Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
ihr Gesicht. »Vielen Dank«, sagte sie. »Vielen, vielen Dank.«
Die Presse drängte sich um sie. Sam war nur zu klar, wie viele Kameras auf sie gerichtet waren. Jemand schob ihr ein Mikrofon vor die Nase, so nah, dass sie nur einen silbernen Streifen wahrnahm. »Summer Westin, Sie sind die Heldin des Tages. Was haben Sie unseren Zuschauern zu sagen?« Das war Adams Stimme. Sie schob das Mikrofon weg und kletterte mit steifen Beinen ein wenig schwankend aus dem Hubschrauber.
»Babe?«, sagte Adam leise. »Alles in Ordnung?« Dann legte er die Arme um sie. »Was habe ich doch für ein Glück. Ich bin gekommen, um über das Töten der Pumas zu berichten, aber du hast die wirkliche Story ausgegraben. Sind wir nicht ein Spitzenteam?«
Hinter Adam sah sie Perez, der sie mit unbewegtem Gesicht beobachtete. Thompson geleitete Zack und Jenny durch die Menge; das Fernsehteam und die Zuschauer folgten ihnen zum Parkplatz. Adam sah auch in die Richtung. Sam schob ihn weg. Er warf ihr einen überraschten Blick zu, dann folgte auch er der Medienmeute und winkte den Kameramann zu sich.
Sam ging zu Perez in der Hoffnung, er würde die Arme ausbreiten, und sie könnte sich hineinfallen lassen. Doch er verschränkte die Arme vor der Brust und beugte sich vor. »Die kommen wieder«, flüsterte er. »Hau ab, solange du kannst.«
»Es ist vorbei. Wahrhaftig vorbei.«
Er sah zum Hubschrauber. »Für dich schon. Ich muss allerdings noch mal zurück und Davinski holen. Und den zweiten Rucksack.«
»Lass sie doch gehen.« Sam wies mit dem Kinn auf eine bekannte Gestalt, die sich durch die Menge zu ihnen drängte. Nicole Boudreaux in Tweedhosen und einem rostfarbenen Rollkragenpullover, das kastanienbraune Haar im Nacken mit einem braunen Samtband zusammengebunden. Die Frau war einfach atemberaubend.
Nicole und Chase schwebten mit dem Hubschrauber davon. Tanner wollte Sam ins Krankenhaus fahren, gab sich aber schnell geschlagen, als sie drohte, einen Artikel über das feige Verhalten der Parkverwaltung zu schreiben, wenn Tanner sie nicht sofort ins Hotel bringen würde.
»Sie hatten noch nie Teamgeist«, murrte sie.
Dann war Sam endlich allein in ihrem Zimmer im Wagon Wheel Motel, und um sie herum herrschte gnädige Stille. Sie hatten ihr sogar das gleiche Zimmer wie vor zwei Tagen gegeben. Auf dem Nachttisch stand ein Früchte-Carepaket vom Frauenverein in Las Rojas.
Und aus dem Holzrahmen starrte der Hirsch sie an, als sei er erstaunt, dass sie immer noch lebte.
26
Als Sam nach einem ausgiebigen Bad aus der heißen Wanne stieg, waren ihre Sachen wie von Zauberhand ebenfalls auf dem Zimmer angekommen. Der Laptop lag auf dem Bett, die Campingsachen standen auf einem Plastikbeutel in einer Ecke, und auf dem kleinen Tisch verbreiteten abgedeckte Teller verführerische Düfte.
Mist. Jetzt hatte sie keine Ausrede mehr. Seufzend setzte sie sich daran, den abschließenden Artikel für den SWF zu verfassen. Das Foto, auf dem Zack einen Stein auf Karl Davinski warf, musste definitiv hinein, ebenso wie jenes, auf dem Davinski den Jungen in der Nische hochhielt. Selbst das Bild, das Perez von ihr und Zack geschossen hatte, war gar nicht mal so schlecht. Natürlich sah sie aus wie eine Katze, die in eine Regentonne gefallen war, aber immerhin sehr sauber. Das Licht war schummrig genug gewesen, um die Krähenfüße um ihre Augen zu verdecken. Und Zack war einfach anbetungswürdig. Die konnten sie ja immer noch rausschneiden, wenn sie wollten. Die Bild vom gefesselten Davinski, über dem lächelnd sein kleines Opfer stand, wirkte sehr dramatisch; es würde sie nicht wundern, wenn die Zeitungen sich darauf stürzten.
Der letzte Dateiname verschwand aus der Übertragungsliste. Sam saß vor dem blauen Bildschirm. Jetzt musste sie das Modemkabel rausziehen und das Telefon wieder einstöpseln, aber sie fürchtete sich vor den Anrufen, die unweigerlich kommen würden. Nach ein paar Minuten wunderbarer Stille klingelte ihr Handy in der Aufladeschale. Wann hatte sie das bloß eingesteckt?
Statt einer Nummer stand Washington auf dem Display. Der SWF. Schicksalsergeben nahm sie ab. »Westin.«
»Ich verstehe ja, dass du wütend bist, aber das legt sich wieder.« Adam.
Sie hatte eigentlich erwartet, dass er jeden Moment an die Tür klopfen würde. »Wo bist du?«
»Firmenjet«, gluckste er. »In ein paar Stunden landen wir in Seattle. Schalt um elf ein, dann siehst du uns beide in den Nachrichten.«
Sie antwortete nicht.
»Du kannst mich nicht
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