Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset

Titel: Sunset - King, S: Sunset - Just After Sunset Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
konnte sich nur zu gut vorstellen, wie das Arschloch da draußen stand, sich über den Graben beugte, eine Hand gegen die blaue Seitenwand gestützt, die andere zur Faust geballt. »Bequem da drin? Fühlst du dich wohl?«
    Curtis blieb ihm die Antwort schuldig. Solange Grunwald sich gegen die Tür des Klohäuschens stemmte, stand das verdammte Ding wenigstens gerade.
    »Und ob du dich da drin wohlfühlst. Wie eine Sau in der Grube.«
    Ein weiterer dumpfer Schlag, und die Toilette geriet wieder gefährlich in Schieflage. Grunwalds Gewicht hielt sie nicht länger. Curtis nahm dieselbe Haltung ein wie zuvor, stellte sich auf die Fußballen und mühte sich mit aller Willenskraft ab, das stinkende Häuschen mehr oder weniger aufrecht zu halten. Der Schweiß lief ihm über das Gesicht und brannte ihm am linken Wangenknochen, wo er sich beim Rasieren geschnitten hatte. Dabei musste er plötzlich sehnsüchtig an sein Badezimmer denken, das er immer als selbstverständlich hingenommen hatte. Er würde jeden Dollar seiner Rentenversicherung dafür hergeben, um jetzt dort zu sein, das Rasiermesser in der rechten Hand, während er zuschaute, wie sich das Blut auf seiner linken Wange einen Weg durch den Rasierschaum bahnte, und der Radiowecker neben seinem Bett irgendeinen dämlichen Popsong spielte. Etwas von den Carpenters oder Don Ho.
    Jetzt kippt es gleich um, ganz bestimmt, darauf lauert er schon die ganze Zeit …
    Aber das Klohäuschen hörte wieder auf zu wackeln. Trotzdem, viel hatte nicht gefehlt. Curtis stand auf Zehenspitzen und mit gekrümmtem Rücken über der Bank, die Hände gegen die Rückwand gestemmt, und allmählich wurde ihm bewusst, wie entsetzlich heiß es in diesem kleinen Häuschen war und wie sehr es stank, selbst bei geschlossenem Klodeckel. Es roch nicht nur nach verrottenden menschlichen Exkrementen, sondern auch nach Desinfektionsmittel – das blaue Zeug, natürlich -, und das machte es irgendwie nur noch schlimmer.
    Als Grunwald wieder etwas sagte, ertönte seine Stimme von der Rückwand. Er war wohl über den Graben gesprungen und hatte das Klohäuschen umrundet. Curtis erschrak so sehr, dass er fast zurückgewichen wäre, aber er fing sich im letzten Moment. Trotzdem konnte er nicht verhindern, dass er zusammenzuckte und kurz die Hände von der Wand löste. Das Klohäuschen schwankte. Er stemmte sich wieder mit aller Kraft gegen die Rückwand, gerade noch rechtzeitig.
    »Wie geht’s, wie steht’s, Nachbar?«
    »Ich hab eine Scheißangst«, sagte Curtis. Das verschwitzte Haar war ihm in die Stirn gefallen und klebte dort fest, aber er traute sich nicht, es sich nach hinten zu streichen. Diese Bewegung allein konnte schon genügen, und das Häuschen fiel um. »Lass mich raus. Du hast deinen Spaß gehabt.«
    »Wenn du glaubst, dass mir das Spaß macht, dann irrst du dich gewaltig«, sagte das Arschloch in schulmeisterlichem Ton. »Ich hab wirklich lange darüber nachgedacht, Nachbar, und bin schließlich zu der Feststellung gelangt, dass es notwendig ist. Eine andere Möglichkeit ist mir nicht geblieben. Und ich konnte auch nicht länger warten, weil mein Körper sonst vielleicht nicht mehr in der Lage gewesen wäre, das zu tun, was er tun muss.«
    »Grunwald, wir können das wie unter Männern klären.Versprochen.«
    »Gib dir keine Mühe – auf das Wort von jemandem wie deinesgleichen werde ich nie etwas geben.« Er klang noch immer äußerst oberlehrerhaft. »Ein Mann, der sich auf das Wort einer Schwuchtel verlässt, hat verdient, was ihm widerfährt.« Und dann schrie er so laut, dass seine Stimme ganz brüchig wurde. »IHR MISTKERLE HALTET EUCH IMMER FÜR SO SCHLAU! WIE SCHLAU KOMMST DU DIR JETZT VOR, HM?«
    Curtis schwieg. Jedes Mal wenn er zu wissen glaubte, wie das Arschloch tickte, eröffneten sich ihm ganz neue Abgründe.
    Schließlich fuhr Grunwald in etwas ruhigerem Ton fort.
    »Du hättest gern eine Erklärung? Du glaubst sogar, eine verdient zu haben? Na ja, vielleicht hast du das ja.«
    Irgendwo krächzte eine Krähe. Für Curtis in seinem kleinen heißen Kabuff klang es, als würde sie ihn auslachen.
    »Hast du etwa gedacht, ich mache Witze, als ich ›schwule Hexe‹ zu dir gesagt habe? Von wegen. Heißt das, du weißt, dass du eine, nun ja, bösartige übernatürliche Macht bist, die dazu da ist, mich auf die Probe zu stellen? Keine Ahnung. Seit meine Frau sich ihre Juwelen geschnappt und mich verlassen hat, habe ich eine ganze Reihe schlafloser Nächte damit verbracht, unter

Weitere Kostenlose Bücher