Suesses Gift Der Liebe
kaufen. Und wer weiß schon, was in einigen dieser schrecklichen, so beliebten Wundermittel steckt? Doch das Gift, mit dem Lord Fairburn getötet wurde, war keines, das man sich so leicht beschaffen kann. Auch die Herstellung war nicht einfach.«
Sein Talent regte sich. »Sie wollen damit sagen, dass es in einem Labor und nicht im Hinterzimmer einer Apotheke hergestellt wurde?«
»Ich sage noch mehr, Mr Jones. Ich glaube zu wissen, wer das Gift braute, das Lord Fairburn tötete.«
Er rührte sich nicht und ließ sie nicht aus den Augen. Interessant kam nicht annähernd hin, auch faszinierend reichte nicht aus, um Lucinda Bromley zu beschreiben.
»Woher wissen Sie das, Miss Bromley?«
Sie atmete tief durch. »Zusätzlich zu den Spuren der Rizinuspflanze erkannte ich noch eine Zutat im Gift, das Fairburn tötete. Sie wurde aus einer sehr seltenen Farngattung gewonnen, die ich einst in meinem Gewächshaus zog. Ich glaube, der Mörder stattete mir letzten Monat einen Besuch ab, um die Pflanze an sich zu bringen.«
Damit begriff er plötzlich die wahre Natur dieses Falles.
»Verdammt«, sagte er sehr leise. »Von Ihrem Besucher und dem Diebstahl verrieten Sie Spellar wohl nichts?«
»Nein. Von den Spuren der Ameliopteris amazonensis, die
ich im Gift entdeckte, das Lord Fairburn trank, wagte ich nichts zu sagen. Er wäre zwangsläufig zu dem einzig möglichen Schluss gelangt.«
»Dass Sie es waren, die das Gift braute«, sagte Caleb darauf.
4. KAPITEL
Seine Aura wies eine beunruhigende Spannung auf. Sie hatte sie in dem Moment wahrgenommen, als er das Gewächshaus betrat. Bei einem Schwächeren hätte eine solche Unausgewogenheit der Energien zu einer ernsten Krankheit körperlicher Natur geführt. Sie vermutete, dass Caleb Jones diese Unausgewogenheit unbewusst allein durch seinen Willen beherrschte, und bezweifelte, ob er die merkwürdigen ungesunden Strömungen überhaupt spürte.
Sein Gesundheitszustand war nicht ihr Problem, ermahnte sie sich, solange er ihn nicht daran hinderte, eine gründliche Ermittlung durchzuführen. Ihre Intuition sagte ihr, dass dies nicht der Fall wäre. Resolute Entschlossenheit war in seiner Aura viel stärker spürbar als die unnatürlichen Strömungen. Caleb Jones war ein Mann, der um jeden Preis ausführen würde, was er sich vorgenommen hatte.
Diese Zusammenkunft war das Letzte, was sie gewollt hatte, doch ihr war keine Alternative eingefallen. Ihre Umstände waren traurig, und das Problem war psychischer Natur. Das bedeutete, dass sie eine Ermittlungsfirma brauchte, die mit paranormalen Erscheinungen umgehen konnte. Die einzige, die ihr einfallen wollte, war die unlängst gegründete Jones-Agentur.
Eine Beziehung zu dieser Firma bedeutete leider, dass man
es mit einem Mitglied der Familie Jones zu tun bekam, einer in jeder Hinsicht exzentrischen und gefährlichen Sippe. Die Arcane Society war eine für ihre Geheimniskrämerei berüchtigte Organisation, und die mächtigen Angehörigen des Jones-Clans - Nachfahren des Gründers - nahmen darin stets eine zentrale Stellung ein. Gerüchtweise verlautete, dass sie sich sehr gut darauf verstanden, sowohl die dunklen Geheimnisse der Society als auch ihre eigenen zu hüten.
Wenn ihre Vermutung stimmte, musste Caleb Jones im Aufspüren einer Wahrheit äußerst geschickt sein. Es hieß, dass in der Familie jeder ein starkes Talent in dieser oder jener Richtung besaß, und sie hatte erwartet, Caleb würde eine Probe seines ungewöhnlichen Könnens liefern.
Was sie verblüfft hatte, war die starke Neugierde, um nicht zu sagen Faszination, die ein Schaudern in ihr auslöste, als sie seine Anwesenheit im Gewächshaus gespürt hatte. Die erregenden kleinen Funken der Wahrnehmung, die nun in ihr aufsprühten, konnten ihrer Natur nach nur als beunruhigend sinnlich bezeichnet werden. Die Empfindungen waren beunruhigend und desorientierend; bei einer achtzehnjährigen Unschuld verzeihliche Empfindungen, die aber bei einer Frau von siebenundzwanzig Jahren völlig ungehörig waren; bei einer erfahrenen Frau.
Um Himmels willen, ich gelte schon als sitzengeblieben. Als alte Jungfer. Und er ist ein Jones. Was ist nur mit mir los?
Von Caleb Jones ging bezwingende Kraft aus, zugleich aber auch Ernst und Melancholie, so als hätte er das Leben kraft seiner Intelligenz und Talente geprüft und wäre zu dem Schluss gelangt, dass es ihm wenig Freuden zu bieten hätte, er aber dennoch auszuharren gedachte. Auch wenn sie nicht
gewusst hätte, dass er
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