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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Uhr. Es war 15 Uhr 25. Die Tür des Learjets ging auf, und ein Mann mit weißem Jackett und dunkelblauer Hose klappte die kleine Gangway herunter. Ihre Freunde griffen nach ihrem Gepäck, schlenderten in Richtung Flugzeug und sahen diskret und leicht verunsichert in ihre Richtung.
    »Jacques Poitier hat mit seinem Wagen am Straßenrand vor eurem Haus angehalten. Deine Gäste haben gehört, wie du mit ihm gesprochen hast«, sagte ich.
    »Er hat behauptet, sein Wagen habe eine Panne. Er hat daran gearbeitet«, antwortete sie.
    »Er hat dich gefragt, ob die Frau, die Cletes Cadillac fuhr, Holtzners Tochter sei.«
    Sie schwieg. Ihr Haar wehte im Wind. Sie sah auf die offene Tür des Flugzeugs und den Steward, der auf sie wartete.
    »Du hast ihn in dem Glauben gelassen, sie sei Geraldine Holtzner«, sagte ich.
    »Ich habe ihm kein Wort gesagt, Dave.«
    »Du hast gewußt, wer er war. Ich hatte dir eine genaue Personenbeschreibung gegeben.«
    »Sie warten auf mich.«
    »Warum hast du das getan, Meg?«
    »Tut mir leid um Lila Terrebonne. Nicht um ihren Vater.«
    »Sie hatte das nicht verdient.«
    »Mein Vater auch nicht. Ich gehe jetzt ... es sei denn, du hast einen Haftbefehl. Aber das glaube ich nicht. Wenn ich etwas Falsches getan habe, dann war es eine Unterlassungssünde. Und das ist kein Verbrechen.«
    »Du hast also schon mit einem Anwalt gesprochen«, sagte ich beinahe erstaunt.
    Sie bückte sich und hob ihren Koffer und ihre Umhängetasche auf. Dabei blies der Wind ihr den Hut vom Kopf, der flatternd über die Rollbahn hüpfte. Ich rannte wie ein eifriger Schüler hinterher, dann ging ich zu ihr zurück, klopfte den Staub vom Hut und drückte ihn ihr in die Hand.
    »Ich laß nicht locker. Du hast den Tod einer Unschuldigen mit verschuldet. Genau wie bei dem Schwarzen, der vor Jahren vor deinem Kameraobjektiv umgekommen ist. Jemand hat wieder einmal deine Rechnung bezahlt. Komm nie wieder nach New Iberia, Meg«, sagte ich.
    Ihre Augen hielten meinem Blick stand, und ich sah unendliche Trauer in ihren Zügen. Es war die Trauer eines Kindes, das mit ansehen muß, wie sich ein Luftballon losreißt und plötzlich im Wind davonschwebt.

Epilog
    An diesem Nachmittag legte sich der Wind, und es war ein roter Schimmer wie Farbe in den Wolken, das Wasser stand hoch und braun im Bayou, und die Zypressen und Weiden schwirrten vor Rotkehlchen. Es hätte ein guter Nachmittag fürs Geschäft im Köderladen und am Bootsanleger sein müssen, aber das Gegenteil war der Fall. Der Parkplatz war leer, auf dem Wasser heulte kein Motor, und der Klang meiner Schritte auf den Planken am Anleger hallte hohl über den Bayou, als laufe ich unter einer Glasglocke über den Steg.
    Ein Betrunkener, der Batist schon zuvor belästigt hatte, hatte das Geländer am Anleger durchbrochen und war auf die Bootsrampe gestürzt. Ich holte Holz und Werkzeug und eine Elektrosäge aus dem Werkzeugschuppen hinter dem Haus, um das Loch im Geländer zu reparieren, und Alafair nahm Tripod an die Leine und begleitete mich zum Anleger. Ich hörte die Fliegengittertür hinter uns aufgehen, drehte mich um und sah Bootsie auf der Veranda. Sie winkte und ging dann zu einem Blumenbeet und begann auf den Knien zu jäten.
    »Wo sind denn alle?« fragte Alafair draußen auf dem Bootsanleger.
    »Schätze, viele sind heute zum Spiel der USL gegangen«, erwiderte ich.
    »Aber alles ist so still. Mir platzt fast das Trommelfell.«
    »Was hältst du davon, wenn wir ein paar Dosen Dr. Pepper köpfen?« fragte ich.
    Sie ging in den Köderladen, kam jedoch nicht gleich zurück. Ich hörte, wie die Kassenschublade geöffnet wurde, und wußte, daß das Tarnmanöver begann, mit dem sie ihre Großzügigkeit zu verdecken suchte. Sie bezahlte für den Pie, den sie von der Theke genommen hatte, um ihn an Tripod zu verfüttern, ob dieser ihn wollte oder nicht, während er seinen dicken, gekringelten Schwanz in die Luft schnalzen ließ wie eine Feder.
    Ich versuchte mich auf die Reparatur des Geländers zu konzentrieren und die Gedanken nicht zu sehen, die grell wie Glassplitter vor meinem geistigen Auge standen. Ich berührte ständig Stirn und Schläfen mit dem Arm, als müsse ich Schweiß wegwischen, doch mein Problem lag woanders. Ich fühlte ein eisernes Band um meinen Schädel, wie damals auf den Dschungelpfaden in Vietnam oder wenn sich der Vietcong durch unseren Drahtverhau schnitt.
    Was bedrückte mich so sehr? Die Gegenwart von Männern wie Archer Terrebonne in unserer Mitte?

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