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Suesses Gift Der Liebe

Suesses Gift Der Liebe

Titel: Suesses Gift Der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
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alle Bücher und Aufsätze meines Vater gelesen,
sagte er. Seine Begeisterung war groß, auch erwies er sich als profunder Experte. Ich sah keinen Grund, ihm seinen Wunsch abzuschlagen.«
    Caleb blickte von seinen Notizen auf. »Machen Sie oft solche Führungen?«
    »Nein, natürlich nicht. Das hier ist ja nicht Kew Gardens oder die Carstairs Botanical Society.«
    Die alte Wut durchschoss sie. Sie schaffte es kaum, ihre Miene zu beherrschen, doch sie spürte, wie ihre Wangenmuskeln sich leicht strafften. Vermutlich war diese kleine Bewegung dem sehr aufmerksamen Mr Jones nicht entgangen.
    »Ich verstehe«, sagte er.
    »Seit dem Tod meines Vaters und meines Verlobten hat es nur wenig Anfragen nach Führungen gegeben.«
    Sie glaubte, einen Anflug von Mitgefühl in seiner Miene zu erhaschen, doch der Ausdruck war einen Herzschlag später verschwunden. Sie musste sich geirrt haben. Es war unwahrscheinlich, dass Caleb Jones so viel Feingefühl hatte.
    »Bitte, fahren Sie in Ihrem Bericht fort, Miss Bromley«, sagte er.
    »Dr. Knox und ich verbrachten fast zwei Stunden im Gewächshaus. Es zeigte sich bald, dass er sich besonders für meine Heilpflanzen und Kräuter interessierte.«
    Caleb hielt im Schreiben inne und sah sie scharf und durchdringend an. »Sie ziehen auch Arzneipflanzen?«
    »Sie sind meine Spezialität, Mr Jones.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Meine Eltern waren große Botaniker, doch das hauptsächliche Interessengebiet meiner Mutter war das Studium der Heilkräfte von Kräutern und Pflanzen. Ich erbte ihre
Liebe zu diesem Gebiet. Nach ihrem Tod begleitete ich meinen Vater weiterhin auf seinen Expeditionen, die der Jagd nach Pflanzen galten. Die Gattung, die Dr. Knox’ Aufmerksamkeit weckte, war ein seltener Farn, den ich auf unserer letzten Amazonasfahrt entdeckte. Ich nannte ihn Ameliopteri s amazonensis nach meiner Mutter. Sie hieß Amelia.«
    »Sie haben diesen Farn entdeckt?«
    »Eigentlich nicht. Die Ehre gebührt den Angehörigen eines kleines Stammes, der in jenem Teil der Welt lebt. Nach meiner Rückkehr konnte ich jedoch in Büchern und Fachzeitschriften nirgends einen Hinweis darauf finden. Und unsere Bibliothek ist sehr umfangreich.«
    Calebs Blick glitt nachdenklich über die vollen Regale. »Das sehe ich.«
    »Eine Heilkundige des Stammes hatte mir den Farn gezeigt und seine Eigenschaften beschrieben. Sie nannte ihn mit dem Namen, den ihr Volk der Pflanze gegeben hatte. Übersetzt bedeutet er ›Geheimes Auge‹.«
    »Wie wird der Farn angewendet?«
    »Der Stamm wendet ihn bei gewissen religiösen Zeremonien an. Aber ich bezweifle sehr, dass Dr. Knox religiös ist, ganz zu schweigen davon, dass er geheiligte Riten beachtet, die nur von einem kleinen Stamm in einem entlegenen Dorf Südamerikas praktiziert werden. Nein, Mr Jones, er verwendete meinen Farn, um dem Gift raschere Wirksamkeit zu verleihen und Geschmack und Geruch zu übertönen.«
    »Wissen Sie, welche Wirkung der Farn hat, wenn er bei den Zeremonien der Dorfbewohner benutzt wird?«, fragte Caleb.
    Eine erstaunliche Frage. Die meisten Menschen hätten den
Glauben eines Volkes in einem fernen Land als Humbug glatt abgetan.
    »Die Heilkundige behauptete, dass ein aus dem Farn gekochter Absud das zu öffnen vermag, was ihr Volk als das geheime Auge eines Menschen bezeichnet. Die Dorfbewohner glauben fest daran. Und auf den Glauben kommt es an … bei allen religiösen Bräuchen.«
    »Haben Sie eine Ahnung, was die Heilerin mit dem Öffnen des geheimen Auges meinte?«
    Sein unerwartetes großes Interesse, das plötzlich den Eigenschaften des Farns und nicht dem Diebstahl galt, war irgendwie beunruhigend. Gerüchtweise war ihr zu Ohren gekommen, dass die Bezeichnung Exzentriker Caleb Jones nicht ganz gerecht wurde.
    Es war zu spät, um ihm die Tür zu weisen, da er nun ihre Geheimnisse kannte. Und er war für sie unersetzlich, obschon es in London von Typen wimmelte, die sich ihrer psychischen Fähigkeiten rühmten. Tatsächlich war alles Paranormale groß in Mode. Wie aber jeder vernünftige Mensch innerhalb der Arcane Society wusste, war die Mehrheit dieser Praktiker Betrüger und Scharlatane. Sie war auf Caleb Jones’ Gabe angewiesen.
    »Ich behaupte nicht, dass ich viel vom Glauben der Heilkundigen weiß«, sagte sie behutsam. »Laut ihrer Aussage war geheimes Auge die Bezeichnung für etwas, das Sie und ich den Traumzustand eines Menschen nennen würden.«
    Eine große und verstörende Ruhe überkam Caleb Jones.
    »Dieser

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