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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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Anmerkung war mehr als nur das. Es war eine verschleierte Drohung.
    Sie sah ihm offen ins Gesicht. »Jay rief mich im Lauf des Tages an und fragte mich, ob ich mich mit ihm im Wheelhouse treffen wollte. Er sagte, er wolle mit mir reden.«
    »Wann hatten Sie ihn davor das letzte Mal gesehen?«
    »Das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Vor ein paar Monaten. Als der Mann verhaftet wurde, dem vorgeworfen wurde, die Kindergartenkinder in North Charleston belästigt zu haben. Jay war auf der Pressekonferenz und beantwortete die Fragen nach
den polizeilichen Ermittlungen. Ich war als Journalistin dort. Wir winkten einander zu, aber wir sprachen nicht miteinander. Ich hatte für meine Story mit einem der Polizisten gesprochen, die den Mann verhaftet hatten, nicht mit Jay.«
    »Aber Sie waren mit Burgess befreundet.«
    »Ja.«
    »Eng?«
    »Nein.«
    Die beiden Detectives wechselten einen weiteren vielsagenden Blick. Alexander beugte sich in seinem Stuhl vor, als wollte er sie warnen, nicht zu viel zu sagen.
    »Nie?«, fragte Clark.
    »Vor Jahren schon«, erwiderte sie gleichmütig. Ihre kurze Affäre mit Jay war nie ein Geheimnis gewesen. »Damals war ich gerade nach Charleston gezogen, um den Job bei Channel Seven anzutreten. Jay war einer der Ersten, die ich hier kennenlernte. Wir gingen ein paar Mal miteinander aus, aber unsere Freundschaft blieb immer mehr oder weniger platonisch.«
    »Mehr oder weniger?« Javiers erhobene Augenbraue unterstellte wohl eher weniger.
    »Während der letzten Jahre waren wir nur Freunde.«
    »Bis sie vorgestern Abend wieder zum Liebespaar wurden.«
    »Ich…« Sie zögerte. Alexander hob den Zeigefinger, als wollte er ihr von einer Antwort abraten. Sie senkte den Blick in den Schoß. »Ich weiß nicht, ob wir in dieser Nacht intim waren oder nicht. Ich bin mir nicht sicher. Ich kann mich nicht erinnern.«
    Clark seufzte, als könne er das kaum glauben, und sagte dann: »Sie haben sich also im Wheelhouse getroffen.«
    »Ich kam um sieben wie vereinbart. Jay war schon dort. Er hatte bereits etwas getrunken.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Auf dem Tisch standen mehrere leere Gläser. Haben Sie die Bedienung befragt?«

    Ohne auf ihre Bemerkung einzugehen, fuhr Clark fort: »Sie haben ein Glas Weißwein bestellt.«
    »Genau. Der Wein war nicht besonders gut.« Sie sprach direkt in die Kameralinse. »Ich glaube, jemand hatte etwas hineingerührt.«
    »Jay?«
    Was das betraf, teilte Britt Javiers offene Skepsis. »Ich weiß nicht, wie er das hätte anstellen sollen, ohne dass ich es bemerke. Ich glaube, er hat mein Weinglas nicht einmal angerührt. Und wieso sollte er mich unter Drogen setzen?«
    Clark zupfte an seiner Unterlippe. Javier rührte sich nicht. Beide sahen sie erwartungsvoll an. Ihr war bewusst, dass die Kamera jedes Blinzeln, jedes Luftholen aufzeichnete. Würde sie auf jemanden, der das Band später ansah, wohl schuldbewusst wirken? Sie wusste, dass Ermittler auf verräterische Anzeichen achteten, wenn sie nach Lügen suchten. Sie versuchte, sich ganz stillzuhalten und möglichst ausdruckslos in die Kamera zu blicken.
    »Worüber haben Sie gesprochen?«, fragte Javier.
    »Das habe ich Ihnen schon erzählt«, erklärte sie erschöpft. »Über dies und das. ›Wie geht es dir in deinem Job? Sehr gut. Und dir in deinem? Hast du Ferienpläne?‹ Solche Sachen.«
    »Nichts Persönliches?«
    »Er fragte mich, ob ich mit jemandem zusammen bin. Ich sagte nein, eigentlich nicht. Er sagte: ›Gut. Es würde mir gar nicht gefallen, dich an irgendeinen glücklichen Bastard zu verlieren, der dich gar nicht verdient hat, wenn ich hier abtrete.‹ Er grinste, es war die Art von neckischem Flirt, für die er berühmt war. Ich lachte. Dann ging mir auf, was er gerade gesagt hatte, und ich fragte ihn, was er mit abtreten meinte. Er sagte: ›Ich sterbe bald, Britt.‹«
    Ihre Stimme wurde rau, als sie sich den Augenblick und Jays ernste Miene ins Gedächtnis rief. »Dann erzählte er mir, dass er Krebs hatte.«

    Pankreas. Im fortgeschrittenen Stadium. Keine Aussicht auf Heilung, darum spare ich mir die Chemo und den ganzen Scheiß. Wenigstens habe ich dann noch meine Haare, wenn ich im Sarg liege.
    Nach einem Moment der Stille sagte Javier: »Dem Onkologen zufolge hatte Jay nur noch ein paar Wochen zu leben. Einen Monat oder zwei bestenfalls. Alle im Department waren geschockt, als er es erzählte. Manche haben tagelang geweint. Jay bot an, seine Marke abzugeben, aber der Chief sagte, er könnte

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