie konnte Schritt mit ihm halten. Es war still und dunkel im fortwährenden Schatten der Koniferen, und als sie der Wanderpfad wieder hinaus in die Sonne führte, hielt sie schützend die Hand über die Augen und blinzelte in das blendende Licht. Angelos setzte seine Sonnenbrille auf und bedeutete ihr, es ihm gleichzutun. Dann nahm er das Tempo wieder auf.
Thea folgte ihm und genoss das wundervolle Panorama. Es war gewaltig. Der steile Pfad führte in Serpentinen hinab zu einer Straße weit unten. Doch sie entfernten sich immer weiter davon und stiegen zu einem Kamm hinauf, der schon von Weitem sichtbar war.
Nach einer guten Stunde begann Thea wieder, ihre Waden und Oberschenkel zu spüren. Doch sie kümmerte sich nicht darum. Die Szenerie war einfach zu einmalig und ihre Lungen waren angefüllt mit reiner, frischer Bergluft. Sie verspürte ein seltsam erfülltes Gefühl von Frieden, obwohl ihr die Absurdität unter den gegebenen Umständen bewusst war.
Aber es war unmöglich, hier oben in dieser friedlichen Landschaft etwas anderes zu fühlen.
Nach einer weiteren halben Stunde erreichte sie endlich den Kamm. Angelos stand bereits da. Er hob sich scherenschnittartig wie eine Silhouette gegen den hellen Himmel ab und wartete auf sie.
Angelos Petrakos, erhaben auf dem Gipfel, gnädig das Fußvolk betrachtend, das sich langsam herankämpft …
Schließlich hatte sie ihn erreicht. Auch wenn sie kaum außer Atem war, merkte sie doch immer mehr die ungewohnte Anstrengung. Seine Augen, noch immer hinter der Brille verborgen, waren auf sie gerichtet.
„Denken Sie, dass Sie es dort hinaufschaffen werden?“
Er deutete auf eine bizarre Gesteinsschicht, die sich am Horizont abhob, folgte mit dem Zeigefinger dem Grat, der sich weit nach oben wölbte und weiter bis zum nächsten Gipfel der Bergkette anstieg.
Thea zuckte die Achseln, griff nach ihrer Wasserflasche und trank gierig daraus, während Angelos sie musterte.
Widerwillig musste er zugeben, dass sie sich bisher recht gut gemacht hatte. Er hatte ein beachtliches Tempo vorgelegt, um herauszufinden, ob sie ihm zu folgen vermochte. Sie tat es. Stetig wie ein guter Hund. War es Selbstüberschätzung, was sie vorantrieb? Sie hinunterzutragen, falls sie kollabieren sollte, dazu hatte er jedenfalls keine Lust.
„Sagen Sie mir, wenn Sie eine Pause brauchen“, meinte er und ging wieder voran.
Thea steckte ihre Wasserflasche weg und folgte ihm. Der Weg wurde schwieriger und steiler, verschwand hinter Felsen und wurde enger. Doch Thea hielt mit. Zumal Angelos seinen Schritt verlangsamte, weil er sie wohl nicht abhängen wollte. Ein scharfer Wind blies, für den Thea jedoch dankbar war, weil der steile Weg sie ins Schwitzen gebracht hatte.
Als sie die oberste Gesteinsschicht erreicht hatten, stellte Thea fest, dass die Felsen eine Grasmulde umsäumten, von wo aus man einen herrlichen Blick über das nächste Tal hatte. Hier nahm Angelos den Rucksack ab und ließ sich ins Gras sinken.
„Setzen Sie sich!“, ordnete er an.
Die Mulde war nicht sehr breit. Widerstrebend ließ sich Thea in größtmöglicher Entfernung neben ihm nieder. Die Sonne brannte auf sie nieder, und der Wind wehte über die Senke hinweg und brachte daher keine Abkühlung. Erhitzt von der Anstrengung, war es Thea jetzt viel zu warm.
„Ziehen Sie doch Ihren Pulli aus“, schlug Angelos vor, während er seinen eigenen ablegte.
Nur widerstrebend tat sie es ihm nach, fühlte sich jedoch sofort besser, als sie nur noch das Flanellhemd trug.
„Trinken Sie mehr“, wies er sie an und hob seine Wasserflasche an die Lippen.
Thea trank ebenfalls. Es war ein Genuss, das kühle Nass die Kehle hinunterrinnen zu spüren.
„Alles okay?“, fragte Angelos lakonisch,
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